Podcasts von Schülern und Erwachsenen: Teilnehmer präsentieren in Miesbach ihre Hörpfade
Im Projekt „Hörpfade“ haben Schüler und Erwachsene Geschichten aus dem Landkreis Miesbach zum Klingen gebracht. Im Waitzunger Keller wurden nun die Ergebnisse präsentiert.
Landkreis – Die Kinder kämpften sich durchs Brennnesseldickicht, die Erwachsenen durch den Technikdschungel. Doch am Ende meistern alle die Herausforderungen, die die Erstellung der Hörpfade mit sich brachten. Ob draußen bei der Recherche oder drinnen vorm Computer. Das wohlklingende Ergebnis präsentierten Kursleiterin Christiane Pelz und Veronika Weese als Vorstand der vhs Oberland nun im Waitzinger Keller in Miesbach.
Der Startschuss für das Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Rundfunks (BR) mit den bayerischen Volkshochschulen und der Stiftung Zuhören fiel im Februar dieses Jahres. Ziel war es, „partizipative Audiobeiträge von Menschen aus und für die Region“ entlang journalistischer und technischer Qualitätskriterien aufzunehmen, die dann auf der „Klingenden Landkarte“ der Volkshochschulen (www.klingende-landkarte.de) sowie in der BayernHistory App veröffentlicht werden, erinnerte Pelz. Dass das geklappt hat, konnte das Publikum im Laufe des Abends mit eigenen Ohren erhören: Acht Podcasts à fünf bis zehn Minuten erfüllten den Raum. Vier aus dem Erwachsenenkurs an der vhs Miesbach (sechs mal vier Stunden) und vier aus dem Schülerkurs in Form einer Arbeitsgruppe Podcast an der Grundschule Waakirchen (acht mal 2,5 Stunden).
„Ihr habt den Landkreis Miesbach hörbar gemacht, der Region eine Stimme gegeben“, lobte Pelz die zahlreich erschienenen Podcaster und ihre Protagnisten. Weese versäumte es nicht, sich auch bei der Waakirchner Hörfunkjournalistin zu bedanken. „Du warst eine tolle Lehrerin“, sagte Weese, gefolgt vom gut hörbaren Applaus aus dem Publikum.
Teamarbeit stand im Fokus
Auch wenn das Projekt „gut durchgerauscht“ ist, wie Pelz es formulierte, lief es nicht ohne die eine oder andere Herausforderung für die Teilnehmer. „Wir wussten nicht so recht, wohin uns diese Reise führen wird“, sagte die Waakirchnerin. So habe man zunächst mal gelernt, Batterien in den Audiorekorder einzulegen und ihn auf „Record“ zu stellen. Auch das Gefühl, die eigene Stimme auf Band zu hören, sei vor allem für die Erwachsenen recht ungewohnt gewesen. Als diese ersten Hürden überwunden waren, bereiteten sich die Kursteilnehmer auf die Interviews vor. Sie überlegten sich Fragen und übten die richtige Gesprächsführung, in dem sie sich gegenseitig aufs Band sprachen. Das Material – später auch das der „echten“ Interviews – hörten die frisch gebackenen Podcaster dann gemeinsam an und gaben sich Manöverkritik. „Und viel gelacht haben wir auch.“ Im Fokus sei stets die Arbeit im Team gestanden, betonte Pelz.
Dann wurde es mucksmäuschenstill im Foyer des Kulturzentrums. Pelz startete den ersten Podcast der Waakirchner Grundschüler: „Schule früher in Waakirchen“. Gleich eine Trilogie ist aus den Recherchen der Schüler zum Bergwerk Marienstein entstanden. In ihren Gesprächen mit den Mitgliedern des Bergmannsvereins beleuchten Emma, Paula, Kathi, Felix, Quentin und Leo die Arbeit unter Tage, besichtigen die Bergwerkskapelle und begeben sich auf die Suche nach alten Stollen, Schächten und Türmen (mit besagtem Durchqueren des Brennnesselfelds bei der Recherche).
Ein bald ein Jahrhundert währendes Leben versuchte die Hausherrin des Waitzinger Keller, Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch, hörbar zu machen. Sie porträtierte in „Soli Deo Gloria – Gott allein die Ehre“ Dr. Ingrid Strauß. Die 95-Jährige hatte das Zentrum des Therapeutischen Reitens im Miesbacher Oberland gegründet und dem Podcast laut Krobisch „vorbehaltlos zugestimmt“ – ohne zu wissen, was eigentlich auf sie zukomme. Zwei prägende Stimmen des Miesbacher Lands nahmen sich Barbara Söldner und Stasa Domazet für ihren Beitrag „Frauengsang im Miesbacher Land“ vor: die Anfang dieses Jahres mit 92 Jahren gestorbene Volkssängerin Kathi Greinsberger aus Fischbachau und die junge Jazzsängerin Lucia Holzer. „Beim Zuhören möchte man fast meinen, dass die Jazzeinlagen den Jodlern ähneln“, stellt Autorin Söldner fest.
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Wie Schule früher in Miesbach ausgesehen hat, stellen der Miesbacher Historiker Alexander Langheiter und Stadtarchivarin Barbara Wank in ihrem Beitrag „Vom Kloster Miesbach zum Haus für Kinder“ vor. Dabei tauchen sie in die Geschichte des 1816 erbauten und 1865 von den Armen Schulschwestern erworbenen Gebäudes ein und sprechen mit Menschen, die hier zur Schule gegangen sind und teils bis heute hier wirken. Bis ins Jahr 1544 zurückreicht die Geschichte von zwei Tuffstein-Kreuzen am Ufer des Tegernsees. Sie erinnern an das Schicksal einer Hochzeitsgesellschaft sowie weitere folgenschwere Bootsunglücke, auf die die beiden Rottacher Urgesteine Martin Köck und Gabriele Schultes-Jaskolla in ihren „Samstags-Gschichtn vom Tegernsee“ zurückblicken.
Wer in die acht Podcasts hineinhören möchte, muss sich laut Pelz noch ein bisschen gedulden. Sie sind noch nicht online zu finden, werden aber in Bälde auf den oben genannten Portalen veröffentlicht. Fortsetzung ist derweil schon geplant. Im vhs-Herbstsemester geht der Hörpfade-Kurs in die nächste Runde, wobei Schnittprogramm und Produktion vertieft werden sollen. Doch auch Anfänger oder Quereinsteiger sind an den vier Vormittagen zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 an der vhs Miesbach willkommen. Die Geschichten aus dem Landkreis sind noch längst nicht auserzählt.