5 Herz-Werte sollten Sie kennen – die wenigsten Ärzte checken alle

Wie lässt sich herausfinden, ob das eigene Herz gesund ist? Beim Kardiologen gibt es verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten. Dazu zählen zum Beispiel die Messung des Blutdrucks, des Cholesterinspiegels sowie des Blutzuckers. Doch einige Werte messen Studien zufolge die wenigsten Ärzte – obwohl diese das individuelle Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen genauer einschätzen könnten. Um folgende Werte handelt es sich: 

Lipoprotein(a)

Je höher der Lipoprotein(a)-Spiegel ist, desto schneller und stärker bilden sich Ablagerungen in den Arterienwänden. Dadurch steigt das Risiko für Gefäß- und Herzerkrankungen wie zum Beispiel die periphere arterielle Verschlusskrankheit, eine Durchblutungsstörung, oder die Aortenklappenstenose, ein Herzklappenfehler. 

Laut der medizinischen Online-Plattform "Medscape" weist etwa ein Fünftel der Europäer einen erhöhten Wert über 50 Milligramm pro Deziliter auf. Der Normalwert liegt bei 30 Milligramm. Allerdings wird Lipoprotein(a) nur selten gemessen. So wird dieser in den Hausarztpraxen bei nur drei Prozent der Patienten bestimmt, in kardiologischen Praxen sind es rund 20 Prozent – mit der Folge, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich unterschätzt werden kann.

Bei der Feststellung dieses Wertes handelt es sich um eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Häufig führen Ärzte diesen Test aber nur dann durch, wenn es dafür einen konkreten Anlass gibt, etwa eine familiäre Vorbelastung oder eine unklare Gefäßkrankheit. Hintergrund ist, dass die Kosten dafür zulasten des Laborbudgets gehen, was den routinemäßigen Gebrauch einengt. Selbstzahler müssen rund 20 Euro für den Test einplanen.

Der Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zufolge sollte Lipoprotein(a) jedoch mindestens einmal im Leben bestimmt werden. Insbesondere für Frauen, die sich in der Menopause befinden, kann diese Messung wichtig sein, weil die hormonellen Veränderungen die Lipidprofile beeinflussen. Im Grunde bleibt dieser Wert jedoch ein Leben lang weitgehend gleich. Er ist zu 90 Prozent genetisch bedingt.

Medikamente gegen erhöhte Lipoprotein(a)-Spiegel gibt es bislang nicht. Jedoch erforschen Wissenschaftler derzeit in umfangreichen Studien unter anderem RNA-basierte Lipoprotein(a)-Senker, die den Spiegel um bis zu 95 Prozent reduzieren können. Bis diese auf den Markt kommen, gilt es, die klassischen Risikofaktoren zu kontrollieren und zu behandeln.

Cholesterin-Werte

Cholesterin gehört zu den Blutfetten und ist lebenswichtig. Im Wesentlichen übernehmen zwei verschiedene Eiweißstoffe, die Lipoproteine, den Transport für Fette im Blut.

  • HDL (High Density Lipoprotein, "gutes Cholesterin"): nimmt überschüssiges Cholesterin auf und befördert es zum Abbau in die Leber.
  • LDL (Low Density Lipoprotein, "schlechtes Cholesterin"): transportiert überschüssiges Cholesterin von der Leber in die verschiedenen Gewebe und Zellen. Ist der LDL-Wert erhöht und befindet sich infolgedessen mehr Cholesterin im Blut, können sich Fettablagerungen an den Gefäßwänden bilden: Das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen und es droht Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Apolipoprotein B

Eine Standard-Blutfettmessung erfasst das Gesamtcholesterin, LDL, HDL und Triglyzeride. Apolipoprotein B, das an LDL-Cholesterin gebunden ist und dieses sowie weitere Fette durch den Körper transportiert, bleibt dabei außen vor. Dabei kann seine Konzentration im Blut Aufschluss über die Anzahl potenziell gefährlicher Lipoprotein-Partikel geben. Wie eine schwedische Studie aus vom Juli 2025 zeigte, steigt mit jeder Erhöhung des Apolipoprotein B das Risiko für koronare Herzkrankheit um 33 Prozent. 

