Er ist erst 31 Jahre alt: Neuer Kirchenmusiker in Miesbach stellt sich vor

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Liebt die Vielfalt der Kirchenmusik: Benedikt Meurers an der Orgel der Miesbacher Stadtpfarrkirche. © THomas Plettenberg

Eigentlich könnte man fast von einem Generationenwechsel an der Orgel sprechen: Mit Benedikt Meurers hat ein erst 31-Jähriger die Stelle des Miesbacher Kirchenmusikers übernommen.

Miesbach – Eigentlich könnte man fast von einem Generationenwechsel an der Orgel sprechen: Mit Benedikt Meurers hat ein erst 31-Jähriger die ruhestandsbedingt vakant gewordene Stelle des Kirchenmusikers der Pfarreien Miesbach und Parsberg übernommen. Für Meurers selbst ist es nach Reit im Winkl die zweite berufliche Station, aber die erste mit dem sogenannten A-Niveau. Wie er in die Stadtpfarrkirche gekommen ist, wie sein erster Eindruck von Orgel und Chören ist und welche musikalischen Akzente er in den kommenden Monaten und Jahren setzen will, haben wir den 31-Jährigen im Interview gefragt.

Herr Meurers, an Maria Lichtmess am vergangenen Freitag hatten Sie Ihre Gottesdienst-Premiere an der Orgel in der Miesbacher Stadtpfarrkirche. Wie ist es gelaufen?

Benedikt Meurers: Ich denke, dass alles gut geklappt hat. Die Orgel und die Akustik in der Kirche kannte ich ja zumindest schon vom Vorspielen im Bewerbungsverfahren.

Was ist Ihr Eindruck?

Benedikt Meurers: Die Orgel hat einen guten Tastenanschlag und einen schönen Klang. Gleiches gilt übrigens für das Instrument in Parsberg, wo ich ja auch regelmäßig spielen werde. Fast noch wichtiger waren mir aber die Chöre bei meiner Entscheidung, nach Miesbach zu gehen. Ich sehe mich nämlich mehr als Chorleiter denn als Tastentiger.

Wie ist die Pfarrei Mariä Himmelfahrt hier aufgestellt?

Benedikt Meurers: Wirklich sehr gut. Mit dem 30-köpfigen Kirchenchor und dem 15-köpfigen Jazzchor können wir hier ein breites Spektrum abdecken. Besonders gefreut hat mich, dass es auch eine gregorianische Schola gibt. Da wurde an der Universität viel Wert drauf gelegt, in der Praxis kommen die meist vor über 1000 Jahren komponierten Choräle aber nur noch selten im Gottesdienst zur Aufführung. Hier in Miesbach dagegen regelmäßig – toll!

Wo liegt denn Ihr persönlicher Schwerpunkt in Sachen Kirchenmusik? Haben Sie einen Lieblingskomponisten oder eine Epoche, die Sie besonders schätzen?

Benedikt Meurers: Da bin ich eigentlich eher breit aufgestellt. Grundsätzlich bin ich schon in der klassischen Musik zuhause. In der Romantik gibt es mitreißende Sachen. Bei den Komponisten ist Bach natürlich unschlagbar. Andererseits schätze ich auch moderne Stücke, die ich mit dem Jazzchor singen kann. Gospels gehören hier zum Beispiel mit dazu.

Wie viel davon lässt sich eigentlich in einem Gottesdienst unterbringen? Und wie groß ist das Risiko, die Messbesucher damit zu überfordern?

Benedikt Meurers: Man braucht schon ein Gespür für den Messablauf, weil ja auch der liturgische Teil einen großen Part beansprucht. Zeitlich überziehen können wir eh nicht mehr, weil Pfarrer Michael Mannhardt durch seine Zuständigkeit für die beiden Pfarrverbände Miesbach und Hausham terminlich eng getaktet ist. Selbst bei Festgottesdiensten sind eineinviertel Stunden das Maximum. Umso schöner finde ich, dass man die Kirche ja auch mal für ein Konzert nutzen kann.

Ist hier schon was geplant?

