Schmerzhafte Abfuhr für Schönheitsfarm: Gemeinderat Rottach-Egern fordert weiter Bebauungsplan
Dass die Schönheitsfarm Gruber eine Verjüngungskur bekommen soll, ist seit zwei Jahren gesetzt. Doch dem Rat, die Wünsche in einen Bebauungsplan zu gießen, ist das Unternehmen nicht nachgekommen. Jetzt soll es mit dem Umbau schnell gehen. Der Gemeinderat lehnte ab – schweren Herzens.
Rottach-Egern – Bürgermeister Christian Köck (CSU) hätte das Desaster gerne verhindert. Am Morgen vor der Sitzung des Ortsplanungsausschusses telefonierte er mit den Verantwortlichen des Unternehmens Gruber Kosmetik. Er empfahl wärmstens, den Bauantrag auf Erweiterung und Umbau der Schönheitsfarm am Berta-Morena-Weg zurückzuziehen. Dies deshalb, um eine Abfuhr in öffentlicher Sitzung und entsprechende Schlagzeilen zu vermeiden. Schließlich hat es vor allem zur Kosmetikschule der Gruber-Stiftung am Reiffenstuelweg – der fast fertige Bau liegt wegen einer Nachbarschaftsklage auf Eis – zuletzt schon reichlich negative Nachrichten gegeben. Doch die Bauherrin blieb bei ihrem Antrag.
„Dazu gibt‘s nur eine Konsequenz, auch wenn sie schmerzhaft ist“, seufzte Köck. Der Ortsplanungsausschuss lehnte den Bauwunsch geschlossen ab. „Dabei möchten wir Gruber so gerne helfen“, versicherte Florian Baier (CSU). Das gilt auch für Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG): „Ich möchte Gruber für die Erweiterung keine Steine in den Weg legen.“ Das Unternehmen, beteuerte Josef Lang (CSU), sei bedeutsam für den Ort. Die Erneuerung des 1955 gegründeten Betriebs, bekräftigte Köck, sei der Gemeinde sogar ungemein wichtig. Es gelte, die Schönheitsfarm in die Neuzeit zu überführen und den Investitionsstau zu beseitigen. Die Gemeinde sei dankbar, über Jahrzehnte hinweg mit der Schönheitsfarm einen Leuchtturm am Ort gehabt zu haben: „So ein Leuchtturm soll es auch wieder werden.“
Aber dies, so Köck, sei nur möglich, wenn baurechtlich alles seine Ordnung habe. „Da geht es um Gleichbehandlung.“ Heißt: Wie bei anderen großen Hotelprojekten müsse ein Bebauungsplan erstellt werden, der das Machbare festschreibt. Einen solchen Plan gibt es für das Gruber-Gelände derzeit nicht, trotzdem wurden in der Vergangenheit Bauwünsche wie ein Pavillon und ein Waschhaus erfüllt.
Bebauungsplan ist nie entstanden
Dass damit Schluss ist, hatte der Gemeinderat schon bei der Vorlage der ersten Umbau- und Erweiterungspläne 2022 deutlich gemacht. Entstehen soll ein Schönheitszentrum mit medizinischer Abteilung. Der Entwurf sieht zwei Hauptgebäude mit einem Verbindungsbau vor. Das Gremium befürwortete damals eine Änderung des Flächennutzungsplans für ein Sondergebiet Schönheitsfarm mit Fremdenverkehrsnutzung sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans.
Doch ein Bebauungsplan, der die Nutzung auf allen Gruber-Grundstücken festschreibt, behagte dem Unternehmen offensichtlich nicht. Er ist nie entstanden. „Es ist mir unbegreiflich, warum man damals den Ball nicht aufgenommen hat“, meinte Köck, der von Beratungsresistenz sprach und davon, dass bei dem langjährigen Architekten der Firma Nachholbedarf bestehe: „Er weiß, dass wir auf bestimmte Dinge Wert legen, aber er ignoriert es.“
Zur Abstimmung stand nun ein einzelner Bauantrag für die Erweiterung der Schönheitsfarm um einen Neubau, auch ein Lichthof ist eingeplant. Im Grundsatz geht dies für die Gemeinde in Ordnung, aber es hakt bei der Ausweisung von Abstandsflächen und diversen Abweichungen von der Ortsgestaltungssatzung. Bauamtsleiterin Tanja Butz berichtete, dass etliche Unterlagen fehlen. „Mir geht es vor allem ums große Ganze“, machte Köck klar. Das gesamte Gremium war sich einig: An einem ordentlichen Bebauungsplan führt kein Weg vorbei. Dazu, so berichtete Köck, sei das Unternehmen Gruber inzwischen auch bereit. Allerdings wird dies Zeit kosten.
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Das kommt dem Unternehmen – Elisabeth Eibl und Birgit Bosse waren als dessen Vertreterinnen bei der Sitzung anwesend – nicht gelegen. Wie Köck berichtete, wäre es der Plan, die Schönheitsfarm schon ab Januar für den Umbau zu schließen. Doch bis dahin dürfte die Genehmigung angesichts der Länge des Verfahrens nicht vorliegen. Der Zeitverzug, erklärte Köck, gehe aber nicht aufs Konto der Gemeinde. Hätte die Firma Gruber beizeiten mit der Gemeinde einen Bebauungsplan erarbeitet, gäbe es heute kein Problem, erinnerte Schultes-Jaskolla: „Dass das eineinhalb Jahre lang nicht funktioniert hat, verstehe ich nicht.“
Mit der Ablehnung des Bauantrags ist die Erneuerung der Schönheitsfarm nicht vom Tisch. Schon bei der nächsten Sitzung des Gemeinderats am 2. Juli soll die Aufstellung eines Bebauungsplans für den Bereich Schönheitsfarm auf die Tagesordnung. Der Plan sei auch für das Unternehmen ein Vorteil, war man sich einig: Es könne so seine Strategie für die Zukunft sichern. jm