Piesenkamer diskutieren zwei Stunden lang über die Zukunft ihrer Ortsmitte
Dass ihnen die Zukunft ihres Ortes am Herzen liegt, bewiesen rund 60 Piesenkamer, die kürzlich zu einer Infoveranstaltung der Gemeinde ins kleine Feuerwehrhaus gekommen waren. Im Zentrum des Abends stand die Entwicklung der neuen Dorfmitte.
Piesenkam – Die Gemeinde Waakirchen hat bekanntlich das ehemalige Schmuck-Anwesen erworben, um auf dem Areal am Löschweiher zwischen Sachsenkamer Straße, Warngauer Straße und Hartpenninger Weg bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wie es insgesamt mit Piesenkam und dem Zentrum weitergeht, war nun Thema einer Bürgerversammlung. „Wir zeigen, was wir so planen, aber das sind nur erste Ideen. Da ist noch nichts in Stein gemeißelt“, erklärte Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) bei der Begrüßung. „Wir sind heute da, um in Erfahrung zu bringen: Was will Piesenkam?“, fügte er hinzu und eröffnete damit eine fast zweistündige Diskussion.
Städteplanerin schlägt Schließung der Warngauer Straße für Kfz-Verkehr vor
Als Grundlage dafür diente eine grobe städtebauliche Rahmenplanung von Stadtplanerin Vera Winzinger. Die hatte sich Piesenkam mit seinen ortsbildprägenden Gebäuden, Raumkanten, Giebellauben und fassadenbreiten Balkonen genau angeschaut und die Problemzonen in der Warngauer Straße und im Hartpenninger Weg aufgedeckt. Ihr Vorschlag: die Warngauer Straße schließen und nur für Anlieger, Radfahrer und Fußgänger offenhalten, in einem der Häuser „Am Löschweiher“ ein Café und öffentliche Toiletten berücksichtigen und einen Fußweg am Hartpenninger Weg vorhalten.
Durchgangsverkehr als zentrales Problem für die Piesenkamer
Daraufhin prasselten zahlreiche Pro- wie Contra-Argumente auf Kerkel, seinen Geschäftsführer und Bauamtsleiter ein. Dabei kristallisierte sich der Verkehr, der den kleinen Ort morgens und abends und erst recht am Wochenende flutet, als Kernproblem heraus: zu viel, zu laut, zu schnell, zu rücksichtslos. Ziel müsse es sein, den Verkehr zu verlangsamen und Piesenkam für den Durchgangs- und Berufsverkehr von und nach Tölz sowie die Stauumfahrer unattraktiv zu machen. Zeitlich steuerbare, versenkbare Verkehrspoller, ein Rad- und Fußweg, eine Spielstraße, eine Ampelanlage, Verkehrsinsel, gezielte Straßenknicke, Steuerung von Navigations-Apps, deutlich kenntlich gemachte Gehsteige, eine Rechts-vor-Links-Regelung, die Installation von Blitzern und Piktogramme waren nur einige der Vorschläge, die nach den Wünschen der Piesenkamer Abhilfe schaffen sollen.
Wohnbaugesellschaft Waakirchen wird Bau von Wohnungen realisieren
Kerkel schlug eine Verkehrsauswertung vor, um dann zahlenbasiert sinnvoll und zielgerichtet Maßnahmen zu ergreifen. Da sich das Gros der Piesenkamer für die Idee einer Ortsmitte mit einer Begegnungsstätte, Spielgeräten für Kinder und einer Eisstockbahn begeistern konnte, war man gespannt, wie diese Ortsmitte baulich aussehen könnte. Luitpold Grabmeyer, hauptamtlicher Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft Waakirchen (WBW-KU), erklärte die Idee, auf dem ebenfalls von der Gemeinde erworbenen Grund im Norden am Hang drei Wohnhäuser mit Eigentumswohnungen zu errichten, durch deren Verkauf dann Gebäude 4 und 5 mit bezahlbaren Wohnungen finanziert werden sollen. „Einheimischen würde der Vorzug gegeben“, sagte Grabmeyer. Zu Details wie Anzahl der Wohnungen in den beiden Häusern („circa ein Dutzend“), Wohnungsgröße („etwa 60 bis 75 Quadratmeter“) und Quadratmeterpreisen ließ er sich in dieser Vorstufe der Planungsphase nur widerwillig hinreißen. Aber: Man plane, die Projekte in Schaftlach und Piesenkam zeitgleich anzugehen.
Piesenkamer Bürger meint: „Wir brauchen kein Schickimicki“
Nach einer kurzen Diskussion über Kubaturen und Tiefgaragenzufahrten, über den ersehnten Radweg zwischen Piesenkam und Schaftlach und den Vorschlag der Feuerwehr, ihr Feuerwehrhaus um eine Etage aufzustocken und hier einen Bürgersaal für Piesenkam als Begegnungsstätte zu etablieren, gab es abschließend zwei Bitten an den Bürgermeister. Gemeinderat Alexander Mayr (CSU) forderte, die Perspektive zu wechseln und nicht nur das Eck „Am Löschweiher“ zu betrachten, sondern das Bild mit Blick auf die für Bad Tölz geplante Umgehungsstraße zu erweitern. Ein Anwohner bat sich aus, dass die neue Ortsmitte baulich zu Piesenkam passen müsse: „Wir brauchen kein Schickimicki. Es soll ein Schmuckstück werden“, sagt er mit Blick auf das aktuelle Schmuck-Anwesen, das deutlich in die Jahre gekommen ist, und im Zuge Projektentwicklung abgerissen werden soll.
Kerkel dankte für die Vorschläge und Impulse und versprach: „Das wird heute nicht die letzte Runde in Sachen Piesenkamer Dorfmitte gewesen sein.“
ak