Kita-Zentrum in Bad Wiessee: Zwist um Trägerschaft

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Kurz vor der Fertigstellung steht das neue Kita-Zentrum der Gemeinde Bad Wiessee. Um die Trägerschaft für Krippe und Hort gab‘s zuletzt viel Aufregung. © Thomas Plettenberg

Wer wird neuer Träger von Krippe und Hort in Bad Wiessee? Mitte Juni will der Gemeinderat eine Entscheidung fällen. Dass die evangelische Kirchengemeinde dabei noch eine Rolle spielt, ist unwahrscheinlich.

Bad Wiessee - Wer hat wem die Partnerschaft aufgekündigt? Was genau waren die Gründe dafür? Die Schilderungen, wie es kurz vor der Eröffnung des neuen Kita-Zentrums in Bad Wiessee zu einer Trennung der Gemeinde von der evangelischen Kirchengemeinde als langjährigem Träger von Kinderkrippe und Hort kam, gehen deutlich auseinander.

Fakt ist: Die Gemeinde Bad Wiessee möchte ab September die Betreuungssituation sicherstellen und allen Wiesseer Familien den gewünschten Platz in Krippe und Hort anbieten können. Die räumlichen Kapazitäten im neuen Kita-Zentrum sollen ausgeschöpft werden. Die evangelische Kirche habe erklärt, dies nicht leisten zu können, sagt Bürgermeister Robert Kühn (SPD). Daher sei es zur Trennung gekommen – „wir haben der Evangelischen Kirche aber nicht gekündigt“, stellt Kühn klar.

Pfarrer Weber kritisiert die Haltung „Wiessee first“

Pfarrer Manfred Weber schildert in einem langen Schreiben an den Bürgermeister und den Gemeinderat von Bad Wiessee, das er auch unserer Zeitung vorlegte, seine Sicht der Dinge. Weber spricht davon, dass Bad Wiessee den Träger-Vertrag „außerordentlich gekündigt“ und somit den „Talverband verlassen“ habe, weil die Kirchengemeinde die zum Teil rechtswidrigen Forderungen der Gemeinde nicht habe erfüllen dürfen. „Unverständlich ist für uns die Politik von ,Wiessee first‘“, schreibt Weber weiter. Denn gerade die Gemeinde Bad Wiessee habe durch den Betreuungsverbund viel Geld gespart und während der Bauphase des neuen Kita-Zentrums in den vergangenen Jahren die talweite Kinderbetreuung „sehr gut genutzt“.

Kirchengemeinde strebt Abdeckung von 100 Prozent an

Der Pfarrer betont: „Wir arbeiten seit 16 Jahren an einer talweiten Lösung für alle Kinder aus allen Kommunen.“ Nur gemeinsam habe man es geschafft, dass man bereits jetzt eine Abdeckungsquote bei der Betreuung von etwa 85 Prozent habe, „spätestens übernächstes Jahr erreichen wir eine vollständige Abdeckung aller Plätze für das gesamte Tegernseer Tal“, versichert Weber.

Was die Krippe in Bad Wiessee anbelangt, so habe sich die Kirchengemeinde bewusst für einen Start in kleinerem Stil entschieden: „Geplant war vom ersten Tag an ein Start aus pädagogischen Gründen mit zwei Gruppen und nach der Eingewöhnung im neuen Haus im Herbst eine Erweiterung um eine halbe, eventuell eine ganze Gruppe, je nach pädagogischen Erfordernissen.“ Danach wäre der stufenweise Aufbau erfolgt.

Absagen an Familien: Gemeinderat wollte das nicht hinnehmen

Tatsächlich hatte die Kirchengemeinde einer ganzen Reihe an Familien eine Absage für das Kita-Jahr 2024/25 erteilt. Eltern hatten von einer Warteliste mit insgesamt 30 Kindern berichtet. Eine Situation, die sowohl der Bürgermeister als auch sein Gemeinderat nicht hinnehmen wollten. Man begab sich auf die Suche nach einem alternativen Träger. Mitte Juni werde der Gemeinderat nun eine Entscheidung treffen, kündigt Kühn an. Bad Wiessee habe die Auswahl zwischen mehreren Bewerbern.

„Es handelt sich um ein offenes und transparentes Verfahren“, sagt der Bürgermeister. Auch die evangelische Kirchengemeinde Tegernseer Tal könne sich gerne erneut bewerben. Auch Weber erklärt in seinem Schreiben, dass die Kirchengemeinde die Türe offenhalte, „wenn der Gemeinderat beschließt, zu den Bedingungen wie alle anderen Talgemeinden weiter dabei sein zu wollen“.

Bürgermeister Kühn äußert sich über Vorgehen Webers irritiert

Dass Gemeinde und langjähriger Träger wieder zusammenfinden, erscheint allerdings unwahrscheinlich. Zu viel Porzellan ist zu Bruch gegangen. So äußert sich Kühn irritiert darüber, dass die evangelische Kirchengemeinde an Wiesseer Familien Absagen verschickt habe, kurz darauf aber zugesagt habe, in Gmund weitere Kita-Gruppen zu übernehmen. „Das war ein Schlag ins Gesicht der Gemeinde Bad Wiessee“, findet Kühn. Auch könne er nicht verstehen, warum die evangelische Kirchengemeinde die Krippenkinder nach Abbau des Containers in Bad Wiessee nicht schon im neuen Kita-Zentrum betreue, sondern mit den Kindern für das verbleibende Betreuungsjahr nach Tegernsee umgezogen sei. Dies habe zu einer Verunsicherung bei den Eltern geführt.

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