Benedikt Meurers: Im März würde ich gern zum ersten Mal etwas außerhalb der Gottesdienste aufführen, und auch danach immer wieder mal in regelmäßigen Abständen. Ich finde es eine schöne Gelegenheit, auch mal Leute in die Kirche zu locken, die sonst nicht zum Stammpublikum gehören.

Wie war das eigentlich bei Ihnen persönlich? Wie sind Sie zur Kirchenmusik gekommen?

Benedikt Meurers: Ganz klassisch übers Klavierspielen, das ich bei meinem großen Bruder gesehen habe. Mein Lehrer hat nebenbei Orgeldienste in der Kirche in meinem Heimatdorf in der Nähe von Traunstein geleistet. Als er dann plötzlich gestorben ist, habe ich ihn dann vertreten. Da war ich gerade 16 Jahre alt und schon noch ein bisschen überfordert. Aber mei, dann ist halt einfach ziemlich oft „Lobet den Herrn“ erklungen (lacht).

Dennoch muss es Ihnen Spaß gemacht haben, sonst wären Sie danach nicht an die Berufsfachschule für Musik in Altötting gegangen, oder?

Benedikt Meurers: Auf jeden Fall. Dort kam dann die Initialzündung in Richtung Kirchenmusik. Ich habe mein Abitur nachgeholt und dann zunächst meinen Bachelor für katholische Kirchenmusik an der Universität für Musik und darstellende Künste in Wien gemacht. Für den Master bin ich dann an die Hochschule für Musik und Theater in München gegangen. Damit konnte ich mich dann auch für die sogenannten A-Stellen als Kirchenmusiker bewerben. Weil meine erste Stelle in Reit im Winkl zunächst nur eine B-Stelle mit 16,5 Wochenstunden war, habe ich noch Klavier- und Gesangsschüler sowie die Leitung des Jugendchors Grassau und Unterwössen und des Wasserburger Kammerorchesters übernommen. Letzteres würde ich auch von Miesbach aus gern noch weitermachen.

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Sie sind also bereits nach Miesbach gezogen?

Benedikt Meurers: Ja, wir haben glücklicherweise über die Pfarrei eine Wohnung direkt neben der Kirche vermittelt bekommen. Meine Frau pendelt zwar zwei Mal pro Woche zu ihrem Arbeitsplatz als Musiklehrerin in Burgkirchen an der Alz, aber die Fahrzeit war von Reit im Winkl aus ähnlich. Da sie im Harfenensemble von Walter Kohlhauf spielt, hatten wir auch vorher schon einen Bezug nach Miesbach.

Klingt so, als würden Sie sich wohlfühlen hier.

Benedikt Meurers: Absolut. Die Nähe zu den Bergen war auf jeden Fall ein großes Kriterium für uns. Die Leute reden Dialekt hier, und auch sonst scheint die Welt noch in Ordnung.

Dann passt es menschlich auch mit den Sängerinnen und Sängern in den Chören?

Benedikt Meurers: Mit Sicherheit. Alle, die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind aufgeschlossen, freundlich und haben schöne Stimmen. Sogar, dass ich sie bei der ersten Probe im Rahmen des Bewerbungsprozesses mit einem sechsstimmigen Stück ein bisschen überfordert habe, haben sie mir nicht übel genommen (lacht).

Wie laufen denn die Proben bei Ihnen ab?

Benedikt Meurers: Wir starten mit Körper- und Haltungsübungen, gefolgt vom Einsingen noch ohne Text und Übungen für eine gute Gesangstechnik. Dann tauchen wir schon in die Stücke ein. In Abschnitten erarbeiten wir Intonation, Aussprache, Klang und musikalische Parameter. Meistens üben wir danach zunächst die einzelnen Stimmen, ehe wir alles zusammenfügen.

Stichwort Zusammenfügen: Was fehlt in Ihren Augen denn noch zum Gesamtwerk Kirchenmusik in Miesbach?

Benedikt Meurers: In erster Linie ein Kinder- und Jugendchor. Das würde ich gern zeitnah ändern. Vielleicht als ersten Schritt mal mit einem Projekt mit Kindergarten- oder Schulkindern. Singen macht Freude und kennt keine Altersgrenzen – weder nach unten, noch nach oben. Das gilt natürlich nicht nur für unsere Chöre, sondern auch für alle, die im Kirchenschiff sitzen.

sg

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