40 Freiwillige wollen in Schliersee bei der Integration helfen

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Große Bereitschaft: In der Vitalwelt begrüßte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer etwas über 40 Freiwillige, die bei der Integration der Geflüchteten in Schliersee helfen wollen. Jeder fühlt sich in der Situation unsicher: Die, die hier wohnen, und die, die hierher kommen. Sabine Baresel, Integrationsbeauftragte der Gemeinde Schliersee © Thomas Plettenberg

Konstruktiv und entpannt ging es am Montag beim Infoabend zur Gründung eines neuen Asyl-Helferkreises in Schliersee zu. Etwas über 40 interessierte Bürger waren in die Vitalwelt gekommen, und beinahe ebenso viele haben durch Eintrag in eine Helferkreisliste von Integrationsbeauftragter Sabine Baresel bekundet, sich engagieren zu wollen.

Schliersee – Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer war am Ende der eineinhalbstündigen Informationsveranstaltung sehr erleichtert und den Schlierseern überaus dankbar über den positiven, konstruktiven und zielführenden Verlauf des Abends. Im Vorfeld hatte der Rathauschef nach eigener Aussage etliche böse Mails bekommen und auch Anfeindungen erlebt.

Nicht alle Schlierseer sind begeistert von der Idee, im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Firma Warnecke & Böhm eine Asyl-Unterkunft einzurichten. Einer davon war auch am Montag in die Vitalwelt gekommen, um über die Asylpolitik diskutieren zu wollen, wurde aber von Schnitzenbaumer über die Zielsetzung des Abends aufgeklärt: „Wir machen keine Politik hier und diskutieren hier auch nicht, was in Deutschland und der Welt los ist.“

Angespannte Situation

Bevor der Rathauschef das Feld Ehrenamtskoordinatorin Lisa Richters aus Miesbach und der Integrationsbeauftragten Sabine Baresel sowie ihrer Mitkämpferin Angela Mai überließ, fasste er die Situation des Landkreises kurz zusammen: „Alle zwei Wochen kommt ein Bus mit etwa 50 Geflüchteten in den Landkreis, der die Menschen unterbringen muss. Dessen Sporthallen in Tegernsee und Miesbach sind mit 245 und 280 Asylbewerbern und Geflüchteten ausgelastet. Die Situation ist auch deshalb so angespannt, weil diese Turnhallen den Vereinen und dem Schulsport fehlen.“

In Warngau, wo ein Containerdorf für 500 Asylbewerber errichtet werden soll, sei der Unmut groß (wir berichteten). „Bei uns in Schliersee war es aber keine Frage, dass wir zusammenhelfen und unserer Aufgabe erfüllen“, stellte Schnitzenbaumer mit Querverweis nach Hausham fest, wo eine Einrichtung für Asylbewerber abgelehnt wurde (wir berichteten).

„Gute Unterkunft“

Das ehemalige Verwaltungsgebäude, das brandschutztechnisch ertüchtigt, umgebaut und eingerichtet wurde, sei nun bezugsfertig. „Es ist eine sehr gute Unterkunft für die Unterbringung von Asylsuchenden und überschaubar“, sagt Schnitzenbaumer. Für März seien die ersten 44 Bewohner avisiert. Die Gemeinde geht davon aus, dass einige der Familien, die aktuell noch in den Turnhallen untergebracht sind, dann an die Westerbergstraße kommen werden.

Ehrenamtskoordinatoren Lisa Richters beschrieb die Art von Hilfe, die die Schlierseer leisten könnten – etwa den Familien helfen, ihre Kinder in der Schule anzumelden oder diesen Kindern einen gebrauchten Schulranzen besorgen. Bei einer Distanz zum Bahnhof von 22 Gehminuten sei die Mobilität sicher ein Thema, zu dessen Lösung gebrauchte Fahrräder beitragen könnten.

Mit allerlei Beispielen aus Asyl-Helferkreisen in anderen Landkreiskommunen riet Richters dem Helferkreis eine Struktur zu geben – entweder durch einzelne Arbeitsgruppen oder durch Patenschaften immer nur einer Familie. Zur Ausbildung in einzelnen Themenbereichen wies sie auf Ausbildungsformate des Landkreises ab März hin und gab ein kurzes Update über die derzeit gelten Regelungen zu Bezahl-Card und zur medizinischen Grundversorgung.

Baresel und Mai wollen vor allem auf Kommunikation setzten. Die ehrenamtlichen Helfer sollten sich in dem Maße einbringen, wie sie können und wollen – und auch mit den Themen, die ihnen liegen. Sie wurden gebeten sich inklusive des Bereichs, in dem sie helfen möchten, in eine Liste eintragen. Es soll nicht nur vor der Ankunft der Asylbewerber noch ein weiteres Treffen der Helfenden geben, sondern regelmäßig.

Ebenso regelmäßig will Baresel Info-Mails zu anstehenden Aufgaben verschicken. Immer wieder wurde der Helferkreis Ukraine gelobt und als leuchtendes Beispiel ins Feld geführt. Dieser und der Verlauf des Abends ließ Schnitzenbaumer am Ende schlussfolgern: „Die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden muss nicht immer negativ werden.“

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