1000 Euro Zuschlag im Jahr: So bekommen Rentner mehr Geld
Eingeführt, um Rentner mit geringem Einkommen zu unterstützen, steht die Grundrente nun in der Kritik. Die Gründe sind vielfältig.
München – Die Grundrente, die ursprünglich zur Bekämpfung der Altersarmut in Deutschland eingeführt wurde, steht nun im Zentrum einer hitzigen Debatte. Laut einer aktuellen Studie erreicht dieser Zuschuss für Rentner mit niedrigem Einkommen weniger Menschen als ursprünglich geplant. Dennoch können diejenigen, die davon profitieren, einen jährlichen Zuschlag von durchschnittlich etwa 1000 Euro zur Rente erwarten, ohne sich durch bürokratische Hürden kämpfen zu müssen. Hier ein Überblick.

Wer erhält die Grundrente?
Die Grundrente wurde für diejenigen konzipiert, die trotz langer Arbeitsjahre und Beiträgen zur Deutschen Rentenversicherung im Alter nur eine geringe Rente erhalten. Um den Zuschlag zu erhalten, muss man mindestens 33 Jahre Grundrentenzeiten nachweisen können. Der volle Grundrentenzuschlag wird jedoch erst nach 35 Jahren gewährt. Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) zählen dazu:
- Pflichtbeitragszeiten aus einer versicherten Berufsausbildung
- Zeiten der Selbstständigkeit mit Rentenversicherungspflicht, oder Pflichtversicherung auf Antrag
- Zeiten mit Leistungen bei Krankheit oder Rehabilitation
- Pflichtbeitragszeiten für Kindererziehung und nicht erwerbsmäßige Pflegetätigkeit
- Kindererziehungszeiten und Berücksichtigungszeiten wegen Pflege
- Beitragszeiten aufgrund eines rentenversicherungspflichtigen Minijobs
- Zeiten des Wehrdienstes
- Beitragszeiten nach dem Fremdrentengesetz
- Ersatzzeiten wie beispielsweise Kriegsdienst, Kriegsgefangenschaft etc.
Die Rentenversicherung führt jährlich eine Einkommensüberprüfung durch, um zu ermitteln, ob und in welcher Höhe ein Anspruch besteht. Für den vollen Zuschlag darf das Monatseinkommen als Rentner bei maximal 1375 Euro für Alleinstehende oder 2145 Euro für Eheleute oder Lebenspartner liegen. Dabei werden das zu versteuernde Einkommen, der steuerfreie Teil der Rente sowie Kapitalerträge berücksichtigt.
Wer profitiert von der Grundrente?
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) profitieren insbesondere Frauen und Ostdeutsche von der Regelung. Etwa 72 Prozent der Bezieher waren Frauen, da sie häufiger als Männer Kindererziehungszeiten und niedrigere Löhne geltend machen können. Im Osten erhielten 4,1 Prozent der Männer und 7,8 Prozent der Frauen die Grundrente, im Westen waren es 1,8 Prozent bei den Männern und 6,2 Prozent bei den Frauen.
Muss man Grundrente beantragen?
Im Gegensatz zu vielen anderen Sozialleistungen müssen Rentner, die Anspruch auf den Grundrentenzuschlag haben, keinen Antrag stellen. Sie erhalten das zusätzliche Geld automatisch, ohne sich mit der deutschen Bürokratie auseinandersetzen zu müssen. Die Deutsche Rentenversicherung prüft automatisch, ob ein Anspruch besteht und die Auszahlung erfolgt ebenfalls automatisch.
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Wie hoch ist die Grundrente?
Die Höhe der Grundrente wird individuell festgelegt. Laut BMAS beträgt der durchschnittliche Grundrentenzuschlag 86 Euro (brutto) monatlich, also mehr als tausend Euro im Jahr. Im Jahr 2023 konnten Rentner maximal 441 Euro monatlich an Grundrente zusätzlich zu ihrer Rente erhalten.
Wieso ist die Grundrente umstritten?
Allerdings erhalten weniger Menschen als erwartet die Grundrente. Ende 2022 bezogen laut einer Untersuchung des DIW insgesamt 1,1 Millionen Menschen die Grundrente, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Bei der Einführung war die Bundesregierung von 1,3 Millionen Berechtigten ausgegangen, SPD-Chefin Saskia Esken nannte sogar eine Zahl von 1,4 Millionen. „Die Grundrente hilft, aber sie unterstützt zu wenige Leute. Sie reicht nicht aus, um Armut im Alter ausreichend zu bekämpfen“, so Peter Haan vom DIW. Nur 4,3 Prozent der rund 21 Millionen Rentner erhalten laut dem Institut den Zuschlag.
Was plant die Politik zum Thema Grundrente?
In der Ampel-Koalition haben SPD und FDP die regelmäßige Einkommensprüfung bei der Grundrente in Frage gestellt. „Die SPD hat sich stets dafür eingesetzt, dass die Grundrente bei Bedarf ohne Einkommens- oder Vermögensprüfung ausgezahlt wird“, sagte Tanja Machalet, rentenpolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir mussten den Kompromiss akzeptieren, um in der vorherigen schwarz-roten Koalition überhaupt eine Grundrente verabschieden zu können.“ „Dass die Einkommensprüfung nicht nur zu unnötigem Aufwand für die Rentenversicherung führt, sondern auch Probleme mit sich bringt für diejenigen, die die Grundrente zum Leben brauchen, ist leider das Ergebnis.“
Auch die FDP äußerte Kritik an der Einkommensprüfung. „Sie ist zu bürokratisch, erreicht nicht zielgenau denjenigen, die sie benötigen, und verschlingt horrende Verwaltungskosten“, so Anja Schulz, rentenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. „Jeder vierte Euro, der für die Grundrente aufgewendet wird, landet nicht bei den Rentnern, sondern dort, wo die jährliche Neuberechnung der Einkommensanrechnung stattfindet.“ Laut Funke Mediengruppe meldeten sich Anfang des Jahres zahlreiche Grundrentenbezieher bei den Sozial- und Wohlfahrtsverbänden, deren Bezüge nach der Einkommensprüfung gekürzt worden waren.
Mit Material von AFP und dpa