Gasgeschäft als Putins Einnahmequelle „so gut wie tot“ – trotz Deals mit China

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Russland macht sich wirtschaftlich von China abhängig – besonders beim Gasgeschäft. Xi Jinping zahlt nicht den Preis, den Putin braucht.

Moskau – Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Der Einmarsch kam jedoch mit einem Bruch mit dem Westen einher. Das eigentlich bedeutende Gasgeschäft fällt weg. Indien und vor allem China sollen die Einnahmen kompensieren. Doch für Wladimir Putin läuft das Geschäft nicht wie gewünscht. Streitpunkt ist offenbar das Geld. Xi Jinping zahle nicht den Preis für russisches Gas, der nötig sei, um die Verluste auf dem europäischen Markt zu kompensieren, erklärte Wladimir Milow, früherer stellvertretender Energieminister in Russland, gegenüber dem US-Medium Newsweek.

Die Financial Times berichtet, dass China Russland weniger zahle als seinen bisherigen Lieferanten. Der Durchschnittspreis liegt bei 4,4 Dollar pro Britische Thermal Einheit (BTU), während der Preis in Europa bei 10 Dollar pro BTU lag. Dies führte dazu, dass das Jahr 2023 für Gazprom schlecht verlief. Das Unternehmen verzeichnete einen Verlust von etwa 6,9 Milliarden Dollar.

„Ganz klar“: Russland kann laut Experten mit Gasexporten nach China keine Gewinne erzielen

„Es ist ganz klar, dass Russland mit dem Gasexport nach China keine Gewinne erzielen kann“, so Milow. Dies wäre für die russische Wirtschaft, die neben der Kriegsindustrie hauptsächlich vom Gas abhängig ist, verheerend. Die Aussicht, dass Gazprom eine Haupteinnahmequelle für die russische Wirtschaft und Putins Militärapparat bleiben könnte, sei „so gut wie tot“, erklärte der ehemalige russische Minister gegenüber Newsweek.

Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Präsident Xi Jinping schütteln die Hände. Im Hintergrund sind die Nationalflaggen beider Länder.
Nicht ganz auf Augenhöhe: Wladimir Putin ist bei den Verhandlungen mit Xi Jinpings China über weitere Gasexporte im Nachteil. (Archivfoto) ©  UPI Photo/Imago

Dabei haben Russland und China ihren Handel seit Beginn des Ukraine-Krieges intensiviert. 2023 stieg er auf einen Rekordwert von 240 Milliarden US-Dollar an, ein Plus von mehr als 25 Prozent im Vergleich zu 2022.

Trotz Problemen: Putin will Gasgeschäfte mit China ausbauen

Russland plant, das Geschäft mit China noch weiter auszubauen. Dazu möchte das Putin-Regime den Bau der Gaspipeline Power of Siberia 2 vorantreiben. Diese soll Erdgas von den Feldern im Westen nach China transportieren und eine Kapazität von jährlich etwa 50 Milliarden Kubikmetern haben.

Mit der neuen Pipeline verbindet Russland die Hoffnung, die verlorenen Einnahmen aus dem europäischen Gasgeschäft kompensieren zu können.

Auch China hat ein Interesse am Bau der Pipeline. Laut dem Center on Global Energy Policy der Columbia University werde die dortige Nachfrage nach Gas bis 2030 auf 250 Milliarden Kubikmeter steigen. Im vergangenen Jahr waren es laut Financial Times 170 Kubikmeter, die durch bestehende Pipelines und Flüssiggas-Lieferungen gedeckt werden konnten. Bis 2040 entstehe jedoch eine Lücke von 150 Milliarden Kubikmeter.

Zähle Verhandlungen: Für Russland bedeutendes Projekt mit China droht zu scheitern

Um das neue russisch-chinesische Pipelineprojekt gibt es jedoch Streit. China möchte laut der Financial Times nur einen kleinen Teil der geplanten Kapazität tatsächlich kaufen. Ein weiterer Streitpunkt ist der Preis. Laut Insidern fordert China Preise, die nahe an den stark subventionierten Inlandspreisen in Russland liegen.

Trotzdem ist Russland zuversichtlich, dass es in „naher Zukunft“ eine Einigung zur Pipeline Power of Siberia geben wird. „Es ist völlig normal, dass jede Seite ihre eigenen Interessen verteidigt“, so Kreml-Sprecher Dimitri Peskow. Die Verhandlungen werden fortgesetzt, und die Staatschefs beider Länder haben den politischen Willen dazu.

Das chinesische Außenministerium erklärte laut Financial Times, dass die Präsidenten beider Länder vereinbart hätten, nach Bereichen zu suchen, in denen die Interessen übereinstimmen. China wird mit Russland zusammenarbeiten, um die Vereinbarungen zwischen beiden Staatschefs umzusetzen und die Zusammenarbeit zum beiderseitigen Nutzen zu vertiefen.

China hat bei Verhandlungen um Gasgeschäfte mit Russland die Oberhand

Wie schnell beide Nationen die Verhandlungen jedoch vorantreiben können, ist offen. So war beispielsweise Gazprom-Chef Alexej Miller nicht bei Putins Staatsbesuch in China mit dabei. Für konkrete Gespräche über die Gaslieferungen wäre er unverzichtbar gewesen. Seine Abwesenheit sei „höchst symbolisch“, so Titiana Mitrova, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Center on Global Energy Policy an der Columbia University, gegenüber der Financial Times.

Grundsätzlich schätzen Fachleute Chinas Position in der Handelsbeziehung als stärker ein. Russland habe letztendlich keine Alternative und müsse Chinas Bedingungen akzeptieren, schätzt Alexander Gabuev, Direktor des Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin laut der Financial Times. China dagegen glaube, dass es warten könne, um Russland die besten Konditionen abzuringen.

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