Sozialleistungen - Mann verzichtet auf Bürgergeld: „Sie nehmen dir dein Selbstwertgefühl“

Viele Menschen in Deutschland verzichten bewusst auf Sozialleistungen wie das Bürgergeld , obwohl sie Anspruch darauf hätten, berichtet die „Welt“. Der Schauspieler Mark Wimmersen zum Beispiel hat sich vorgenommen, nie wieder Kontakt mit einem Jobcenter haben zu wollen.

Er berichtet: „Sie nehmen dir dein Selbstwertgefühl, behandeln dich wie einen Betrüger und verlangen, dass du dich nackig machst.“ Nur wenn ihm die Obdachlosigkeit drohen würde, komme für ihn der Gang zum Amt wieder infrage. Er berichtet von seiner Frustration mit der Sozialhilfe-Bürokratie. „Da leihe ich mir eher noch Geld von Freunden oder der Familie“, sagt der 39-Jährige.

Ist das bedingungslose Grundeinkommen die Lösung?

Mark Wimmersen hat eine Idee, wie das System verbessert werden könnte. Er plädiert für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Mit weniger Stress und mehr finanzieller Sicherheit könnten sich die Menschen besser auf die Jobsuche konzentrieren. Denn eine   zeigt, dass Arbeiten sich lohnt. Zuletzt gab es in der öffentlichen Debatte Stimmen, die die These aufstellten, dass Menschen in schlechtbezahlten Jobs mit Sozialleistungen ein besseres Leben führen könnten.

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass viele Menschen lieber auf Sozialleistungen verzichten. Kerstin Bruckmeier vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit sagt der „Welt“, dass die sogenannte Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen zwischen 35 und 70 Prozent liege.

Fehlende Aufklärung über Anspruch auf Sozialleistungen

Manche Menschen sei nicht einmal bewusst, dass sie Anspruch auf Sozialleistungen hätten. Die Gründe für die Nichtinanspruchnahme sind vielfältig und individuell. Einige Betroffene passen nicht in das gängige Sozialstaatssystem, andere sehen den Gang zum Sozialamt als persönliches Scheitern an. Wieder andere wollen sich vom Klischee des faulen Arbeitslosen abgrenzen und nehmen lieber keine Leistungen in Anspruch.

Der Soziologe Felix Wilke bestätigt diese Befunde. Er betont, dass viele Anspruchsberechtigte sich für ihre Bedürftigkeit schämen und eine Stigmatisierung fürchten. Er kritisiert auch die mangelnde Aufklärung seitens des Staates über die Möglichkeiten und Rechte im Sozialsystem. In Großbritannien  wird zum Beispiel regelmäßig offengelegt, wie viele berechtigte Personen Sozialleistungen in Anspruch nehmen. Wilke weiß jedoch: „Der Staat hat nur ein begrenztes Interesse daran, die mangelnde Reichweite des Sozialstaats zu dokumentieren.“