Putin in China: Russlands Wirtschaft steht ohne Peking vor dem Kollaps

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Russland und China haben sich seit Kriegsbeginn einander deutlich angenähert. Mittlerweile ist eine Abhängigkeit entstanden. Putin kann nicht mehr ohne Xi Jinping.

Peking – Erst letzte Woche (16. Mai 2024) ist Russlands Präsident Wladimir Putin nach China gereist. Gemeinsam mit seinem chinesischen Counterpart Xi Jinping betonte Putin die Partnerschaft beider Länder. Eine russisch-chinesische Wirtschaftsmesse stand ebenso auf dem Reiseplan wie einige Gespräche mit Jinping. Trotz aller Bekräftigung der Partnerschaft beider Länder zeigen die Zahlen immer deutlicher, dass eine einseitige Abhängigkeit besteht.

Putins wichtigster Handelspartner – Handelsvolumen mit China stieg rapide

Dass das Handelsvolumen zwischen China und Russland deutlich gestiegen ist, seitdem letzterer den Ukraine-Krieg begonnen hat, ist unbestritten. Seit 2022 nahmen die chinesischen Exporte nach Russland um mehr als 60 Prozent zu. Das bilaterale Handelsvolumen sei um 26 Prozent gewachsen, teilten die beiden Staatschefs in Peking mit. Allerdings besteht ein deutliches Ungleichgewicht in dieser Partnerschaft. Laut der Analyseplattform Carnegie Politika gehen Analysten mittlerweile davon aus, dass China Russlands Wirtschaft mittels „Rettungsleine“ am Leben hält.

Wladimir Putin in Harbin.
Wladimir Putin in Harbin (Symbolfoto). Russland und China haben sich seit Kriegsbeginn einander deutlich angenähert. Mittlerweile ist eine Abhängigkeit entstanden. Putin kann nicht mehr ohne Xi Jinping. © IMAGO/Kremlin Pool/Russian Presential

Auch Agathe Demarais von der Denkfabrik European Council on Foreign Relations verwies in der Financial Times auf eine wachsende russische Abhängigkeit von seinem asiatischen Handelspartner. China ist auf den russischen Markt nicht angewiesen, Russland dagegen würde auf manchen Gütern schlichtweg sitzen bleiben, wäre China nicht da, um sie abzukaufen. Ein Beispiel dafür ist russisches Gas. Seitdem Europa die Lieferungen nicht mehr abnimmt, sitzt Russland auf großen Reserven und kann sie kaum abstoßen. Dafür ist unter anderem die Logistik verantwortlich – es gibt einfach nicht so viele Pipelines nach China wie nach Europa. Hier hatte Putin bei seiner Reise den Bau einer neuen Pipeline verlangt.

Wie China den russischen Rüstungssektor am Leben hält

Ähnlich sieht es beim Öl aus. Seitdem die westlichen Nationen versuchen, Putins Einnahmen aus dem Verkauf von Rohöl mittels eines Preisdeckels zu drücken, stieg Russland zu Chinas größtem Öl-Lieferanten auf. China wiederum hat früh erkannt, dass Russland kaum eine Wahl hat, und recht günstige Preise ausgehandelt – ein Resultat davon ist der massive Verlust, den Russlands Gas-Riese Gazprom jüngst eingefahren hatte.

Beim Export ist es genauso. China ist sowohl der wichtigste Exporteur für kommerzielle Güter nach Russland als auch ein wichtiger Zulieferer für sogenannte Dual-Use-Güter. Damit sind solche Produkte gemeint, die sowohl im militärischen als auch im zivilen Sektor genutzt werden. Öffentlich verfügbare Daten zeigen, dass China monatlich Dual-Use-Produkte im Wert von über 300 Millionen US-Dollar nach Russland verschiebt – und das sind allein die Güter, die die westlichen Länder als „High Priority“-Güter einstufen. Damit sollen sie besonders wichtig für die russische Rüstungsindustrie sein. Auch wenn das Exportvolumen seit Dezember 2023 konstant abgenommen hat, bleibt China Russlands größter Zulieferer dieser Produkte.

Westliche Sanktionen erschweren Russlands Geschäfte

China liefert dabei sowohl chinesische Produkte nach Russland als auch solche, die vom Westen eigentlich sanktioniert sind. Das „Reich der Mitte“ spielt also eine wichtige Rolle dabei, die westlichen Sanktionen zu unterlaufen, die Russlands Anstrengungen im Krieg schwächen sollen. Washington hat darauf reagiert und droht mit Sekundärsanktionen gegen Banken, die im Umfeld der russischen Militärindustrie Geschäfte machen. Laut der F.A.Z. hatte dieser Schritt erstaunliche Folgen. Unter anderem sollen die chinesischen Exporte um 16 Prozent zurückgegangen sein (März 2023 auf März 2024), im April waren es noch einmal 13,5 Prozent.

Mittlerweile hätten russische Geschäftsleute große Probleme, Konten bei chinesischen Banken zu eröffnen, teilte die Zeitung unter Berufung auf die Carnegie-Expertin Alexandra Prokopenko mit. Chinesische Banken nahmen Abstand von Geschäften mit Russland.

Wie passt das mit dieser allzu öffentlichen Zurschaustellung der russisch-chinesischen Freundschaft in Peking zusammen? Vor allem geht es wohl um PR. „Von russischer Seite ist das Interesse, so viel öffentlichkeitswirksame Unterstützung wie möglich von der chinesischen Seite für den Krieg gegen die Ukraine zu bekommen“, zitierte die Tagesschau dazu den Ökonomen Sebastian Hoppe. China dagegen hat in Russland eine zweite Großmacht, mit der es westlichen Vorhaben begegnen will. Ob China und Russland bei Putins Reise einen Weg gefunden haben, um die Effekte der neuen Sanktionen zu umgehen, muss sich noch zeigen.

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