Revanche des Kreml: Putin lässt westliche Firmen ausbluten

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Trotz Ukraine-Krieg: Putin verdient weiterhin Geld mit westlichen Firmen, die noch in Russland aktiv sind. Die Unternehmen befinden sich in einer Zwickmühle.

Moskau – Aufgrund der Sanktionen haben sich bereits viele internationale Firmen vom russischen Markt zurückgezogen. Einige sind allerdings noch in Russland geblieben – für diese Firmen geht es um weit aus mehr, als Gewinn und Umsätze durch die Geschäfte in Russland: Allmählich wächst die Sorge vor Wladimir Putin und seinen möglichen Vergeltungsmaßnahmen.

„Vor diesem Hintergrund sieht es so aus, als könnten sie (Anmerkung der Redaktion: die westlichen Firmen) die Verlierer sein“, sagte Alexandra Prokopenko, Fellow am Carnegie Russia Eurasia Center in Berlin gegenüber Foreign Policy.

Trotz Ukraine-Krieg: Westliche Firmen sind in Russland aktiv – Sorge vor Putin?

Ein geschäftlicher Rückzug aus Russland ist mit vielen Risiken und bürokratischen Hürden verbunden. Wie Sanktionsexperte Prof. Dr. Viktor Winkler bereits im Gespräch mit Ippen.Media erklärte, hätten die Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern im Ausland eine Fürsorgepflicht. So verteidigte beispielsweise auch ein Sprecher des Unternehmens Metro gegenüber der Wirtschaftswoche den Verbleib in Russland unter anderem damit, dass man Verantwortung für die rund 9.000 lokalen Mitarbeitenden trage. Durch einen Rückzug gehen die Unternehmen laut Winkler das Risiko ein, eigene Mitarbeiter, ob nun festangestellt oder nicht, staatlichen Maßnahmen auszusetzen.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Putins Revanche? Westliche Firmen geraten ins Visier des Kremls. © Alexander Zemlianichenko/dpa

Das größte Problem für die Firmen ist das Risiko der Enteignung. Laut Winkler hat die russische Regierung ein Gesetz verabschiedet, dass es einen Abschlag geben muss, von rund 50 Prozent auf den Kaufpreis des verkauften Unternehmens. „Ein zu hastiger Rückzug oder überhaupt ein Rückzug, läuft also immer Gefahr, dass es russische Enteignungen gibt”, so Winkler.

Vergeltung des Kreml: Putin könnte westliche Unternehmen ins Visier nehmen

Im Falle einer Enteignung wären die betroffenen Unternehmen in Russland den Maßnahmen Putins ausgeliefert. „Wenn der russische Staat beschließt, sich ihre Vermögenswerte anzueignen, können diese Unternehmen nur sehr wenig dagegen tun“, sagte Marcus Fishburn von der Risikoberatung S-RM gegenüber Foreign Policy in einem Beitrag vom 12. Juli 2024.

Auch weitere Experten warnen vor den Folgen für die westlichen Firmen. Russland beherberge viele Vermögenswerte, die von westlichen Unternehmen oder Einzelpersonen gehalten werden, die nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 in Russland geblieben sind, erklärte Elisabeth Braw, Senior Fellow des Atlantic Council, in einem Beitrag für das Center for European Policy Analysis.

Putins Strategie: Westlichen Unternehmen droht Enteignungsrisiko

Bereits im Juni 2024 hatte Moskau deutlich gemacht, was für den Westen finanziell auf dem Spiel steht. „Unser Land verfügt über beträchtliche Summen westlicher Gelder und Besitztümer, die sich unter russischer Gerichtsbarkeit befinden – all dies kann Gegenstand russischer Vergeltungsmaßnahmen und Vergeltungsaktionen sein“, sagte Maria Zakharova, eine Sprecherin des russischen Außenministeriums.

Die Androhung erfolgte als Reaktion auf den Vorstoß des Westens, russische Vermögen für den Wiederaufbau der Ukraine zu nutzen. Beim Gipfel in Süditalien hatten sich die G7-Unterhändler darauf verständigt, mithilfe von Zinsen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen ein Kreditpaket von etwa 50 Milliarden US-Dollar (etwa 47 Milliarden Euro) abzusichern. Die eingefrorenen 300 Milliarden Dollar aus Russland selbst sollen nicht angetastet werden.

Putin freut es: Westliche Unternehmen in der Zwickmühle

Für die westlichen Firmen in Russland bleibt es also eine beinahe ausweglose Situation. Sie haben nur wenige Möglichkeiten, Russland zu verlassen. Wenn sie in Russland verbleiben, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie die Kontrolle über ihr Vermögen verlieren.

Putin erschwert weiterhin den Rückzug der westlichen Unternehmen und hat laut der Financial Times inzwischen eine „Ausreisesteuer“ von mindestens 15 Prozent eingeführt. Außerdem wird es immer schwieriger, einheimische Käufer zu finden, die sowohl für den Verkäufer als auch für Moskau akzeptabel sind und deren Beteiligung nicht mit westlichen Sanktionen geahndet wird. In Russland verbleibende Unternehmen betonen immer wieder, dass sie sich deutlich vom Ukraine-Krieg distanzieren. (bohy)

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