Die ukrainische Armee gerät an der Front zusehends unter Druck, Hilfe aus dem Westen lässt auf sich warten. Tschechien springt im Alleingang in die Bresche.
Prag – Zwischenzeitlich sah es für viele so aus, als würde der Ukraine die Unterstützung ausgehen. Vor allem die schrumpfenden Munitionsbestände der Verteidiger gegen Russland bereiten Kiew Kopfschmerzen. Eine Initiative Tschechiens soll diese Sorgen nun zumindest lindern.
Tschechien will Munitions-Mangel von Ukraine auffangen
Die Rede ist dabei von 800.000 Granaten, die Prag für die ukrainischen Streitkräfte schickt, wie Tschechiens Außenminister Jan Lipavsky in einem Interview mit Bloomberg erklärte. Schon während der Sicherheitskonferenz in München hatte der tschechische Präsident Petr Pavel eine derartige Ankündigung gemacht. „Wir können aber mehr organisieren als die ursprüngliche genannte Zahl“, ergänzte er. Bis zu 1,5 Millionen seien möglich.
Die tschechische Munitionsinitiative kommt für die Ukraine gerade richtig in einer Zeit, in der sie militärisch unter dem Eindruck einer Offensive an der Front gegen Russland zunehmend unter Druck gerät. Und das, obwohl sie den russischen Streitkräften offenbar empfindliche Verluste zufügt.
Munitions-Deals von Tschechien halten Unterstützung für Ukraine hoch
Doch während im Osten gekämpft wird, wird im Westen gestritten. Ein Milliarden-Hilfspaket der USA hängt noch immer im Kongress fest. In Europa herrscht bei Fragen der Verteidigung anhaltende Uneinigkeit. Und schließlich hält die EU ihre Zusage von einer Million Artillerie-Granaten bis Ende März nicht ein, da sie bisher gerade einmal die Hälfte geliefert hat.
Vor diesem Hintergrund gibt die Herkunft der von den Tschechen herbeigebrachten Munitionsreserven reichlich Stoff für Spekulationen. Denn die von der tschechischen Regierung beauftragten Beamten halten streng geheim, wo sie die Waffen „gefunden“ haben. Gegenüber der tschechischen Wochenzeitung Respekt verriet einer der Beteiligten nur, sie kämen aus Staaten, die sich entweder im Ukraine-Krieg neutral verhielten oder sich nicht offen gegen Russland wenden wollten.
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Ähnlich wie die Herkunft der Munition ist auch ihre Finanzierung bisher weitestgehend geklärt. Zwar hatten Berichten zufolge insgesamt 18 Staaten das Vorhaben begrüßt, außer Kanada ausschließlich aus Europa. Wer wie viel an finanzieller Unterstützung letztendlich dazu gibt, ist aber noch nicht endgültig klar. Immerhin sprach Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) jüngst davon, Geld für 180.000 Artilleriegranaten beisteuern zu wollen. Wie viel genau, ließ er dabei offen. (pkb)