Fairer Handel als Generationenprojekt: Weltladen Miesbach wird 30 Jahre alt

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Im globalen Handel engagiert: (v.l.) Anneliese Bicherel (Vorsitzende Weltladen-Verein), Anna Reiner (Weltladen-Jugendgruppe), Martina Reiner (ehrenamtliche Mitarbeiterin) und Lisa Wunderle (Weltladen-Jugendgruppe). © Privat

Am Anfang stand ein Schulprojekt, doch die Idee eines Miesbacher Weltladens wurde schnell größer. Jetzt feiert das von Ehrenamtlichen betriebene Geschäft 30-jähriges Bestehen.

Miesbach – Der Welthandel und seine Folgen für die Entwicklungsländer sind fester Bestandteil des Lehrplans am Gymnasium Miesbach. Doch die Frage, wie man die Erzeuger besser an den Gewinnen beteiligen könnte, wird allenfalls theoretisch erörtert. Nicht so mit Lehrer Fritz Weigl. Ihm kam mit seinen Schülern 1987/88 in einem Arbeitskreis die Idee, selbst die Initiative zu ergreifen und in Miesbach fair gehandelte Produkte zu verkaufen. Der Grundstein zum späteren Weltladen war gelegt.

Dass der heuer trotz der bereits in den später 1980er-Jahren geborenen Idee „erst“ sein 30-jähriges Bestehen feiert, liegt am Bezug des ersten eigenen Verkaufsraums 1994 im sogenannten Zehrerhaus an der Kirchgasse 3. Zuvor hatten die Miesbacher immer am Samstagvormittag in der Katholischen Jugendstelle Schokolade, Tee oder Kaffee erstehen können – bis heute die Dauerbrenner bei den Kunden. Im neuen Verkaufsraum war es dem bereits 1989 gegründeten, gemeinnützigen Trägerverein dann auch möglich, sein Sortiment und die Öffnungszeiten auszuweiten, berichtet Martina Reiner. Sie selbst war schon als Jugendliche im Weltladen-Team aktiv und gründete 2022 die heute mit rund einem Dutzend Helfer im Alter von zwölf bis 15 Jahren bestückte Jugendgruppe des Vereins.

Standort zunächst an der katholischen Kirche

Der mutige Schritt in die eigenen vier Wände sollte sich auszahlen. Kurze Zeit später nämlich folgte bereits die erste Vergrößerung. Weit mussten die Helfer die Umzugskartons nicht schleppen, denn sie blieben im selben Haus und wechselten nur in andere Räume mit mehr Verkaufsfläche. Auch die war schnell gefüllt, schließlich stieg der Weltladen nun auch in den fairen Handel mit Kunsthandwerk ein. Die Lage unmittelbar gegenüber der katholischen Stadtpfarrkirche zeigte, woher die meisten der vielen Stammkunden des Ladens kamen: aus dem kirchlichen Umfeld.

Kurz vor dem 30-jährigen Bestehen wagte das Weltladen-Team schließlich den Sprung ins Herz der Miesbacher Einkaufswelt. Direkt am Lebzelterberg zog das Geschäft im Oktober 2023 in dort kurz vorher frei gewordene Verkaufsräume (wir berichteten). Auf gut 40 Quadratmetern können die Kunden hier aus einer Vielfalt von Lebensmitteln, Geschenken und Kunsthandwerk wählen. Die beiden großen Schaufenster ermöglichen zudem die Präsentation eines „Produkts des Monats“.

Die meisten seiner Waren kauft der Weltladen bei GEPA ein, dem größten europäischen Importeur für fair gehandelte Lebensmittel und Handwerksprodukte aus den südlichen Ländern der Welt. Dass auch heimische Erzeugnisse in den Regalen zu finden sind, zeigen etwa die Brezenbeutel der Wirkstatt Oberland. Den im Laden erwirtschafteten Gewinn spendet der Verein an verschiedene soziale Zwecke wie Misereor oder Einrichtungen, die vom Miesbacher Missionspfarrer Heinrich Rosner in Ecuador oder Pater Primus in Uganda unterstützt werden. Auch dank der engagierten Jugendgruppe beteiligt sich der Weltladen auch bei Aktionen wie dem Kulinarischen Abend in Miesbach oder dem ökumenischen Kirchenfest.

Gleich einen ganzen Monat lang wollen die Ehrenamtlichen das 30-jährige Bestehen des Weltladens feiern. „Wir möchten uns vor allem bei unseren Kundinnen und Kunden bedanken, indem wir vier Wochen lang immer wieder andere Produkte aus den verschiedenen Kontinenten der Welt mit zehn Prozent Ermäßigung anbieten“, teilt die Vorsitzende des Trägervereins, Anneliese Bicherel mit. Der Startschuss fällt am Montag, 5. August. Hinzu komme eine Jubiläumstombola sowie der Verkauf von fair gehandelter Orangen- und Zitronenlimonade beim Kulinarischen Abend am Mittwoch, 7. August. Um den Käufern plastisch darzustellen, woher die Produkte des Weltladens stammen, habe die Jugendgruppe auf einer großen Weltkarte alle Herkunftsländer markiert. „Sie macht deutlich“, teilt Bicherel nicht ohne Stolz mit, „in welchen Kontinenten wir Projekte von Kleinbauern und anderen Produzenten unterstützen.“ Und teils schon seit 30 Jahren.

Interessenten

für eine ehrenamtliche Mitarbeit im Miesbacher Weltladen können sich unter Tel. 01 51 / 40 39 42 24 bei Martina Reiner melden.

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