Kurz vor Eröffnung von Kita-Zentrum: Wiessee sucht sich neuen Träger für Krippe und Hort

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Fast fertig gestellt ist das neue Kita-Zentrum in Bad Wiessee. Wenige Monate vor der Eröffnung gibt es nun überraschend einen Wechsel bei der Trägerschaft. © Archiv Thomas Plettenberg

Bad Wiessee ist stolz auf sein neues Kita-Zentrum. Wenige Monate vor der Eröffnung gab’s nun aber einen Paukenschlag: Die Trägerschaft von Kinderkrippe und Hort wird nicht mehr die Evangelische Kirche inne haben.

Bad Wiessee – Die Botschaft flatterte den betroffenen Eltern kurz vor dem Wochenende ins Haus: Die evangelische Kirchengemeinde am Tegernsee – seit vielen Jahren zuständig für die Betreuung der Krippen- und der Hortkinder in Bad Wiessee – teilte den Familien in einem Rundschreiben mit, dass die Kommune die Trägervereinbarung zum 31. August dieses Jahres aufgekündigt habe. Grund: Sie habe sich finanzielle und inhaltliche Änderungen im bisherigen – talweit für alle Gemeinden gültigen – Vertrag gewünscht, „die wir nicht erfüllen können“.

Evangelische Kirchengemeinde: „Beschluss macht uns traurig“

Dass den bisherigen Träger diese Entscheidung schmerzt, wird in dem Brief deutlich: „Nachdem wir die Betreuung der Kinder in den letzten 16 Jahren mit viel Engagement und Herzblut aufgebaut haben, macht uns dieser Beschluss des Gemeinderats gerade zum jetzigen Zeitpunkt traurig und betroffen“, heißt es. Wie es nun weitergehe, wisse man nicht. Und: Sollte der Gemeinderat doch beschließen, weiterhin im talweiten Verbund der evangelischen Kindertagesstätten verbleiben zu wollen, „würden wir uns darüber natürlich sehr freuen“. Ist die Türe also noch nicht ganz zugeschlagen?

Gemeinde hat Anspruch, alle Wiesseer Kinder unterzubringen

Bürgermeister Robert Kühn (SPD) jedenfalls bestätigt auf Nachfrage, dass die Trägerschaft für die beiden gemeindlichen Einrichtungen Krippe und Hort zum 1. September – also parallel zur Eröffnung des neuen Kita-Zentrums – wechseln werde. Hintergrund der Entscheidung, so die Gemeinde in einer kurzfristig herausgegebenen Pressemitteilung, seien die hohen Bedarfe für das neue Betreuungsjahr, „die unter der bisherigen Trägerschaft – zum Stand der Entscheidung – nicht ausreichend abgedeckt werden können“. Auf Nachfrage wird Kühn konkret: „Wir bauen unser Kita-Zentrum mit dem Anspruch, dass wir alle Wiesseer Kinder unterbekommen.“ Da der bisherige Träger dies nicht habe leisten können – sprich etliche Eltern für ihre Kinder keinen Krippenplatz bekommen haben – habe man sich nach Alternativen umgesehen, stellt der Bürgermeister klar.

Kein Krippenplatz: Etliche Eltern hatten Absage erhalten

Tatsächlich hat die evangelische Kirchengemeinde kürzlich einer ganzen Reihe an Familien eine Absage für das Krippenjahr 2024/2025 erteilt. Einer von den betroffenen Vätern hatte sich an unsere Zeitung gewandt. Robert Glaser teilte mit, dass aufgrund des akuten Mangels an qualifiziertem Fachpersonal im neuen Kita-Zentrum in Bad Wiessee lediglich zwei von fünf möglichen Gruppen betrieben werden könnten. Die betroffenen sechs Elternpaare hätten sich in ihrer Not – sie wurden auf eine Warteliste mit insgesamt 30 Kindern gesetzt – zu einer Initiative zusammengeschlossen und im Wiesseer Rathaus nachgefragt, wie das sein könne. In der Antwort wurden die Eltern gebeten, noch etwas Geduld zu haben und auf neue Informationen zu warten. „Wir sind der Meinung, dass beide – Träger und Gemeinde – verantwortlich sind, dass die Kinderbetreuung rundläuft“, sagt Glaser.

Der Gemeinde liegen bereits mehrere Bewerbungen von Trägern vor

Eltern, die aufgrund von Personalnot keinen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs bekommen. Ein Szenario, das Kühn angesichts des mit viel Ehrgeiz geschaffenen Neubaus unbedingt verhindern möchte. Er zeigte sich am Freitag zuversichtlich: „Wir werden einen neuen Träger für unseren Hort und die Krippe bekommen, davon bin ich überzeugt.“ Derzeit laufe noch das Auswahlverfahren, es würden Bewerbungen von mehreren Trägern vorliegen.

„Voraussichtlich Ende Juni wird seitens der Gemeinde zu einem Infoabend eingeladen, bei dem sich der neue Träger vorstellen wird“, heißt es in der Pressemitteilung der Gemeinde. Im gleichen Zeitraum werde es für beide Einrichtungen Anmeldetage im Rathaus geben. Die genauen Termine würden noch bekannt gegeben. Den Eltern sichert Kühn zu: „Die Betreuung wird ab 1. September sichergestellt sein – mit welchem Träger auch immer.“

Pfarrer bedauert das „Ausscheren“ der Gemeinde Bad Wiessee

Bei der evangelischen Kirchengemeinde als bisherigem Partner bedankt sich die Gemeinde. Man habe, so Kühn, 16 Jahre lang vertrauensvoll und gut zusammengearbeitet“. Dass diese Partnerschaft nun endet, findet der evangelische Pfarrer Martin Weber bedauerlich. „Wir haben gemeinsam im Talverband mit allen Kommunen in den letzten Jahren bereits etwa 350 Plätze für die Betreuung von Kindern in verschiedenen Altersgruppen geschaffen. Vor allem Bad Wiessee hat davon massiv profitiert“, sagt Weber. Er bedaure es daher sehr, dass Kühn aus diesem Miteinander ausschere, „um seine lokalen Einrichtungen nun schneller und unabhängig vom bisherigen gemeinsamen Miteinander im Tegernseer Tal zu füllen“. Wenn er damit erfolgreich sei, sei das zu begrüßen und ein Erfolg für alle Kinder. Weber: „Natürlich stehen wir als talweiter Verbund der Gemeinde Bad Wiessee aber auch weiterhin zur Seite, falls dieses Experiment nicht funktionieren sollte.“

Bei der Trägerschaft für den Kindergarten ändert sich im Übrigen nichts. Hier bleibt der katholische Kita-Verbund zuständig. Die Trägervereinbarung sei bereits unterzeichnet, so Kühn.

gab/ak

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