Mit DIY-Box will Daniel unsere grauen Städte Klima-fit machen
Daniel Porzig hat Entrepreneurship studiert – denn sein Traum war es schon immer, ein Startup zu gründen. Der entscheidende Impuls kam dann beim Besuch des Futurium-Museums in Berlin. Inspiriert von den Visionen einer grünen Stadt der Zukunft – und ernüchtert von der grauen Realität versiegelter Flächen draußen – begann er zu recherchieren. Was wäre, wenn man Stadtgrün einfacher zugänglich machen könnte? Ohne Architektenteam, ohne teure Fachfirmen? Die Antwort: ein Do-It-Yourself-System für Dachbegrünung, das sich mit digitaler Unterstützung ganz einfach planen und installieren lässt. Aus dieser Idee entwickelte Daniel Porzig die Vision für „heygrün" – ein klimapositives Start-up.
Um aus der Idee zu „heygrün" ein funktionierendes Geschäftsmodell zu machen, holte er sich zunächst einen ITler und einen Dachdecker an seine Seite. 2023 gründeten sie das Start-Up. Heute leitet Porzig das Unternehmen zusammen mit Manuel Rasch. Der gelernte Forstwirt ist für die Kundenberatung und für Sales zuständig.
Diese Serie ist eine Kooperation mit der Lehrredaktion der Kölner Journalistenschule (KJS). Die angehenden Journalistinnen und Journalisten porträtieren hier Menschen, die selbst etwas gegen die Klimakrise unternehmen. Das sind ihre Lösungen:
Teil 1: Der verrückte Plan, mit dem Auto-Tüftler CO2 aus der Luft speichern will
Teil 2: Die Physikerin, die von Brandenburg aus unser Klima retten will
Teil 3: Mit DIY-Box will Daniel unsere grauen Städte Klima-fit machen
Hausdach, aber grün? Die Box zum Selbermachen
Gemeinsam haben sie ein System entwickelt, das es Hausbesitzern ermöglichen soll, ihr Dach selbst zu begrünen – ohne Vorkenntnisse, ohne Handwerker, mit einfach verständlicher Anleitung.
Dieser Do-It-Yourself-Ansatz ist das Besondere an „heygrün": „Egal ob jemand handwerklich begabt ist oder nicht, mit unserer Anleitung kann man eigentlich nichts falsch machen, wenn es einmal richtig geplant ist", so Porzig.
Die sogenannte „DIY-Gründachbox" ist das Kernprodukt des Unternehmens: Eine modulare, leicht installierbare Lösung, die auf Dächern, Garagen oder Bungalows verwendet werden kann. Dabei fokussiert sich „heygrün" auf Flachdachbegrünung.
Weil viele Kunden die Idee toll fanden, sich dann aber doch nicht selbst ans Begrünen des Daches herantrauten, vermittelt das Start-Up inzwischen auch Handwerker, die bei Bedarf helfen. Nach aktuellen Zahlen entscheiden sich etwa 60 Prozent der Kunden für die Dienstleistung durch einen Handwerker, 40 Prozent wählen die DIY-Box.

Automatisierung trifft auf Handwerk
Das Start-Up arbeitet nach eigenen Angaben deutschlandweit bereits mit rund 100 Partnerhandwerkern zusammen. Auf der Website können Interessierte die Fläche ihres Dachs sowie den Standort angeben und erhalten daraufhin einen groben Richtwert für die Kosten. Bei weiterem Interesse wird ein Beratungstermin angeboten, um Details zu besprechen. "Unser Fokus ist, dass wir diese ganzen Prozesse im Hintergrund automatisiert haben", erklärt Gründer Daniel Porzig. Dadurch erhalten Kunden zeitnah Informationen und Preisschätzungen.
Auch bei der Preisgestaltung wollen die Heygrün-Gründer es ihren Kunden möglichst einfach machen. Preislich liegt die Dachbegrünung zwischen 60 und 100 Euro pro Quadratmeter brutto. Dieses Preisniveau entspricht dem Branchendurchschnitt. Die Kosten hängen von der Fläche, dem Standort und dem Umfang der Begrünung ab – und davon, ob ein Handwerker gebraucht wird.
Ganz und gar nicht unkompliziert wird es allerdings, wenn Kunden eines der vielen Förderprogramme für Gründächer nutzen wollen. In Deutschland existieren hunderte verschiedene Förderprogramme auf kommunaler Ebene. Manche Städte und Kommunen stellen pauschal maximal 20 Euro Fördermittel pro Quadratmeter, andere übernehmen bis zu 50 Prozent der Kosten. „Da muss man sich erstmal zurechtfinden – und genau das übernehmen wir für unsere Kunden. Wir helfen bei der Vorbereitung der Unterlagen und zeigen, wo es was gibt. Nur einreichen muss man am Ende selbst", erklärt Porzig.

Start-Up übernimmt Organisation für Handwerker
Das System soll auch für die Handwerkerseite funktionieren. Statt selbst Kunden zu akquirieren, Termine zu vereinbaren und Angebote zu schreiben, erhalten die Partner fertig geplante Aufträge. "Wir sagen: hier ist ein Auftrag, kannst du an dem Tag? Wir organisieren alles", sagt CEO Porzig. Damit soll das Angebot für Handwerker in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiv werden. Mit denselben Ressourcen können theoretisch mehr Dächer begrünt werden, weil die Zeit nicht mehr für die Verwaltung, sondern für die eigentliche Arbeit genutzt wird.
Dieses Jahr hat „heygrün" mehr als 100 Dächer deutschlandweit begrünt. Dieses und nächstes Jahr planen die Gründer, die Anzahl der begrünten Dächer zu verdreifachen. Ab dann soll sich die Zahl jährlich verdoppeln.
Die Kundschaft von „heygrün" besteht vor allem aus Eigentümern von Einfamilienhäusern, Garagen oder Bungalows. Häufig sind es Menschen mit starkem Umweltbewusstsein, die aktiv etwas gegen den Klimawandel tun wollen. Andere entscheiden sich für eine Dachbegrünung, weil sie ästhetisch ansprechender ist – statt auf ein graues Dach schaut man auf ein Stück Natur. Und dann gibt es noch diejenigen, die ihre Dächer bepflanzen müssen: In vielen Neubaugebieten ist eine Dachbegrünung bereits verpflichtend, sonst gibt es keine Baugenehmigung.
Der CEO sagt offen: „Natürlich ist Dachbegrünung irgendwo auch ein Luxusgut. Wer jeden Euro umdrehen muss, investiert eher in dringendere Dinge."
Zukunftsvision: Photovoltaik und Pflanzen
In Zukunft will das Unternehmen daher auch Unternehmen als Kunden gewinnen – und die Dachbegrünung mit Photovoltaik kombinieren. Das sogenannte Solargründach ist für die Gründer der nächste logische Schritt. Dabei werden Solarmodule auf einer begrünten Fläche in erhöhter Position montiert, sodass Pflanzen darunter wachsen können. Dadurch entsteht gleichzeitig Strom und ein ökologischer Lebensraum. „Das machen wir jetzt schon, wenn ein Kunde es möchte. Aber langfristig wollen wir das aktiv anbieten und stärker sichtbar machen", sagt Daniel Porzig. „Denn das ist eigentlich die nachhaltigste Form, ein Dach zu nutzen: Strom produzieren und gleichzeitig für mehr Grün sorgen."
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