Hörpfad aus der Podcast-Werkstatt: vhs-Kurs soll Miesbacher Geschichten erzählen
Nur ein Beitrag aus dem Landkreis Miesbach bereichert aktuell das bayernweite Projekt „Hörpfade“. Bald sollen viele weitere Audios dazukommen: dank eines neuen Kurses der vhs-Miesbach.
Miesbach – Das Ohr anlegen und den Orten und Menschen in seiner Heimat eine Stimme verleihen: Darum geht es bei den Hörpfaden, ein Kooperationsprojekt zwischen den bayerischen Volkshochschulen, dem BR und der Stiftung Zuhören. Doch die klingende Landkarte ist im Landkreis Miesbach bis dato schweigsam. Einzig ein zweieinhalbminütiger Audio-Beitrag über die Rosenstraße in Tegernsee verhindert, dass es komplett stumm ist. Damit es hier bald deutlich mehr zu hören gibt, hat das vhs-Zentrum Miesbach nun auch einen solchen Podcast-Werkstattkurs im Programm – und sogar noch einen Ableger für Schüler der Grundschule Waakirchen.
Höchste Zeit, findet Leiterin Veronika Weese, zugleich Vorstandsmitglied des Verbunds vhs Oberland. Seit 13 Jahren kenne und schätze sie das Projekt, habe aber nie eine Kursleiterin für die Durchführung in Miesbach gefunden. „Dann hat mich eines Tages Christiane Pelz angerufen“, berichtete Weese nun beim Auftakttermin im Foyer des Kulturzentrum Waitzinger Keller. Die Waakirchnerin hat knapp zehn Jahre als TV-Autorin gearbeitet und ist seit 2016 für Standortförderung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadt Starnberg zuständig. Der vhs-Kurs mit den Hörpfaden in Miesbach ist für sie heuer ein Teil ihres Schrittes in die Selbstständigkeit.
Menschen müssen Zuhören wieder lernen
Mit ihren Podcast-Neulingen will Pelz nach einer Einführung in die Technik (Audioaufnahmegeräte und Smartphone-Apps sowie Software zum Bearbeiten und Schneiden) sowie Tipps zum Sprechen und Fragenstellen schon bald rausgehen, um erste hörbare Ergebnisse zu erzielen. Entscheidend sei dabei, auch das Zuhören zu lernen. Diese Gabe sei in einer Zeit „bildmäßiger Überlastung“ bei vielen in den Hintergrund gedrängt worden.
Bei sechs Werkstatttreffen an den Samstagen 24. Februar, 16. März, 13. April, 4. Mai, 8. Juni sowie 6. Juli (jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr) besteht Gelegenheit, diese Fähigkeit wieder zu entdecken. Vorkenntnisse sind nicht nötig, aber die Bereitschaft zum Üben. Der Kurs richtet sich an Erwachsene jeden Alters sowie Jugendliche ab 14 Jahren. Der vom Förderverein der Waakirchner Grundschule unterstützte Kurs für die dritten und vierten Klassen findet von März bis Juli an acht Freitagen jeweils von 14.30 bis 17 Uhr statt, sagte Fördervereinsvorsitzende Alexandra Höfling.
Bayernweit ist die klingende Landkarte bereits gut gefüllt, berichteten Elisabetta Mola vom bayerischen Volkshochschulverband und BR-Redakteurin und Rundfunkjournalistin Judith Schönicke. 400 Hörpfad-Beiträge seien in Kursen an 400 vhs-Zentren entstanden. Bei der Themensuche ermunterte Mola die Gäste zu Mut und Kreativität. „Erzählen Sie Geschichten, die Sie schon immer mal recherchieren wollten.“ Man könne Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, die bislang in keiner Chronik aufgetaucht seien. Oder Statuen eine Stimme verleihen. Ja sogar fiktive Szenen seien darstellbar. „Nur Fake News sind tabu.“
„Mehr mündige Hörer“ für Radio-Programme
Schönicke verspricht sich von der Podcast-Werkstatt auch „mehr mündige Hörer für unsere Programme“. Nach dem Kurs, der auch von BR-Reporterin Julia Binder begleitet wird, könnten die Teilnehmer viel besser beurteilen, „was wir ihnen vorsetzen“.
Alle fertigen Audios werden auf die klingende Landkarte eingebunden. Im März soll eine Smartphone-App mit GPS-Anbindung erscheinen, so dass man sich von einem Beitrag zum nächsten navigieren lassen kann. Ob eine physische Darstellung, beispielsweise mit gedruckten QR-Codes, an den jeweiligen Spielorten möglich ist, müsse man im Einzelfall abklären. Eine Einbindung anderer, bereits bestehender Angebote wie etwa der in einem Leader-Projekt entstandene Audio-Ortsführer „Sehenswertes Schliersee“ sei aber leider nicht möglich, erklärte Mola.
Ihre Frage nach Ideen wurde bei der Auftaktveranstaltung rege beantwortet. Pastoralreferentin Kathrin Baumann konnte sich Beiträge über die Kirchen in Miesbach vorstellen, Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch eine Vertonung der Stadtgeschichten. Ein dunkleres Kapitel wollen sich Wolfgang Foit vom Katholischen Bildungswerk (KBW) und Lisa Hilbich von der Geschichtswerkstatt Miesbach vornehmen: die Spuren der NS-Zeit in Miesbach.
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Die Anmeldung
zur Podcast-Werkstatt ist möglich auf www.vhs-oberland.de. Die Ergebnisse sind auf www.klingende-landkarte.de abrufbar.
sg