Neue Pläne in Schliersee: Ehemalige Seniorenresidenz soll Tagespflege und Betreutes Wohnen beheimaten

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Große Gemeinschaftsflächen: Das Grundstück der ehemaligen Seniorenresidenz bietet aus Sicht der Eigentümer bereits gute Voraussetzungen für Betreutes Wohnen. Das Haus soll nur innen umgebaut werden. © THOMAS PLETTENBERG

Seit 2021 haben die Eigentümer vergeblich versucht, die ehemalige Seniorenresidenz Schliersee von ihren Pächtern zurückzuerhalten. Das ist nun gelungen, und prompt gibt es ein neues Konzept. Entstehen soll eine Anlage für Betreutes Wohnen und eine Tagespflege.

Schliersee – Es war Ende November 2007, als sich Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer und der Wiener Unternehmer Ulrich Schröder schon einmal die Hand im Schlierseer Rathaus geschüttelt haben. „Vielleicht erinnern Sie sich“, sagte der Vertreter der Eigentümer, als er das Konzept zum Betreuten Wohnen jetzt im Gemeinderat vorstellte. Damals, vor 16 Jahren, stand Schröder an der gleichen Stelle, um seine Pläne für die ehemalige Rehaklinik Leitenmühle der AOK zu präsentieren. Als Käufer der Immobilie, die zuvor sieben Jahre leer stand und nach einem Umbau langfristig an die Berliner Seniorenheim-Betreiber H&R verpachtet werden sollte, wurde Schröder mit offenen Armen empfangen. „Das ist ein enormer Wirtschaftsfaktor für uns“, lobte Schnitzenbaumer. Und auch der Gemeinderat, so berichtete damals die Heimatzeitung, stimmte der nötigen Änderung des Flächennutzungsplans ohne Gegenstimme zu.

Dass die Seniorenresidenz nur 14 Jahre später von der Heimaufsicht geschlossen wird und die Staatsanwaltschaft München II in mehreren Todesfällen und wegen des Verdachts auf Körperverletzung bei mehreren Bewohnern Ermittlungen führt, die bis heute andauern, wie die Staatsanwaltschaft gestern auf Anfrage mitteilte, dürfte zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar gewesen sein. Auch Schröder erinnerte in der Sitzung daran, dass die Geschichte des Pflegeheims „unglücklich verlaufen“ sei.

Gegenüber unserer Zeitung erklärt der Eigentümer, die anfangs deutsche Pächtergesellschaft H&R Senioren Heimbetriebsgesellschaft mbH sei 2019 an die französische Gruppe Colisée verkauft worden, wobei der Pachtvertrag weitergelaufen sei. Die Unternehmensgruppe habe wohl noch im selben Jahr an die italienische Gruppe Sereni Orizonti unterverpachtet, unter derer Tochtergesellschaft SH Nursing Homes GmbH es später zu Missständen kam. Erste Mängel hatten der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) und die Heimaufsicht bereits ab 2009 festgestellt, kurz nach der Eröffnung.

Eigentümer: „Haben die ganze Zeit gekämpft“

Obwohl das Pflegeheim nicht ordentlich geführt worden sei, erklärt Schröder, hätten er und die beiden Miteigentümer nichts unternehmen können. Die Pacht sei bezahlt worden, die Untervermietung sei rechtlich in Ordnung gewesen. „Bis vor zwei, drei Monaten hat der Pächter die Immobilie nicht freigegeben“, sagte der Eigentümer in der Sitzung. Und auf Nachfrage ergänzt er: „Was die Motivation war, kann ich nicht sagen. Wir haben die ganze Zeit gekämpft – aber selbst auf anwaltliche Schreiben haben wir keine Antwort bekommen.“ Jetzt – nach rund drei Jahren Leerstand – sei er froh, das Haus wieder in eigener Hand zu haben, sagt Schröder. Und verspricht: „Wir machen jetzt alles komplett selber und werden nicht mehr verpachten.“ Auch auf Fremdfinanzierung sei man nicht angewiesen; in das neue Konzept fließe ausschließlich Eigenkapital. Einen Nachpächter hätte man ohnehin nicht gefunden, ergänzt er gegenüber unserer Zeitung. Zu viel verbrannte Erde habe die Seniorenresidenz hinterlassen. Das neue Konzept unterscheide sich aber deutlich vom vorherigen – „das hat mit Pflege nichts zu tun“, betont Schröder.

Bewohner sollen stattdessen „selbstbestimmt und eigenständig“ in Mietwohnungen leben, wobei Gemeinschaftsräume, -einrichtungen und Services den Alltag erleichtern und die Gemeinschaft fördern sollen. „Pflegerische Leistungen werden bei Bedarf von ambulanten Diensten ausgeführt.“ Insgesamt sollen im bestehenden Gebäude 63 Ein- bis Drei-Zimmerwohnungen entstehen, die mit Küchenzeilen ausgestattet werden. Bäder seien schon jetzt seniorengerecht ausgestattet. Sechs weitere Wohnungen im bestehenden Anbau wären grundsätzlich auch als Mitarbeiterwohnungen denkbar.

Tagespflege soll auch Platz für externe Bedürftige bieten

Im Bereich der Tagespflege soll außerdem ein externer Dienstleister gefunden werden, der mindestens zwölf bis 14 Plätze bereitstellen kann, die externen Pflegebedürftigen zur Verfügung stehen. Vom Konzept angetan zeigte sich unter anderem Gerhard Waas (Grüne): „Im Grunde verlängern Sie die Zeit vor dem Pflegeheim auf ein Maximum“, fasste er zusammen. Auch für ambulante Pflegedienste sei ein solches Haus vorteilhaft.

Die vom Gemeinderat erst heuer festgesetzte Veränderungssperre solle hier nichts verhindern, betonte Schnitzenbaumer (CSU). „Jetzt brauchen wir eine detaillierte Planung.“ Dann könne über einen städtebaulichen Vertrag oder einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan die Voraussetzung geschaffen werden. Schröder betont auf Anfrage: „An dem Tag, an dem die Genehmigung vorliegt, legen wir los.“ Bis dahin sollen mit der Haustechnik, der Fassade und den Grünanlagen schon mit genehmigungsfreien Arbeiten begonnen werden, um das Haus zu ertüchtigen. nap

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