Neuer Kreisheimatpfleger stellt sich vor: Ehrenamtlich „gegen Belanglosigkeit und Beliebigkeit“

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Freut sich auf die Aufgabe: Markus Bernlochner, neuer Kreisheimatpfleger, will Denkmaleignern als Ansprechpartner offen begegnen – ganz so, wie er es selbst erlebt hat. © THOMAS PLETTENBERG

Einige Monate war das Amt unbesetzt, seit Anfang Juli übernimmt Markus Bernlochner die ehrenamtliche Aufgabe des Kreisheimatpflegers. Als niederschwelliger Ansprechpartner will er dabei Eigentümer beraten und begleiten.

Landkreis – Als Eigentümer des preisgekrönt sanierten Eierkäuflerhauses in Wattersdorf hat Markus Bernlochner selbst freundliche Ansprechpartner und eine gute Zusammenarbeit beim Denkmalschutz erlebt. Jetzt will der 56-Jährige auch anderen Denkmaleignern beratend und begleitend zur Verfügung stehen. Seit Anfang Juli übernimmt der Familienvater aus Münster (Landkreis Ebersberg) ehrenamtlich die Aufgaben des Kreisheimatpflegers. Später will er auch sein Architekturbüro, das er gemeinsam mit seiner Frau führt, in die Gemeinde Weyarn verlegen. Was dem Nachfolger von Benno Bauer wichtig ist und warum er sich für das Ehrenamt und gegen ein Engagement als Kinderfußballtrainer entschieden hat, verrät Bernlochner im Interview.

Herr Bernlochner, Sie sind seit einem Monat Kreisheimatpfleger. Wie war der Start für Sie?

Beim ersten Amtstag habe ich mit Kreisbaumeister Christian Boiger und Christoph Scholter, Referent des Landesamts für Denkmalpflege, unter anderem zwei Hofstellen bei Elbach und Fentbach, die Kapelle in Reichersdorf und einen Getreidekasten bei Waakirchen angeschaut. Für mich war das sehr spannend: Man kommt an unterschiedlichen Stellen mit sehr verschiedenen Denkmaleignern zusammen. Vor Ort gibt‘s einen offenen Diskurs zwischen uns Dreien und eine gemeinsame Stellungnahme, die dann gegebenenfalls in den Bauantrag oder eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis einfließt. Die Arbeit ist extrem interessant und ich mach‘ sie wirklich gerne – das steht nach insgesamt zwei Amtstagen definitiv fest.

Wie kamen Sie zu diesem Ehrenamt?

Ich war schon kurz davor, mich in meiner Heimat bei Glonn wieder als Kinderfußballtrainer zu engagieren (lacht). Aber als Kreisheimatpfleger kann ich mit gleichem Aufwand mehr für die Baukultur erreichen, als es mir für den Fußball möglich wäre, weil ich von Denkmälern mehr Ahnung habe. Als mich Herr Boiger gefragt hat, ob ich mir das Amt vorstellen könnte, war das eine Ehre für mich. Ich hab‘ mich sehr gerne beworben. Auch, wenn ich als Nachfolger von Benno Bauer ein schweres Erbe antrete. Er war ein guter Kreisheimatpfleger.

Haben Sie Schwerpunkte, die Sie einbringen möchten?

Das würde ich für vermessen halten. Wenn ich‘s ähnlich gut hinkriege, wie Herr Bauer, dann bin ich zufrieden. Einbringen will ich aber meine Praxisnähe. Bevor ich Architektur studiert habe, hab‘ ich Zimmerer gelernt und lange als solcher und als Schreiner gearbeitet. Und mit dem Eierkäuflerhaus in Wattersdorf habe ich auch Erfahrungen als Denkmal㈠eigner. Meine Frau und ich haben das Haus vor drei Jahren übernommen und nach über 30 Jahren Leerstand (fast) fertig saniert – in rund einem Jahr wollen wir ganz fertig sein. Wichtig ist mir jetzt, auch für andere ein niederschwelliger Ansprechpartner zu sein.

Mt dem Denkmalschutz haben Sie dabei positive Erfahrungen gemacht.

Ein Denkmal in einem desolaten Zustand kann auch eine große Bürde sein. Aber der Denkmalschutz im Landkreis Miesbach unterscheidet sich tatsächlich von dem in anderen Regionen, weil es hier eine Erstberatung gibt. Keiner bleibt im Regen stehen, man hat wirklich jemanden, der greifbar ist und findet gemeinsam Lösungen. Ein Durchreichen von Fachstelle zu Fachstelle gibt‘s hier im Landkreis nicht. Das war auch der Grund, warum ich auf die Frage von Herrn Boiger gerne ja gesagt habe.

Sie klingen ganz begeistert!

Das bin ich auch. Es macht mir Freude, meinen Teil zum Erhalt der Heimat und der Baukultur beitragen zu können. Und das ist nicht nur so dahingesagt – es soll jetzt keiner meinen, der Bernlochner ist aber glitschig. Ich kenne es eben auch anders. Hier im Landkreis werden den Eignern Sachverhalte erörtert, die Grundhaltung ist wohlwollend, aber auch mit kritischem Blick. Auch die Denkmaleigner sind oft bemüht, ihre Häuser gut in Schuss und lebendig zu erhalten.

Als Kreisheimatpfleger sind Sie für die nächsten sechs Jahre gewählt. Wo sehen Sie den Denkmalschutz nach dieser Zeit?

Ich hoffe, dass es gemeinsam gelingt, unsere Kulturlandschaft mit ihren Baudenkmälern zu erhalten und dazu beizutragen, den Wandel der Zeit so zu gestalten, dass unsere Heimat auch in Zukunft noch als solche wahrgenommen wird, Liebgewonnenes erhalten bleibt und Sehgewohnheiten nicht vor den Kopf gestoßen werden. Das würde ich auch mir nach dieser Zeit gerne auf die Fahne schreiben. Ich bin aber keiner, der die Jetzt-Zeit negiert oder das Rad der Zeit zurückdrehen will. Nur Beliebigkeit und Belanglosigkeit – das gilt es zu vermeiden. Es ist schön, dazu etwas beitragen zu können. Das ist mein Ehrgeiz. nap

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