Ministerin Kaniber beim Tag des Tourismus am Tegernsee: Den Gastgebern Mut zugesprochen
Mit etwa 150 Teilnehmern war der Tag des Tourismus im Parkhotel Egerner Höfe ausnehmend gut besucht. Zugpferd war wohl die bayerische Tourismusministerin Michaela Kaniber. Sie sprach der Branche Mut zu.
Rottach-Egern – Ehe die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus ihr flammendes Durchhalteplädoyer hielt, begrüßten die drei Gastgeber – Geschäftsführer Christian Kausch von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), Rottachs Bürgermeister Christian Köck und Hoteldirektor Anton Halbmayr als Hausherr – die zahlreichen Gäste, darunter Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan, Landrat Olaf von Löwis, Gemeinde- und Stadträte sowie Gastgeber und andere touristische Leistungspartner.
Bürgermeister Köck: Besucherlenkung ein zentrales Thema
Köck betonte, dass der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor im Tegernseer Tal sei. Er zeigte sich einerseits stolz darauf, dass das Tal von „Ferien auf dem Bauernhof“ bis hin zum 5-Sterne-Superior-Hotel alles im Portfolio habe. Andererseits machte er deutlich: „Die einheimische Bevölkerung hat ein Anrecht auf Lebensqualität.“ Deshalb sei die Besucherlenkung im Tal ein zentrales Thema. Köck forderte die richtige Weichenstellung, damit der Tourismus „verträglich ist und bleibt“.
Ministerin Kaniber will nichts von „Overtourism“ wissen
Eine Steilvorlage für die Ministerin. Kaniber betonte mit Blick auf das Tegernseer Tal: „Bayern ist schön, aber diese Region ist schon besonders schön.“ Sie würdigte die harte Arbeit der Landwirte, die das Tal erst zu dieser herausragenden Region gemacht hätten. Sie forderte die gegenseitige Akzeptanz von Gastgebern und Landwirten und sie machte deutlich, dass man in Bayern keinen Overtourism habe. „Wir haben Spitzenzeiten, die gelenkt werden müssen.“ Aktuell befinde sich der Tourismus hierzulande aufgrund der weltpolitischen Lage in einer Hochphase. Kaniber warnte davor, die Herausforderungen auf dem Rücken der Leistungsträger auszutragen. Kaniber, die sich als „Wirtsdirndl“ outete, forderte eine steuerliche Entlastung und mehr Arbeitskräfte für die Branche – und zwar durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach Wochenarbeitszeit statt der täglichen Arbeitszeitgrenze.
Ministerin vom Ausgang des Schlierseer Bürgerentscheids enttäuscht
Keinen Hehl machte Kaniber daraus, dass sie enttäuscht sei vom Ausgang des Bürgerentscheids in Schliersee, bei dem sich eine Mehrheit gegen die Pläne für den Schlierseer Hof ausgesprochen hatte. Sie hakte nach: „Was haben wir eigentlich mit unserem Land vor? Wer soll den sanften Tourismus und die Nachhaltigkeit bezahlen?“ Keine Kommune könne ihre Infrastruktur aufrechterhalten, wenn kein Geld reinkäme. Kaniber forderte durch alle Branchen und Bereiche hindurch, „mutiger zu sein und mutiger zu werden“. Unter Applaus schloss Kaniber pathetisch: „Gott schütze unser Bayern. Möge es auch in Zukunft so erfolgreich sein.“
Tourismus-Chef berichtet von Steigerung der Übernachtungszahlen
Bei so viel Enthusiasmus hatten es die nachfolgenden Redner nicht leicht, daran anzuknüpfen. Christian Kausch ließ erfolgreiche Projekte Revue passieren und stellte klar: „Das Tal entwickelt sich weiter, was nicht selbstverständlich ist. Die Zukunft ist gesichert, weil wir die Vielfalt haben. Wir haben nicht nur einen Leuchtturm, um den sich alles schart, wir haben viele Leuchttürme.“ Er freute sich, den Gastgebern verkünden zu können, dass 2023 insgesamt 5,94 Prozent mehr Übernachtungsgäste verzeichnet werden konnten und das Tal damit wieder auf Vor-Corona-Niveau liege.
Meine news
Bezirksalmbauer Anton Meier, der seinen Hof und die Almen seit 1550 in 14. Generation betreibt, berichtete, wie er und seine Familie mit dem enormen Arbeitsaufwand und den gravierenden Veränderungen durch die Industrialisierung der Landwirtschaft umgehen. Unter anderem hielt er ein flammendes Plädoyer für die Kuh als Klimaschützerin: „Sie steht für große Artenvielfalt.“
Eine Fülle an inspirierenden, den Tourismus fördernden Maßnahmen hatte der Tourismuschef vom Montafon, Manuel Bitschnau, im Gepäck. Den Abschluss machte Thomas Büttner vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege mit einem Vortrag über die Frage, wie Heimat klingt und riecht.
ak