„Produktionskrieg“ zwischen Russland und dem Westen? Putins Rüstung brummt – doch es gibt Zweifel

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Russland ist den USA und Europa bei der Produktion von Artilleriemunition weit voraus. Ein Vorteil im Ukraine-Krieg ist jedoch zweifelhaft.

München – Um einen bewaffneten Konflikt zu entscheiden, spielen Menge und Art von Waffen eine entscheidende Rolle. Im Ukraine-Krieg ist Moskau Kiew hinsichtlich der Produktion von Munition hoch überlegen. Das liegt nicht nur daran, dass die Hilfen des Westens für die Ukraine stocken, sondern auch am Tempo Russlands bei der Herstellung von Rüstungsgütern.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu besichtigt eine Waffenfabrik.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu besichtigt eine Waffenfabrik. (Archivbild, Aufnahme 11. April 2023) © IMAGO/Vadim Savitsky

Das Regime von Wladimir Putin soll dreimal mehr Artilleriemunition herstellen als die westlichen Verbündeten der Ukraine. Schätzungen des Nato-Geheimdienstes zufolge produziert Russland etwa 250.000 Artilleriegeschosse im Monat oder rund drei Millionen im Jahr. Das berichtet CNN und beruft sich auf Quellen, die mit den Bemühungen des Westens, die Ukraine zu bewaffnen, vertraut sind. Europa und die USA haben nur die Kapazität, jährlich etwa 1,2 Millionen Munition für Kiew zu produzieren, sagte ein hochrangiger europäischer Geheimdienstmitarbeiter dem Sender.

Russland produziert dreimal so viel Artilleriemunition wie Europa und die USA

„Wir befinden uns derzeit in einem Produktionskrieg“, sagte ein hochrangiger Nato-Beamter CNN. Russland betreibe „rund um die Uhr“ in wechselnden Zwölf-Stunden-Schichten Artilleriefabriken, die Kriegsmaschinerie laufe auf Hochtouren. „Der Ausgang in der Ukraine hängt davon ab, wie jede Seite für die Führung dieses Krieges gerüstet ist“, sagte er weiter. Die USA hatten sich eigentlich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2025 100.000 Artilleriegeschosse im Monat herzustellen. Doch dieses Ziel ist durch die Blockade von Geldern durch Republikaner im US-Kongress in weite Ferne gerückt.

Obwohl Russland bei der Waffenproduktion hoch überlegen ist, erwarten westliche Geheimdienstmitarbeiter kurzfristig keine größeren Erfolge auf dem Schlachtfeld. „Russland hat es auf beeindruckende Weise geschafft, die Produktion in vielen Verteidigungssektoren zu steigern“, sagte Oscar Jonsson von der „Swedish Defense University“ dem Wall Street Journal. Er glaube nicht, dass Moskau dieses Tempo aufrechterhalten könne. Ein hochrangiger Nato-Beamter glaube, dass es noch zwei bis fünf Jahre dazu in der Lage sei.

Russland soll bei offiziellen Produktionszahlen von Munition tricksen

Zweifel gibt es auch hinsichtlich der Produktionszahlen. Nach Angaben des „Royal United Services Institute (RUSI)“, einer britischen Denkfabrik, besitzt Russland einen Vorrat von rund drei Millionen Artilleriegeschossen. Davon sollen sich jedoch viele in schlechtem Zustand befinden und aus alten Vorräten stammen. „Sie übertreiben die Zahlen“, sagte Michael Gjerstad vom „International Institute for Strategic Studies“ dem Wall Street Journal.

Laut dem „RUSI“ reiche die inländische Munitionsproduktion zudem nicht aus, den Bedarf im Ukraine-Krieg zu decken. Russland sei deshalb weiter von ausländischen Verbündeten abhängig. Putin beziehe Munition von Nordkorea, dem Iran und Belarus. Aus China kämen Chemikalien und Computerchips, hieß es. (mt)

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