Abwerbe-Versuche: Hort-Team sieht sich unter Druck gesetzt

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Das neue Kita-Zentrum der Gemeinde Bad Wiessee steht kurz vor der Fertigstellung. Beim Bau hakt es nicht, doch der Wechsel der Betriebsträgerschaft schlägt Wellen. © Stefan Schweihofer

Für den Hort wie für die Krippe im neuen Wiesseer Kita-Zentrum hat sich die Gemeinde neue Träger gesucht. Hort-Mitarbeiter, beim jetzigen Träger evangelische Kirchengemeinde angestellt, fühlen sich Abwerbe-Versuchen ausgesetzt. Dagegen verwehren sie sich in einem Elternbrief.

Bad Wiessee – Das neue Kita-Zentrum der Gemeinde Bad Wiessee steht kurz vor der Eröffnung. Beim Bau scheint alles glattzugehen, die künftige Betriebsführung indes sorgt für Wirbel. Weil die Gemeinde Bad Wiessee ihre Bedingungen nicht erfüllt sah, löste sie sich vom bisherigen Träger von Krippe und Hort, der evangelischen Kirchengemeinde Tegernseer Tal. Die Krippe wird künftig vom katholischen Pfarrverband geführt, der bereits Träger des Kindergartens ist. Den Hort übernimmt die Diakonie Rosenheim. Für die bisherigen Hort-Mitarbeiter bedeutet das: Für sie endet ihre Zeit in Bad Wiessee Ende August. Oder sie wechseln zum neuen Träger.

Bürgermeister ermuntert zum Arbeitgeber-Wechsel

Letzteres käme der Gemeinde Bad Wiessee und auch der Diakonie Rosenheim gelegen. Vergangene Woche erhielten die Hort-Angestellten Post von Bürgermeister Robert Kühn. Er richtete die „herzliche Bitte“ an das Erzieher-Team, mit der Diakonie Rosenheim in Verbindung zu treten. Parallel kam vonseiten der Diakonie eine „Einladung zur Trägervorstellung“ am Dienstagabend in der Grundschule. Es hieß, man wolle das „weitere Miteinander im Sinne der uns anvertrauten Kinder besprechen und planen“. Niemand folgte der Einladung.

Eltern bitten Erzieher, in Bad Wiessee zu bleiben

Darüber hinaus sprachen Eltern, darunter auch Wiesseer Gemeinderäte, die Hort-Betreuer an. Man bat sie, zu bleiben und den Arbeitgeber zu wechseln, appellierte an ihre Verantwortung gegenüber den Kindern. Dass diese Gespräche sehr emotional und vor den Kindern geführt wurden, bewegte das Hort-Team zu einer Stellungnahme, die eine klare Grenze setzen soll. In einem Schreiben an die Eltern, den Bürgermeister und die Gemeinderäte bedankt sich das Team für die Wertschätzung und bekundet auch Verständnis für die Nöte, zumal es „schwer zu akzeptieren sei, dass eine gut funktionierende Einrichtung ohne Not gegangen wird“. Gleichzeitig verwehrt es sich energisch gegen die Abwerbungsversuche, obendrein vor den Kindern.

Hort-Team verbittet sich Abwerbe-Versuche

„Zum Wohl der Kinder und aus Respekt gegenüber unserer Entscheidungsfreiheit erwarten wir, dass solche Versuche unterlassen werden“, heißt es in dem Schreiben. Darin sind auch die Gründe genannt, weshalb das Team seinem bisherigen Arbeitgeber treu bleiben will. Es gehe um dessen Konzept und Leitbild, man fürchte den Verlust der „wertschätzenden, hilfsbereiten und offenen Haltung durch das Leitungsteam und unseren Träger“. Vonseiten des Bürgermeisters und der Gemeinde habe das Team bis zum Start der Abwerbungsversuche „noch nie etwas in diese Richtung gehört oder eine Wertschätzung und Unterstützung gespürt“. Jeder Mitarbeitende, lassen die Betreuer wissen, habe für sich eine bewusste Entscheidung getroffen, die dem Gemeinderat auch auf mehreren Wegen so mitgeteilt worden sei. Dass diese Entscheidung beim Beschluss zum Trägerwechsel offensichtlich keine Rolle gespielt habe, habe sie getroffen.

Mitarbeitervertretung spricht von massivem Druck

Auch die Mitarbeitervertretung der evangelischen Kirchengemeinde Tegernseer Tal hat inzwischen ein Schreiben verfasst. Darin wird der „massive Druck vonseiten der Gemeinde Bad Wiessee, des Bürgermeisters sowie von einigen Eltern“, der auf die Hort-Mitarbeiter ausgeübt werde, moniert. Man fordere die Gemeinde auf, Abwerbeversuche künftig zu unterlassen, und weise darauf hin, „dass es sich hier um qualifizierte und motivierte Mitarbeiter handelt und nicht um Schachfiguren, die nach Belieben hin- und hergeschoben werden können“.

Bürgermeister Kühn weist Vorwürfe zurück

Kühn weist die Vorwürfe zurück. Von massivem Druck könne keine Rede sein. Es handle sich vielmehr um einen ganz normalen Vorgang bei einer Betriebsübergabe, bei der bisherigen Mannschaft nachzufragen. „Wir schätzen die Arbeit der Mitarbeitenden sehr und wünschen uns natürlich, dass sie bleiben. Die Infoveranstaltung war ein offenes Gesprächsangebot“, sagt Kühn. Dass die Eltern sich an die bisherigen Erzieher wenden, halte er für nachvollziehbar und legitim. So sieht es auch Gemeinderat Florian Sareiter, der wie seine Ratskollegen Florian Flach und Georg Erlacher Betreuern erklärt hat, dass man ihre Arbeit wertschätze und sie gerne weiter im Wiesseer Hort haben wolle. „Das erachte ich als Auftrag, geradezu als Pflicht sowohl als Eltern als auch als Gemeinderat“, sagt Sareiter: „Das ist aber kein Abwerben.“

Ich möchte kein Feuer in etwas gießen, was aus Sicht auf das Wohl der Kinder unnötig ist.

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