Russland kontrolliert im Ukraine-Krieg immer mehr Gebiete: Ostfront droht Zusammenbruch

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Putins Armee erzielt im Ukraine-Krieg immer mehr Gebietsgewinne. Mehrere wichtige Abschnitte der langen Front drohen an die Invasoren zu fallen.

Kiew – Die ukrainische Stadt Kupjansk, die vor zwei Jahren nach der russischen Invasion mühsam von ukrainischen Truppen befreit wurde, steht erneut vor der Gefahr, von russischen Soldaten besetzt zu werden. Die Verteidigungslinie hält noch stand, aber wie lange wird das noch der Fall sein? Die Situation an der ausgedehnten Front im Ukraine-Krieg ist an mehreren Punkten alarmierend.

Seit einigen Wochen intensiviert die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin ihre Angriffe. Täglich erreichen uns Berichte über Todesfälle und Verletzungen sowie über Zerstörungen, einschließlich der Energieinfrastruktur. In der Nacht zum Dienstag (26. November) griff Russland die Ukraine laut dem ukrainischen Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda mit der bisher größten Anzahl an Drohnen an.

Russland rückt im Ukraine-Krieg immer weiter vor: Ukraine stellt sich an Ostfront verzweifelt entgegen

In Kupjansk, im Gebiet Charkiw, konnte die Ukraine russische Soldaten, die vorgedrungen waren, zurückdrängen. „Dort ist alles unter der Kontrolle unserer Streitkräfte“, bestätigte der Sprecher der für diesen Abschnitt zuständigen Armeegruppe, Nasar Woloschyn, am Dienstag im Fernsehen. Auch russische Vorstöße auf das von der Ukraine kontrollierte Westufer des Flusses Oskil wurden abgewehrt.

In der Ukraine drohen mehrere Frontabschnitte an Russland zu fallen.
In der Ukraine drohen mehrere Frontabschnitte an Russland zu fallen. © IMAGO/Stanislav Krasilnikov

Kupjansk ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Die Frontlinie ist nur noch etwa zwei Kilometer nördlich. „Die Russen versuchen, in kleinen Einheiten in den (östlichen) Teil der Stadt einzudringen, aber bisher konnten wir sie abwehren“, erklärte ein ukrainischer Soldat gegenüber Kyiv Independent. „Wenn sie Kupjansk einnehmen, sind wir in einer sehr, sehr schlechten Position.“

Ukraine-Krieg: Schlacht um Welyka Nowosilka an Südost-Front soll bevorstehen

Die Situation ist nicht nur dort kritisch. Auch an anderen Orten bröckelt die Donbass-Front. Trotz schwerer Verluste konnten Putins Truppen zuletzt umfangreiche Geländegewinne erzielen, und die Frontlinie verschob sich nach einem überraschenden Durchbruch zu Beginn der Woche kilometerweit nach Westen. In Welyka Nowosilka sollen die Russen laut übereinstimmenden Berichten so weit vorgedrungen sein, dass eine Schlacht um die Ortschaft bevorsteht.

Russische Militärblogger berichten, dass der Durchbruch bei Welyka Nowosilka aufgrund der geringen Anzahl von ukrainischen Soldaten in ihren Verteidigungspositionen gelungen sei. Bei der Einnahme der Stellungen rund um die strategisch wichtige Siedlung hätten russische Soldaten kaum Widerstand erlebt.

Ukraine-Krieg: Heftige Kämpfe auch in Kurachowe und Pokrowsk

Möglicherweise fehlten dort starke Einheiten, die in der russischen Region Kursk kämpfen, oder Kräfte, die in den Abwehrkämpfen vor Pokrowsk gebunden sind. Die Stadt ist für die Ukraine von enormer Bedeutung. „Hinter Pokrowsk gibt es tatsächlich kaum noch Verteidigungsstellungen“, erklärte der österreichische Militärexperte Markus Reisner gegenüber ntv.de. „Sollten es die Russen schaffen, dort wirklich durchzubrechen, kann es danach sehr schnell gehen. Dann können sie rasch die letzten knapp 150 Kilometer Richtung Westen vorrücken bis zum Ufer des Dnipro.“

Darüber hinaus ist Kurachowe zunehmend unter Druck, wo ukrainische Einheiten von einer Einkesselung bedroht sind. „Der Feind stürmt in letzter Zeit bis in die Außenbezirke der Stadt vor. Er versucht, die Stadt unter Feuerkontrolle zu nehmen, und die Logistikwege, die zur Stadt führen. Er versucht, die Verteidigung zu durchbrechen“, berichtete Militärsprecher Nasar Woloschyn im ukrainischen Fernsehen. Woloschyn erwähnte auch den zunehmenden Einsatz von gelenkten Fliegerbomben und Artillerie. (mt)

Auch interessant

Kommentare