Osteoporose betrifft allein in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen, etwa 80 Prozent davon Frauen. Dabei verlieren die Knochen an Stabilität, werden poröser und brechen dadurch leichter. Der Deutsche Orthopäden- und Unfallchirurgenverband (DOUV) geht von über 830.000 neuen osteoporosebedingten Frakturen pro Jahr aus – bleibt die Osteoporose unbehandelt, erleidet etwa ein Drittel der Patienten innerhalb des ersten Jahres sogar noch eine zweite Fraktur.
Nach so einem Bruch müssen viele Menschen in die Reha oder in die Pflege. "Und das alles nur, weil man vorher nicht die Knochendichte gemessen hat", bemängelt Christoph Eichhorn vom DOUV anlässlich des Welt-Osteoporosetags. Denn etwa 30 bis 50 Prozent dieser Brüche wären vermeidbar, wenn die Krankheit früh genug erkannt und behandelt würde.
Uschi Glas: "Osteoporose-Vorsorge ist eine ganz einfache Geschichte"
Eine Osteoporose verläuft zu Beginn meist beschwerdefrei und fällt oft erst dann auf, wenn ein Bruch schon Probleme oder Schmerzen verursacht. Selbst dann bleibt sie häufig als Ursache unbemerkt. Dabei lässt sich die Knochendichte und somit das Risiko ganz einfach testen – und die Osteoporose dann auch entsprechend behandeln, noch bevor es dadurch zum Bruch kommt.
"Warten Sie nicht auf den ersten Bruch, gehen Sie frühzeitig zum Arzt und lassen Sie Ihre Knochendichte messen", plädiert auch die Schauspielerin Uschi Glas. Gemeinsam mit der TV-Moderatorin Claudia Kleinert setzt sie sich als Botschafterin in der DOUV-Aufklärungskampagne ein.
Sie wolle Menschen dazu animieren, Selbstverantwortung zu übernehmen, sagte Glas. "Auch vielleicht die Verantwortung für die Großmutter oder für die Mutter oder für den Vater, dass man sagt, 'Geh du da mal hin, lass deine Knochendichte messen und schau mal, ob du auch fit bist'."
"Diese Vorsorge ist eine ganz einfache Geschichte", berichtet sie aus eigener Erfahrung. Denn Glas selbst ließe schon seit Jahren regelmäßig ihre Knochendichte messen. Bisher habe Sie zum Glück "ganz tolle Werte".
Der Test dauert nur etwa drei Minuten
In der Regel erfolgt die Messung über einen sogenannten "DXA-Scan":
- Sie legen sich auf dem Rücken auf eine Liege. Dabei bleiben sie vollständig bekleidet.
- Ein Laser fährt über Sie hinweg und "tastet" die Knochen ab.
- Nach etwa drei Minuten liegt das Ergebnis zur Knochendichte vor.
"Tut nicht weh, man muss sich nicht ausziehen, geht ganz einfach", bilanziert Eichhorn.
Auch, wenn es sich dabei um eine Röntgentechnik handele, seien die Strahlen dabei zu vernachlässigen: "Wenn Sie draußen unterwegs sind, kriegen Sie mehr Strahlen ab aus dem Weltall" scherzt der Mediziner.
Für Glas hat der Test auch etwas mit Selbstermächtigung zu tun, die Angst im Alltag eliminiert. "Wenn du dann ein gutes Ergebnis hast, befreit das unglaublich", sagt sie. Und wenn dem nicht so sei, dann wisse man zumindest, das man etwas dagegen tun könnte.
Verständnis dafür, trotz erster Hinweise keine Vorsorge in Anspruch zu nehmen, habe Glas hingehen nicht. Häufig werde sie auch privat damit konfrontiert, dass Personen aus Angst vor dem Ergebnis lieber nicht zur Vorsorge gehen. "Das ist so, als wenn ich mir eine Schlafbrille aufsetze, auf die Straße gehe und mal schaue, ob mich ein Auto überfährt. Das will ich jetzt nicht wissen, ob da jetzt eins kommt", vergleicht sie die Situation.
Eine Osteoporose lässt sich gut behandeln
Stellt der Test eine verringerte Knochendichte fest, lässt sich das in der Regel gut behandeln, berichtet Eichhorn. Unter einer gewissen Risikoschwelle und zur Prävention raten Mediziner vor allem zu
- Kraftsport
- und der Einnahme von Vitamin D und Calcium,
um die Knochendichte zu erhöhen. Oberhalb der sogenannten Therapieschwelle sollte zusätzlich medikamentös behandelt werden.
