Aus für russisches Gas – China als Putins große Hoffnung?

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Russland entgehen künftig Milliarden aus Gasverkäufen. Wladimir Putin sucht bereits Alternativen. Unter anderem könnte ein Nato-Land helfen.

Moskau – „Die Situation hier ist sehr schwierig“, hatte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskov noch im Dezember zu der Thematik gesagt. Das Problem dahinter: Seit ein paar Tagen stellt die Ukraine ihre Gas-Pipelines nicht mehr für russisches Gas zur Verfügung. Ein fünfjähriges Handelsabkommen ist am 31. Dezember 2024 ausgelaufen. Lange Zeit war über eine mögliche Alternative diskutiert worden, einige europäische Länder hatten mit Konsequenzen gedroht, denn sie müssten weiter russisches Gas importieren. Russland selbst sucht nun selbst nach Alternativen.

Ukraine sperrt Pipelines für russisches Gas – Sechs Milliarden Euro Verlust

Seit dem 1. Januar 2025 kann der russische Präsident Wladimir Putin keine Einnahmen mehr aus dem Verkauf seines Pipeline-Gases durch die Ukraine generieren. Auf dem Papier entgehen ihm damit jedes Jahr rund sechs Milliarden Euro – das hatte der Experte Georg Zachmann vom Thinktank Bruegel dem Handelsblatt mitgeteilt. Putin sucht daher bereits nach Ausweichoptionen, um das Gas anderweitig zu verkaufen. „Mittelfristig könnten existierende Routen verstärkt werden“, gab Zachmann an, allerdings sei es kurzfristig unwahrscheinlich, dass Russland seine Verluste ausgleichen könne.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Russland entgehen künftig Milliarden aus Gasverkäufen. Wladimir Putin sucht bereits Alternativen. Unter anderem könnte ein Nato-Land helfen. © IMAGO / ZUMA Press Wire/Kremlin Pool

Das hält Russland nicht davon ab, zumindest für den Moment in Richtung China zu schauen, um die Exporte weiter anzutreiben. China und Indien sollen dabei helfen, das Land vor einem schweren wirtschaftlichen Schlag zu schützen. Russlands größte Hoffnung liegt jedoch im LNG.

LNG soll Russlands Wirtschaft stützen – Greift auch Europa zu?

Angeblich plant Russland, die Exporte von LNG (Liquefied Natural Gas) auszuweiten. „Wir werden damit fortfahren, unseren Anteil am globalen LNG-Markt auszubauen“, hatte Putin während seiner jährlichen Pressekonferenz am 19. Dezember mitgeteilt. Er zeigte sich außerdem zuversichtlich, dass der Branchentitan Gazprom PJSC den Ukraine-Krieg und den Konflikt um die ukrainischen Pipelines überleben werde.

Obwohl Experten dazu drängen, den LNG-Import aus Russland zu senken, kauft Europa (nebst anderen die Slowakei und Ungarn) nach wie vor große Mengen an LNG aus Russland. Ein Großteil davon stammt aus der Yamal-LNG-Anlage unter der Kontrolle von Novatek PSJC. Laut der Ökonomin Tatiana Orlova von Oxford Economics war ohnehin nicht mehr viel Gas nach Europa geflossen, weswegen der Verlust für die Russen verkraftbar sei. „Europa wird weiterhin Gas brauchen, denn einige der Anstrengungen, um sich von russischem Gas zu lösen, haben nicht funktioniert“, zitierte das Nachrichtenportal Bloomberg die Ökonomin. „Vermutlich kauft Europa mehr russisches LNG, um den Rückgang von Erdgas zu kompensieren.“

Russland will seine LNG-Exporte bis 2035 auf 100 Millionen Tonnen ausweiten. Das wäre eine knappe Verdreifachung der Menge vom Jahr 2024. Allerdings liegen westliche Sanktionen sowohl auf der Tankerflotte als auch auf einigen wichtigen Schlüsselprojekten. Außerdem steht ein Anlegeverbot für russische Spezialtanker bevor, die LNG verschiffen. Diese dürfen ab März nicht mehr in europäischen Häfen anlegen, was den Transport deutlich erschweren soll. In einigen Häfen steht normalerweise spezielle Technologie bereit, auf die die russischen LNG-Tanker auf ihrem Weg gen Osten angewiesen sind.

Erdgaskäufe rückläufig – EU kauft mehr unter sich

Laut dem Europäischen Rat ist der Anteil von russischem Pipeline-Gas von über 40 Prozent (2021) auf etwa acht Prozent gesunken. Nimmt man Pipeline-Gas und LNG zusammen, vereine Russland rund 15 Prozent der Gesamtimporte der EU auf sich. Das sei nur denkbar gewesen, weil Europa den Gasverbrauch allgemein reduziert habe. Außerdem habe die EU mehr intern gehandelt, vor allem Norwegen positioniert sich mehr und mehr als wichtiger Lieferant von LNG.

Beim Erdgas will Russland zunehmend auf andere Käufer ausweichen. Als mögliche Abnehmerländer stehen klassisch Indien und China bereit – diese hatten bereits in der Vergangenheit einen Teil der Käufe abgefangen, die Russland in Europa verloren hatte. Dafür aber war es ihnen gelungen, kräftige Preisnachlässe herauszuhandeln.

Alternative Abnehmer im Osten – China soll Russlands Wirtschaft retten

Eines der größeren Probleme ist dabei die Infrastruktur. Weil Russland sich lange Zeit überwiegend auf Europa verlassen hatte, waren zwischen der EU und Russland viele Gas-Pipelines entstanden, die den gegenseitigen Handel ermöglichten und befeuerten. Um auch größere Mengen nach China zu liefern, versucht Putin derzeit, eine neue Pipeline – Power of Siberia 2 – zu bauen, doch Peking zögert das Projekt hinaus und will weitere Benefits heraushandeln.

Weiter könnte Russland mehr Gas durch die TurkStream-Pipeline schicken, die Russland und die Türkei verbindet. Diese kann auch dabei helfen, einige europäische Kunden zu versorgen, die bis zum Schluss keine Alternative für das russische Gas gefunden hatten. Allerdings ist auch hier das Volumen begrenzt: Pro Jahr schafft die Pipeline maximal 31,5 Milliarden Kubikmeter an transportiertem Volumen.

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