Proteste in Los Angeles: Trumps neuester Lieblingsfeind Gavin Newsom
Der Streit um die Proteste in Los Angeles ist auch ein Duell zwischen Präsident Trump und Kaliforniens Gouverneur Newsom. Der Demokrat steigt auf zum Wortführer seiner angeschlagenen Partei. Mittelfristig dürfte das Weiße Haus sein Ziel sein.
Los Angeles - Auch Verachtung hat ihre Grenzen, sogar bei Donald Trump. Auf dem Mobiltelefon des US-Präsidenten ist Gavin Newsom jedenfalls ganz herkömmlich gespeichert: unter seinem Namen. Nicht unter dem Alias „Newscum“, das Trump dem kalifornischen Gouverneur verpasst hat. „Scum“, muss man wissen, bedeutet „Abschaum“.
Die Welt hat davon erfahren (und Newsom hat es spöttisch kommentiert), weil Trump einen Screenshot zeigte, der ein Telefonat der beiden belegen sollte. Das Gespräch gab es wirklich, aber zu einem anderen Zeitpunkt als vom Präsidenten behauptet, noch vor der Eskalation der Proteste in Los Angeles durch die Entsendung der Nationalgarde. Seitdem redet man nur noch über- statt miteinander. Mike Johnson, Sprecher des Repräsentantenhauses, höhnte, man solle Newsom „teeren und federn“.
Proteste in Los Angeles: Streit zwischen Trump und Newsom spitzt sich zu
Der kann solche Attacken wegstecken, er ist selbst nicht zimperlich. „Lügner“ und „Diktator“ sind gängige Bezeichnungen für Trump, den er genüsslich daran erinnert, dass der nach dem Sturm aufs Kapitol mit den Aufständischen mehr Nachsicht zeigte. Die erste Klage gegen das Eingreifen der US-Regierung hat Newsom längst eingereicht.
Der Demokrat ist nicht nur aufgestiegen zu Trumps aktuellem Lieblingsfeind, er ist nun auch Wortführer seiner angeschlagenen Partei. Newsom präsentiert sich als ein Mann, der Trump die Stirn bietet, der sich für seinen Bundesstaat einsetzt und für die ganze Demokratie. In einer Ansprache unterstellte er Trump eine Attacke auf die Gewaltenteilung, auf Kultur und Wissenschaft, Medien und Meinungsfreiheit: „Die Demokratie wird vor unseren Augen angegriffen.“
Texas: Gouverneur will Nationalgarde einsetzen
Nach Protesten gegen die Migrationspolitik von Präsident Donald Trump hat der US-Bundesstaat Texas den Einsatz der Nationalgarde angekündigt. „Die Nationalgarde von Texas wird an verschiedenen Orten im Bundesstaat eingesetzt, um Frieden und Ordnung zu gewährleisten", schrieb der republikanische Gouverneur Greg Abbott im Onlinedienst X. Friedlicher Protest sei legal, das „Verletzen von Personen oder Eigentum ist illegal und führt zur Festnahme". Der Parteifreund Trumps betonte, die texanische Nationalgarde werde „jedes Werkzeug und jede Strategie nutzen, um der Polizei zu helfen, die Ordnung aufrechtzuerhalten". Der „San Antonio Express-News“ berichtete, dass die Soldaten in Bereitschaft seien. Abbott nannte zu dem Einsatz zunächst keine Details. In den vergangenen Tagen war es Medienberichten zufolge in Texas zu größtenteils friedlichen Protesten gekommen, unter anderem in der Hauptstadt Austin sowie Dallas und San Antonio.
Sein Name fällt seit Jahren, wenn es um künftige Präsidentschaftsbewerber geht. Als im Sommer 2024 kurzfristig ein Ersatz für Joe Biden gesucht wurde, kam er allerdings nicht ernsthaft in Betracht. Seine liberale Haltung zu Themen wie Abtreibung, Migration und Identitätspolitik hätten ihn für Trumps Maga-Republikaner zur leichten Beute gemacht als Inbegriff woker Realitätsferne.
Unruhen in Los Angeles: Newsom möglicher Präsidentschaftskandidat für Wahlen 2028
Mittlerweile steuert Newsom erkennbar Richtung Mitte. Seit März betreibt er einen Podcast, in dem er ohne Berührungsängste auch mit rechten Strategen wie Trumps früherem Berater Steve Bannon diskutiert. Er nannte es ungerecht, wenn Trans-Personen an Wettbewerben im Frauensport teilnehmen. Im progressiven Lager erntete er dafür heftigen Widerspruch. Der Streit mit Trump über dessen aggressive Migrationspolitik dürfte nun auch auf dem linken Flügel wieder ankommen.
2028 wäre ein logischer Termin für eine Newsom-Kampagne ums Weiße Haus. Ein Jahr zuvor endet seine zweite und letzte Amtszeit als Gouverneur. Es würde zwar nicht mehr gegen Trump gehen, der ebenfalls abtreten muss, aber ruhig würde es zwischen den beiden sicher nicht. Und das, obwohl es eine delikate Verbindung gibt: Newsoms Exfrau Kimberly Guilfoyle war bis 2024 mit Donald Trump jr. liiert.