Die ESC bewertet das Protein daher als diagnostischen und therapeutischen Marker – nicht nur bei bestimmten Fettstoffwechselstörungen, sondern auch bei Diabetes, Adipositas oder sehr niedrigem LDL-Cholesterin.

"Patienten mit metabolischem Risiko, also zum Beispiel Diabetiker, adipöse Patienten oder Patienten mit Insulinresistenz, weisen häufig erhöhte Triglyerzide auf, da spielt ApoB (Apolipoprotein B, Anm. d. Red.) dann eine größere Rolle und sollte zur Risiko-Einschätzung herangezogen werden", sagt Andrea Bäßler vom Universitären Herzzentrum Regensburg zu "Medscape". 

Für diese Messung ist das Non-HDL-Cholesterin geeignet, das alle gefäßverengenden Partikel einschließt. Apolipoprotein B und Non-HDL-Cholesterin sind daher als sekundäre Zielwerte in den Leitlinien der ESC festgehalten.

Non-HDL- und Remnant-Cholesterin

Das Non-HDL-Cholesterin ergibt sich aus der Differenz von Gesamt-Cholesterin und HDL-Cholesterin und trägt zur Einschätzung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, die durch Gefäßverkalkungen verursacht wurden. Die jeweiligen Non-HDL-Cholesterin-Zielwerte erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie folgt:

  • unter 85 Milligramm pro Deziliter Blut: sehr hohes Risiko
  • unter 100 Milligramm pro Deziliter Blut: hohes Risiko
  • unter 130 Milligramm pro Deziliter Blut: moderat

"Relevant sind die Non-HDL-Werte insbesondere dann, wenn die Triglyzeride erhöht sind und ein gewisses metabolisches Risiko vorhanden ist", sagt Bäßler. Wie Studien zeigten, ist die Bestimmung dieses Werts teilweise noch aussagekräftiger als die des LDL-Cholesterinspiegels. So umfasst das Non-HDL-Cholesterin sämtliche kardiovaskulär wirksamen Cholesterin-Fraktionen, darunter Apolipoprotein B und das von ihm transportierte Remnant-Cholesterin. 

Auch das Remnant-Cholesterin, das sich auf dem Gesamtcholesterin abzüglich des LDL und HDL ergibt, spielt eine entscheidende Rolle bei der Verengung der Arterien. Studien zufolge kann seine Konzentration im Blut das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen voraussagen. Demnach kann ein erhöhter Remnant-Cholesterin-Spiegel das Risiko verdoppeln, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.

Dennoch wird Remnant-Cholesterin laut Bäßler momentan "eher noch unterschätzt". 

hsCRP

Das hochsensitive C-reaktive Protein (hsCRP) ist ein Marker, der niedriggradige Entzündungen anzeigt. In den ESC-Leitlinien von 2025 ist er als Risikomodifikator verzeichnet. 

Liegt bei einem Patienten der Wert dauerhaft über zwei Milligramm pro Deziliter, steigt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Statine und Bempedoinsäure können den hsCRP-Spiegel derweil senken. 

Der optimale Herz-Kreislauf-Check

Unter Berücksichtigung dieser Biomarker sollte ein optimaler Herz-Kreislauf-Check nach Ansicht von Bäßler folgende Werte berücksichtigen:

  • LDL
  • HDL
  • Trigylzeride
  • Non-HDL
  • Remnant-Cholesterin
  • Lipoprotein(a)
  • und hochsensitives C-reaktives Protein.

Darüber hinaus sollten Risikofaktoren wie

  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Rauchen
  • Adipositas
  • körperliche Inaktivität
  • psychosozialer Stress
  • oder Depressionen

entgegengewirkt werden.

"Diese Risiko-Modifikatoren muss man berücksichtigen, sie sollten deshalb bei einem Gesundheitscheck abgefragt werden", sagt Bäßler. Das schließt auch familiäre Faktoren ein.