Sieg für Putin? Russlands umstrittene Gas-Pipeline nach China macht Fortschritte

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Die Pipeline „Power of Siberia 2“ soll eines Tages Gas von Russland nach China transportieren. Nach Monaten kommt nun Bewegung in Putins Prestigeprojekt.

Noch Mitte August sah es so aus, als ob ein für Wladimir Putin besonders wichtiges Infrastrukturprojekt zu einem Stillstand gekommen wäre: Die geplante Pipeline „Power of Siberia 2“, die eines Tages Erdgas von Russland nach China transportieren soll, war auf einmal aus dem Regierungsprogramm der neuen mongolischen Regierungskoalition verschwunden. Als Transitland wäre die Mongolei am Bau der möglichen Pipeline von Russland nach China beteiligt und würde zudem Transitgebühren kassieren.

Nun erklärte Gantumur Luvsannyam, stellvertretender mongolische Premierminister und gleichzeitig Wirtschaftsminister seines Landes, dass es doch Fortschritte bei den Verhandlungen über das Projekt gebe. „Wenn China und Russland eine Einigung erzielen und mit dem Bau der Pipeline beginnen, sind wir zur Zusammenarbeit und zur Beschleunigung des Projekts bereit“, sagte Luvsannyam der South China Morning Post (SCMP).

Der Grund, warum „Power of Siberia 2“ nicht im Regierungsprogramm vom vergangenen Sommer aufgeführt war, sei simpel: Solange sich Russland und China nicht einig seien, könne das mongolische Parlament schlichtweg nicht über das Projekt abstimmen.

Chinas Präsident Xi Jinping und Russlands Staatschef Wladimir Putin reichen sich die Hand.
„Grenzenlose“ Freundschaft: Chinas Präsident Xi Jinping und Russlands Staatschef Wladimir Putin reichen sich die Hand. © Sergei Karpukhin/AFP

China und Russland verhandeln weiter über Pipeline – Gaspreis wohl der Knackpunkt

Auch dafür, dass China und Russland noch immer über die Pipeline verhandeln, hat Luvsannyam eine Erklärung: Das staatliche chinesische Energieunternehmen China National Petroleum Corporation (CNPC) als Käufer des russischen Gases müsse mit dem russischen Lieferanten noch „eine Vereinbarung über Investitionen und Preise treffen“, mutmaßt der Minister.

Das Staatsunternehmen will Berichten zufolge für russisches Gas, das durch die geplante Pipeline nach China kommt, nur so viel zahlen, wie das Gas auf dem russischen Binnenmarkt kosten würde. Weil der Bau der Pipeline aber gewaltige Summen verschlingen würde, sei das für Gazprom nicht akzeptabel, sagte Anna Kireeva vom Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen in Moskau im August der SCMP; beide Seiten müssten deswegen einen Kompromiss finden.

China unterstützt Russland im Ukraine-Krieg

Um die Pipeline, die eines Tages 50 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr von der Jamal-Halbinsel in Nordwest-Sibirien nach Nordchina transportieren soll, wird seit Jahren gestritten – und das, obwohl China einer der engsten Unterstützer Russlands im Ukraine-Krieg ist. Zudem treffen sich der chinesische und der russische Staatschef, Xi Jinping und Wladimir Putin, regelmäßig – alleine im vergangenen dreimal.

China bezieht russisches Gas derzeit unter anderem über die Pipeline „Power of Siberia 1“, die Ende 2019 in Betrieb genommen wurde. Die diskutierte zweite Sibirien-Pipeline wäre für Russland wichtig, weil seit Beginn des Ukraine-Kriegs Einnahmen aus dem Gas-Export nach Europa weggebrochen sind. „Power of Siberia 2“ soll die Verluste ausgleichen, die Russland durch das Aus der Ostseepipeline „Nord Stream 1“ entstanden sind.

Im vergangenen Jahr hatte China aus Russland Pipeline-Gas im Wert von rund acht Milliarden US-Dollar bezogen. Daneben fließt Pipeline-Gas auch aus Zentralasien und Myanmar in die Volksrepublik, zudem importiert die Volksrepublik große Mengen an Flüssiggas (LNG), vor allem aus Australien und Katar. Weil China seine Gas-Importe seit Jahren diversifiziert, ist Russland für die Volksrepublik weniger wichtig als umgekehrt. (sh)

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