EU-Firmen sichern sich strategischen Rohstoff-Deal mit Grönland – Trump geht leer aus
Ein dänisch-französisches Firmenkonsortium erhalten von Grönland den Zuschlag für die Förderung eines strategisch wichtigen Rohstoff – die USA und Donald Trump gehen hingegen leer aus.
Kopenhagen – Seit Jahresbeginn kokettiert US-Präsident Donald Trump immer wieder mit dem Gedanken, Grönland kaufen oder gar „übernehmen“ zu wollen. Dänemark, zu der die größte Insel der Welt zählt, sowie die lokale Regierung selbst, haben bisher alle Annäherungsversuche durch Trump abgeblockt – und den eigenen Markt nun vielsagend für europäische Investoren geöffnet.
Grönlands strategische Rohstoffe: EU erhält Minenlizenz – USA und Trump gehen leer aus
Am Mittwoch (21. Mai) vergab Grönland eine 30-jährige Abbaulizenz an das dänisch-französische Bergbaukonsortium Greenland Anorthosite Mining (GAM). Ziel des Projekts, das im Westen Grönlands eine Mine errichten möchte, ist Anorthosit – ein weißes Gestein, das hauptsächlich aus Aluminium, Mikrosilika und Kalzium besteht. Der Rohstoff gilt als nachhaltige Alternative zu Kaolin – einem feinkörnigen, weißen Tonmineral, das bislang häufig als Füllstoff und Schmelzmittel in der Glasfaserproduktion zum Einsatz kommt. Dort sorgt es unter anderem dafür, dass das Glas bei hoher Temperatur homogen schmilzt und mechanisch belastbar bleibt.

Anorthosit verspricht hier nicht nur bessere CO₂-Bilanzen bei der Förderung, sondern auch eine höhere Materialeffizienz. Langfristig will GAM den Rohstoff auch in der Aluminiumproduktion etablieren – als leichten, leistungsstarken Werkstoff für Flugzeuge, Fahrzeuge und Rüstungstechnik. „Ich hoffe, dass die Mine in fünf Jahren in Betrieb gehen kann“, erklärte Naaja Nathanielsen, Grönlands Ministerin für Rohstoffe, gegenüber Reuters. Hinter dem Projekt stehen der französische Investmentfonds Jean Boulle Group sowie staatliche Beteiligungsgesellschaften aus Grönland und Dänemark.
Seltene Erden, Öl und Gas: Grönlands Rohstoffpotenzial ist geopolitisch heiß umkämpft
Obwohl Trump heftig um die eisbedeckte, aber rohstoffreiche Insel wirbt, seien keine US-Investoren bei Grönlands Behörden vorstellig geworden, ergänzt Nathanielsen – trotz einiger Besuche verschiedener US-amerikanischer Wirtschaftsdelegationen: „Bisher hat der ganze Wirbel nicht zu einer größeren Investitionsbereitschaft direkt in Grönland geführt.“ Dagegen sei das europäische Interesse weitaus konkreter und der Dialog zwischen Dänemark und der EU verlaufe viel „reibungsloser“. Das Potenzial von Grönlands Rohstoffvorkommen schätzen Experten als enorm ein. Unter der dicken Eisschicht sollen Zink, Kupfer und Blei, aber auch zahlreiche Seltene Erden lagern.
Rund 1,5 Millionen Tonnen des Metalls Neodym, das etwa für Elektroautos, Windkraftanlagen, Smartphones sowie in Verbindung mit Eisen und Bor auch in der Medizintechnik verwendet werden kann, sollen im Erdreich Grönlands stecken. Diese Menge entspräche ungefähr einem Viertel der globalen Nachfrage und rund zehn Prozent der weltweiten Reserven.
Warum Trumps Pläne scheitern – und Europa in Grönland leichter investiert
Hinzu kommen laut Schätzungen der U.S. Geological Survey (USGS) rund 17 Milliarden Barrel Öl, was etwa 50 Prozent der bekannten Ölreserven Norwegens entspricht, und rund 138 Billionen Kubikfuß Erdgas – das entspricht etwa 3,9 Billionen Kubikmetern und rund einem Zehntel der Reserven von Russland (38 Billionen m³).
Ein Hindernis vor Ort stellt allerdings die mangelhafte Infrastruktur dar. Die Insel ist zu 90 Prozent mit einer kilometerdicken Eisschicht bedeckt und die Durchschnittstemperatur beträgt Minus 18 Grad, wodurch abseits der größeren Orte weder Straßen noch Vegetation existieren. Diese Standortfaktoren machen größere Industrieprojekte zu kostspieligen Investments. Grönland will zwar in den kommenden Jahren verstärkt Investoren ins Land locken, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Projekte umweltfreundlich sind und nicht in der Nähe von lokalen Siedlungen aufgezogen werden.
Trump schweigt zum Deal des dänisch-französischen Firmenkonsortium – doch Grönland setzt auf Europa
Das US-Medium Newsweek hat Donald Trump um eine Stellungnahme zum GAM-Deal gebeten, doch die Anfrage blieb bisher unbeantwortet. Laut Jesper Zeuthen, Professor an der Universität Aalborg und Grönland-Experte, sei die US-Strategie ohnehin auf die langfristige Sicherung von Investitionsobjekten und ausgewählten Landstücken ausgerichtet – und weniger auf die kurzfristige Erschließung von Minen samt infrastruktureller Entwicklung vor Ort.
In einem früheren Interview hatte der US-Präsident davon gesprochen, dass die USA Grönland aus Gründen der Sicherheit benötige. Neben Rohstoffen verspricht sich Trump Zugang zu neuen Seewegen in der Arktis, günstigeren Handel sowie einen strategisch wertvollen Standort zwischen Europa und dem amerikanischen Kontinent – sowie eine klare Sicht auf potenzielle Konkurrenten wie China oder Russland.
Bereits während des Kalten Kriegs richteten die USA in Grönland die Thule Air Base ein – heute Pituffik Space Base –, die als Frühwarnsystem gegen Raketenangriffe und für Weltraumüberwachung dient. Washingtons Interesse an der Insel hat also eine lange sicherheitspolitische Vorgeschichte. Doch sowohl die dänische als auch die grönländische Regierung verweigern bislang jede Kooperation mit Trump – und setzen nun stattdessen auf internationale Investoren.