Zu viel Verkehr: Piesenkam macht mit Straßenfest und Sperrung mobil
Der Durchgangsverkehr macht dem Örtchen Piesenkam schwer zu schaffen. Bisher hätten Gemeinde und Behörden nicht reagiert, klagen die Anlieger. Nun machen die Piesenkamer mit einem Straßenfest mobil.
Piesenkam - Den Piesenkamern stinkt es gewaltig. Zu den Stoßzeiten unter der Woche und an schönen Wochenenden wälzt sich der Pendler- und Ausflugsverkehr durch ihren kleinen Ort. „Wir sind aber weder eine Bundes- noch eine Kreisstraße“, sagt Thomas Rosenberger. Die Autofahrer stört‘s nicht: Sie nutzen die enge, teils nur einspurig befahrbare Warngauer Straße nur allzu gerne als heimliche Süd-Umgehung Holzkirchens.
Das Problem ist der Gemeinde Waakirchen und den Behörden schon länger bekannt. „Nur passiert ist bisher nichts“, ärgert sich Anwohner Rosenberger. Gemeinsam mit den anderen Anliegern der Warngauer Straße – insgesamt sind es etwa 30 Betroffene – will er deshalb ein Zeichen setzen: Am Montag, 17. Juni, veranstaltet die Bürgerinitiative ein Straßenfest und hat zu diesem Zweck von 15 bis 21 Uhr eine Sperrung der Warngauer Straße erwirkt. Ziel der Aktion: „Wir wollen auf die weiterhin ungelöste Verkehrssituation aufmerksam machen.“
Anlieger: An Spitzentagen fahren bis zu 4000 Fahrzeuge durch Piesenkam
Versammlungen und Gespräche zu dem Thema gab es schon einige. Auch ein Messgerät steht seit geraumer Zeit im Dorf, um belastbare Daten zu sammeln: Wie viele Autos fahren wann und wie schnell durch Piesenkam? 3500 bis 4000 Fahrzeuge seien es an Spitzentagen, glaubt Rosenberger. Zum einen fühlen sich er und seine Nachbarn durch den Gestank und den Lärm der teils aggressiv hupenden, teils auf die Grundstücke ausweichenden Autofahrer belästigt. Zum anderen sehen sie die Sicherheit nicht mehr gewährleistet. „Du kannst ja nicht einmal mehr zu Fuß in den Ortskern laufen“, macht Rosenberger deutlich.
Piesenkamer Durchfahrt soll so unattraktiv wie möglich werden
Eine komplette Sperrung der Warngauer Straße für den Durchgangsverkehr wäre die Wunschvorstellung der Betroffenen. Weil das rechtlich nicht durchsetzbar ist, plädiert Rosenberger für ein paar schnelle Maßnahmen, welche die Durchfahrt durch Piesenkam möglichst unattraktiv machen würden: zum Beispiel eine deutliche Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit außerorts, die Markierung eines seitlichen Fahrradstreifens, die Installation eines Stopp-Schilds, das die Autofahrer an der Kreuzung ausbremst. Die Route über Piesenkam wäre dann nicht mehr die schnellste Variante und würde den Autofahrern als solche auch nicht mehr von google maps vorgeschlagen, glaubt der 39-Jährige. Geholfen wäre den Piesenkamern auch, wenn in Warngau die kleinen Abfahrten von der B 318 in Richtung Piesenkam gesperrt würden. Hier allerdings müsste neben anderen auch die Gemeinde Warngau mitspielen.
Bürgermeister zeigt Verständnis für das Problem der Piesenkamer
Waakirchens Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) zeigt Verständnis für das Anliegen der Piesenkamer Bürger. „Das ist eine wirklich schwierige Situation“, sagt er auf Nachfrage. Vorerst aber könne man über die Messungen hinaus noch nicht viel tun. Das Landratsamt, das als maßgebliche Stelle einen Großteil der Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung mittragen müsste, habe ein Messprotokoll über einen längeren Zeitraum hinweg gefordert, teilt Kerkel mit. Das Zählgerät, das laut Bürgermeister zwischenzeitlich einmal gestohlen und danach reparaturbedürftig gewesen war, nun aber wieder zur Verfügung steht, sei gerade dabei, diese Daten zu liefern.
Grundsätzlich kann sich Kerkel Maßnahmen wie eine Ampelregelung an der Engstellte und Tempo-Reduzierungen durchaus vorstellen. „Aber es muss eben alles gesetzeskonform sein und Hand und Fuß haben“, sagt er.
Für Rosenberger jedenfalls steht fest: Für die Verkehrsmassen, die sich aktuell durch Piesenkam schlängeln, ist die Warngauer Straße nicht ausgelegt. „No way, dass das funktioniert.“
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