Die Strecke durch das kleine Piesenkam wird von vielen Pendlern als heimliche Südumgehung Holzkirchens genutzt. Das Verkehrsproblem im Dorf war Thema einer Bürgerversammlung.
Piesenkam – Die Fahrbahn ist teils nur dreieinhalb Meter breit, an Engstellen kommen keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbei. Trotzdem muss die Warngauer Straße durch Piesenkam als heimliche Süd-Umgehung Holzkirchens herhalten. Jeden Morgen und dann wieder am Nachmittag flutet der Berufsverkehr das Dorf, viele Pendler aus und nach Bad Tölz nutzen die Strecke. „Das ist wirklich ein Problem“, weiß Bürgermeister Norbert Kerkel. Er hatte die Piesenkamer zur Bürgerversammlung ins Feuerwehrhaus eingeladen, um über die Verkehrssituation zu sprechen.
Sperrung für den Durchgangsverkehr ist nicht möglich
Am Ende war klar: Der größte Wunsch der Piesenkamer, eine Sperrung für den Durchgangsverkehr, lässt sich nicht erfüllen. Stattdessen ist unter anderem eine Ampel an der Engstelle angedacht, um den Begegnungsverkehr zu regeln. Auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit außerorts – erlaubt sind derzeit 100 km/h – könnte Linderung bringen. Um ein Maßnahmenpaket an den Start bringen zu können, sind allerdings detaillierte Messungen über einen längeren Zeitraum nötig. Die wird die Gemeinde nun durchführen lassen.
Großer Andrang bei Info-Veranstaltung
Wie sehr das Thema den Piesenkamern unter den Nägeln brennt, zeigte das riesige Interesse am Bürgertreff. Im kleinen Feuerwehrhaus war kein Stuhl mehr frei, manche mussten sich mit einem Stehplatz begnügen. So war es auch schon Ende November 2023 gewesen, als Kerkel erstmals eingeladen hatte, um über die Zukunft der Piesenkamer Ortsmitte zu sprechen. Bei der Zusammenkunft im Herbst hatte die Gemeinde auch ihr Wohnbauprojekt in der Dorfmitte vorgestellt. Nach dem Kauf des Schmuck-Anwesens will das Kommunalunternehmen (KU) Wohnbaugesellschaft Waakirchen am Dorfweiher bezahlbaren Wohnraum schaffen, dies aber auch durch den Verkauf von Wohnungen zum Marktpreis finanzieren. Der Baubeginn war für dieses Frühjahr geplant. Doch der Sparkurs der Bundesregierung hat die Fördertöpfe schrumpfen lassen. Darum, so Kerkel, verzögere sich die Realisierung: „Wir haben einen Versatz von einem Jahr.“ Somit waren der Wohnungsbau und die Gestaltung der Ortsmitte diesmal kein Thema, es ging allein um die Frage, wie sich der Durchgangsverkehr auf der Warngauer Straße eindämmen lässt.
Rund 2500 Fahrzeuge pro Tag
Einige Hausaufgaben in dieser Sache hat die Gemeinde schon erledigt. Kerkel berichtete von Geschwindigkeitsmessungen des Kommunalen Zweckverbands, von Ortsterminen mit Vertretern des Landratsamtes und der Polizei. Zwei Mitarbeiter des Zwecksverbands waren zur Bürgerversammlung gekommen, ebenso Geschäftsleiter Markus Liebl und Bauamtsleiter Christoph Marcher. Die bisherigen Messungen, so wurde klar, bestätigen, was die Piesenkamer eigentlich längst wissen: Die Ortsverbindungsstraße ist so stark belastet wie ansonsten Kreisstraßen – rund 2500 Fahrzeuge täglich –, und es wird oft deutlich zu schnell gefahren. Es rauschen viele Lastwagen durch, obwohl die Straße für Fahrzeuge über zwölf Tonnen gesperrt ist. Weil kein Begegnungsverkehr möglich ist, weichen Autos und Lastwagen in Einfahrten oder auf den Gehweg aus. „Für die Bevölkerung ist das unerträglich“, sagt Kerkel.
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Ampel-Regelung im Gespräch
Der Traum der Piesenkamer wäre es, die Warngauer Straße für den allgemeinen Verkehr zu sperren und nur Anwohnern, Fußgängern und Radfahrern die Nutzung zu erlauben. Stadtplanerin Vera Winzinger hatte beim Bürgertreff im November dazu einen Gestaltungs-Vorschlag präsentiert. „Aber wir können die Straße nicht einfach sperren“, erklärt Kerkel. Es handle sich nun mal um eine Ortsverbindungsstraße, dieser Funktion müsse sie auch gerecht werden.
Eine Ampel-Regelung für den Begegnungsverkehr aber wäre denkbar, auch die Möglichkeit baulicher Maßnahmen wird geprüft. Das Ziel ist, den Ort für Fußgänger, besonders aber den Schulweg, sicherer zu machen. Dabei schwingt die Hoffnung mit, dass die Strecke über Piesenkam durch Maßnahmen zur Verlangsamung für die Pendler weniger attraktiv wird. Um das zu erreichen, will sich Kerkel dafür stark machen, die Geschwindigkeit auf der Warngauer Straße auch außerorts zu drosseln. In engen Bereich in Piesenkam gilt bereits Tempo 30. Viele halten sich nicht daran – und alle drücken nach dem Abschnitt kräftig aus Gas.