Teilverkauf des Hauses Concordia: Eigentümerin hofft auf soziale Nutzung
Urlaub für Menschen mit Handicap: Seit 2014 bietet Hildegard Wagner in ihrem Haus Concordia in Bad Wiessee zwölf barrierefreie Ferienwohnungen an. Jetzt muss sie einen Teil der Immobilie veräußern.
Bad Wiessee - Der Schritt, sich von einem Teil des Gebäudes zu trennen, fällt Hildegard Wagner nicht leicht. Denn die Geschichte des Hauses Concordia ist zugleich auch die Geschichte ihrer Familie. Ihr Vater habe das Gebäude am Klosterjägerweg 1966 als Hotel Garni errichtet – schon damals barrierefrei. Der Sohn, wegen einer Querschnittslähmung auf den Rollstuhl angewiesen, sollte hier ein Zuhause finden, das ihm alle Möglichkeiten offen lässt. Auch die Mutter von Hildegard Wagner war nach einem schweren Unfall linksseitig gelähmt. „Das Haus wurde so gestaltet, dass hier die ganze Familie leben und arbeiten kann“, schildert Wagner.
2014 wurde das Gebäude Concordia komplett umgebaut
Sogar ein Schwimmbad hatte der Vater zur Förderung der Gesundheit seines Sohnes im Keller eingebaut. „2010 standen wir vor der Entscheidung, das Schwimmbad zu sanieren oder gleich das ganze Haus umzustrukturieren“, berichtet die 59-jährige Gastgeberin. Die Entscheidung fiel zugunsten eines Komplettumbaus. Auf diese Weise entstanden im Jahr 2014 zwölf neue Ferienwohnungen im Haus Concordia, allesamt barrierefrei eingerichtet. Zum Konzept gehören außerdem ein eigener Massage- und Physiotherapieraum sowie ein Gymnastik- und Kosmetik㈠raum.
Zu viele Belastungen: Eigentümerin kann Betrieb nicht mehr stemmen
Bei Urlaubern mit Handicap ist das Angebot Wagners, die das Haus gemeinsam mit ihrem Mann betreibt, hoch geschätzt. Barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnungen gibt es schließlich nicht wie Sand am Meer. Dennoch ist für Hildegard Wagner nun die Zeit gekommen, da sie den Betrieb so nicht mehr stemmen kann. Die finanziellen Belastungen sind groß, die Arbeit wird bei fortschreitendem Alter nicht weniger, und die Nachfolge ist ungeklärt. Einen Großteil des Gebäudes werde die Familie daher verkaufen, meint Wagner bedauernd.
Es geht um zwei Etagen, den übrigen Gebäudeteil will die Familie behalten. „Wir wollen ja hier wohnen bleiben“, meint Wagner. Neben einer Handvoll Wohnungen sollen auch zwei der barrierefreien Ferienwohnungen im Besitz der Familie verbleiben.
Bauausschuss hat Umnutzung in Privatwohnungen bereits zugestimmt
Um das Haus Concordia für eine neue Zukunft zu rüsten, hat Wagner bei der Gemeinde inzwischen vorsorglich eine Nutzungsänderung beantragt. Demnach könnte es in dem Gebäude künftig 14 Privatwohnungen und nurmehr die zwei besagten Ferienwohnungen geben. Ohne jede Diskussion hat der Bauausschuss der Nutzungsänderung und dem Umbau in der jüngsten Sitzung zugestimmt. Seitens der Gemeinde, so berichtete Bauamtsleiter Anton Bammer, sei schon im Jahr 2011 dargelegt worden, dass auf dem Grundstück künftig auch eine „ausschließliche Wohnnutzung“ – also gänzlich ohne Vermietung an Gäste – zulässig wäre. Eine Debatte erübrigte sich daher.
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Hildegard Wagner hofft, dass sich ein Käufer mit sozialem Hintergrund findet
Die Privatwohnungen, die entstehen sollen, ließen sich vermutlich problemlos veräußern. Doch so einfach will es sich Wagner nicht machen. Sie hat die Wunschvorstellung, dass sich ein Käufer oder Träger findet, der das Haus für soziale, gemeinschaftliche Zwecke nutzt. Vielleicht eine Stiftung oder ein Verein. „Es soll nach Möglichkeit keine schnöde Eigentumswohnanlage werden“, sagt Wagner. Zu viel Herzblut steckt in dem Gemäuer und in der Idee der Barrierefreiheit.
Soziale Nutzung des Hauses „wäre gut für mein Seelenheil“
Wagner könnte sich beispielsweise ein Mehrgenerationenprojekt vorstellen. Oder eine Einrichtung, in der pflegebedürftige Menschen unterkommen können. Die Infrastruktur und Gemeinschaftsräume seien ja (noch) vorhanden. Eine soziale Nutzung der Räumlichkeiten „wäre gut für mein Seelenheil“, meint die 59-Jährige. „Hier kann man wunderbar Gemeinschaft leben.“ Wann es mit einem möglichen Umbau soweit sein wird, steht noch nicht. Mindestens bis zum Herbst will Hildegard Wagner noch ihre Ferienwohnungen vermieten.
gab