Nach neuem 2,5 Millionen-Kredit: Fischbachau muss Grundstücke am Wolfsee verkaufen
Die Einnahmen reichen einfach nicht aus: Die Gemeinde Fischbachau muss heuer einen Kredit von 2,5 Millionen Euro aufnehmen. Abhilfe schaffen könnten nur weitere Grundstücksverkäufe am Wolfsee.
Fischbachau – Manchmal liegt das Geld nicht auf der Straße, sondern direkt daneben. Im Fall der Gemeinde Fischbachau im Neubaugebiet am Wolfsee. Das Problem: So einfach einsammeln lässt es sich nicht, denn es ist gebunden: Fünf unbebaute Grundstücke liegen hier, die schon länger als Einnahmeansätze im Vermögenshaushalt eingeplant sind. Realisiert wurden sie bis dato noch nicht. Auch deshalb muss die Gemeinde nun einen weiteren – wenn auch geplanten – Kredit in Höhe von 2,5 Millionen Euro aufnehmen.
Dass dieser unausweichlich ist, hatte Kämmerin Veronika Rauscher kürzlich im Gemeinderat anhand eines Berichts über die Finanzlage Fischbachaus zur Halbzeit des laufenden Jahres präsentiert. Während im Verwaltungshaushalt 49 Prozent der angesetzten Einnahmen und 46 Prozent der geplanten Ausgaben tatsächlich gebucht wurden und damit ein Überschuss von 489 000 Euro erwirtschaftet wurde, sieht es im Vermögenshaushalt deutlich anders aus. Hier hat Fischbachau zwar nur 18,6 Prozent des Investitionsansatzes ausgegeben (knapp 2,3 Millionen Euro), allerdings kaum mehr als zwei Prozent Einnahmen generiert (253 000 Euro). Um die Lücke auszugleichen, müsste, Stand jetzt, eine Rücklagenentnahme von circa zwei Millionen Euro erfolgen, erklärte Rauscher.
Erschließungskosten müssen gezahlt werden
Um für weitere anstehende Zahlungen, hier vor allem die Erschließungskosten fürs Baugebiet Wolfsee, gerüstet zu sein, habe sich die Verwaltung für die Aufnahme eines Annuitätendarlehens in Höhe von den im Haushalt 2024 bereits eingeplanten 2,5 Millionen Euro entschieden. Das günstigste Zinsangebot habe hier die örtliche Raiffeisenbank mit 3,28 Prozent abgegeben, erläuterte die Kämmerin. Dies könne aber keine Dauerlösung sein, stellte Rauscher klar. Fakt sei vielmehr, dass man dringend die noch ausstehenden Grundstücksverkäufe am Wolfsee realisieren müsse. Wie berichtet, sind hierfür im Haushalt insgesamt 1,2 Millionen Euro für zwei kleinere Parzellen und insgesamt 2,9 Millionen Euro für drei größere Parzellen eingeplant. Der ebenfalls anvisierte Verkauf der Wolfseehalle mit Umgriff ist mit weiteren 3,4 Millionen Euro angesetzt. Alles in allem also 7,5 Millionen Euro, die Fischbachau angesichts der weiteren in den kommenden Jahren anstehenden Investitionen gut gebrauchen könnte.
Warum es bis dato nicht geklappt hat, dafür gibt es laut Bauamtsleiter Joseph Soyer mehrere Gründe. Zum einen sei die Nachfrage durch steigende Zinsen und Baukosten in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Zum anderen sei man bei den drei größeren Grundstücken (2143, 2116 und 1737 Quadratmeter), auf denen laut Bebauungsplan jeweils bis zu sechs Wohneinheiten zulässig seien, noch gar nicht in die Vermarktung eingestiegen.
Das wird sich nun ändern. Dennoch müssten sich laut Soyer erst mal Baugruppen zusammenfinden, die sich ein solches Projekt zutrauen. Besser sieht es mittlerweile bei den beiden kleineren Parzellen (1312 und 951 Quadratmeter) aus. Hier hätten sich Kaufinteressenten gefunden, die Unterschriften stünden aber noch aus.
Ideenwettbewerb für Wolfseehalle auf Zielgeraden
Auch bei der Wolfseehalle geht es voran, berichtet der Bauamtsleiter. Im nicht öffentlichen Teil der jüngsten Sitzung habe der Gemeinderat die im Rahmen des Ideenwettbewerbs der Regionalentwicklung Oberland (REO) eingegangenen Bewerbungen sondiert. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Weiter ins Detail gehen könne er derzeit nicht, sagt Soyer.
Im öffentlichen Teil stimmten die Gemeinderäte dann der Kreditaufnahme einhellig zu. Ohne Diskussion, aber mit dem eindringlichen Appell von Bernhard Padeller (FaB) an seine Kollegen, bei künftigen Entscheidungen eine strikte Haushaltsdisziplin zu wahren und diese auch draußen bei den Bürgern zu vertreten. Mehrausgaben bei den Pflichtausgaben kämen eh immer, weshalb freiwillige Leistungen schlicht nicht mehr leistbar seien. „Allen muss klar sein, dass das einfach nicht mehr drin ist“, machte Padeller klar. Was Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) nur „doppelt unterstreichen“ konnte. „Wir müssen da alle an einem Strang ziehen.“