Diese Anzeichen könnten auf eine Osteoporose hinweisen
- Ein Bruch in der Hüfte, im Handgelenk oder in der Wirbelsäule nach einem kleinen Stoß oder Sturz ist ein relativ eindeutiges Anzeichen für Osteoporose.
- Ein Verlust von fünf bis acht Zentimetern Körpergröße innerhalb relativ kurzer Zeit ist ebenfalls ein Alarmzeichen für Osteoporose. Dass Menschen im Alter kleiner werden, ist ganz normal, laut den Experten sind bis zu 3,8 Zentimeter im Rahmen. Sind es deutlich mehr, kann Osteoporose dahinterstecken.
- Eine gekrümmte Körperhaltung oder ein runder Rücken können ebenfalls ein Anzeichen dafür sein, dass die Knochen Ihrer Wirbelsäule schwächer werden und an Dichte verlieren.
- Hinter anhaltenden Rückenschmerzen steckt oft eine andere Ursache, aber auch sie können ein Anzeichen für Osteoporose sein.
Spätestens, wenn Sie eine dieser Veränderungen an sich bemerken, sollten Sie ihren Hausarzt oder Orthopäden auf eine Knochendichtemessung ansprechen. Bei Verdacht auf Osteoporose ist das eine Kassenleistung.
Auf der Seite der DOUV können Sie Ihr Osteoporose-Risiko mit einem Selbsttest einschätzen. Mithilfe der Expertensuche können Sie Ihre Postleitzahl angegeben und behandelnde Osteologinnen und Osteologen in ihrer Nähe finden.
Wie wichtig eine angemessene Behandlung ist, zeigt zum Beispiel der Fall von Sabine Thelen. Die heute 57-jährige Patientin bekam ihre Diagnose 2016. Damals sei sie aufgrund von Rückenschmerzen, die sie auf ihren Bürojob zurückführte, zum Arzt gegangen. Dort stellte der Mediziner jedoch fest, dass drei Wirbelkörper regelrecht eingebrochen waren und veranlasste sofort eine Knochendichtemessung. "Genau da stellte sich heraus, dass ich weit unter 60 eine heftige Osteoporose habe", erinnert sich Thelen.
Obwohl ihr zu einer medikamentösen Behandlung geraten wurde, entschied sie sich zunächst dagegen und wollte es mit Vitamin D, Calcium und Kraftsport versuchen. "Das hab ich dann ein paar Jahre versucht, bis ich mir dann im letzten Jahr im Januar – ohne, dass ich hingefallen bin – den rechten Oberschenkelhals gebrochen habe". Das Geräusch vergleicht sie mit einem kleinen Ast, der bricht: "Das werde ich nie vergessen".
"Ein Oberschenkelhalsbruch ist auch mit 75 nicht normal"
Ein Oberschenkelhalsbruch, wie in Sabine Thelen erlitt, ist mit starken Schmerzen verbunden und muss fast immer operiert werden. "Sie bedeuten massive Einschnitte ins Leben. Wer 75 Jahre oder älter ist, für den können solche Frakturen fatale Folgen haben" sagt dazu Eichhorn.
Vier von zehn Patienten könnten nach einer solchen Hüftfraktur nicht mehr selbständig gehen – sie seien auf einen Gehstock, auf einen Rollator oder auf einen Rollstuhl angewiesen. Gerade bei älteren, oft geschwächten Menschen kann die lange Bettlägerigkeit zu schweren Komplikationen wie einer Lungenembolie oder Lungenentzündung führen "20 Prozent der Patienten sterben innerhalb des ersten Jahres nach dem Sturz", berichtet Eichhorn.
Solche Folgen könnte man verhindern, wenn man Osteoporose von vornherein früh genug erkennt und auch entsprechend behandelt, warnt Eichhorn: "Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass der Oberschenkelhalsbruch ab 75 Jahren 'normal' ist."
Auch für Sabine Thelen, die im Vergleich zu vielen anderen Patienten noch wesentlich jünger war, kam der Bruch einem Weckruf gleich. Sie wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert, wo der Bruch schnell operiert wurde. "Ich war letztes Jahr im Januar 56 – das war ein beschwerlicher Weg wieder zurück in mein normales Leben", berichtet sie.
"Als ich mit zwei Krücken wieder gehen konnte, war mein erster Termin bei Doktor Eichhorn, wo ich gesagt hab, 'OK, jetzt bin ich von einer medikamentösen Behandlung überzeugt'". Mittlerweile ginge es ihr deutlich besser. Nur Skifahren und Schlittschuhlaufen traue sie sich "noch" nicht wieder.
mit dpa.