Dirndl statt Kuchen im Gäuwagerl
Als zusätzliche Attraktion für das Museum im Gsotthaber Hof hatte die Gemeinde Rottach-Egern 2016 das Café Gäuwagerl geschaffen. Betrieben wurde es von Anfang an von der Wirtsfamilie Bogner. Die gibt den Standort nun auf. Stattdessen werden dort künftig Wiesner-Dirndl zu finden sein.
Rottach-Egern - Leicht fällt der Familie Bogner dieser Schritt nicht. „Sicherlich ist ein wenig Wehmut mit dabei“, sagt Josef Wolfgang Bogner. Seit den Anfängen des Gäuwagerls hat der Gastronom gemeinsam mit seiner Familie und engagierten Mitarbeitern das kleine Café in den Stuben und Stallungen des Museums im Gsotthaberhof mit Leben gefüllt. Nun hat sich die rührige Wirtsfamilie – auch Betreiberin des benachbarten Voitlhofs und der Almwirtschaft Siebenhütten – dazu entschlossen, sich vom Standort Gäuwagerl zu verabschieden. Die Gemeinde will einer Auflösung des Pachtvertrags demnächst offiziell zustimmen.
Finanziell hat sich der Betrieb des Cafés offenbar nicht gelohnt. „Vier Monate im Jahr ist es super gelaufen“, erläutert Bogner. Wenn das Terrassengeschäft Hochsaison hatte und viele Ausflügler und Gäste das Tal bevölkerten, brummte das Geschäft. „Dann hatten wir eher zu wenig Mitarbeiter“, erklärt der Wirt. Während der übrigen Monate sei der Café-Betrieb allerdings nicht lukrativ gewesen. „Wir haben es fast neun Jahre lang probiert, aber die tote Phase ist über das Jahr gesehen einfach zu lang“, bedauert der Wirt.
Café zieht in den Voitlhof
Die Aufgabe des Gäuwagerls bedeutet aber nicht, dass sich die Gäste vom gewohnten Kuchen-Angebot verabschieden müssen. Die Familie Bogner zieht mit dem Café in ihren Voitlhof um und wird dort einen nachmittäglichen Café-Betrieb in das Wirtshaus integrieren. Die dafür nötigen Umbauarbeiten sollen laut Bogner während des Betriebsurlaubs von 27. Oktober bis 21. November erfolgen. Anschließend wolle die Familie, anknüpfend an die ursprünglichen Gäuwagerl-Zeiten, immer dienstags bis sonntags den Café-Betrieb öffnen. Bis dahin bleibt noch Zeit, sich vom eigentlichen Gäuwagerl im Museum zu verabschieden: Bis 26. Oktober hat es zumindest noch dienstags bis freitags geöffnet.
Aufgrund des Rückzugs der Bogners musste sich die Gemeinde mit der Zukunft des Gsotthaberhofs und des dortigen Museums beschäftigen. „Wir haben im Gemeinderat intensiv und mehrfach darüber diskutiert“, teilt Bürgermeister Christian Köck (CSU) auf Nachfrage mit. Das Ergebnis der Überlegungen: Die Räume des bisherigen Gäuwagerls sollen einer neuen Nutzung zugeführt werden, eine Gastronomie werde es dort nicht mehr geben. „Das ist ein schöner Platz, aber zwei gastronomische Betriebe im Wettbewerb funktionieren dort nicht“, zeigt sich Köck mit Blick auf das „Schwergewicht Voitlhof“ überzeugt.

Da kam der Gemeinde eine andere Anfrage gerade recht. Martin und Susanne Wiesner, mit ihrer bekannten Hutmacherei und der eigenen Dirndlkollektion samt Damenschneiderei in Bogners Voitlhof beheimatet, möchte expandieren und klopfte wegen der frei werdenden Räumlichkeiten im Museumsgebäude bei der Gemeinde an. Mittlerweile steht bereits fest, dass die Familie Wiesner im jetzigen Gäuwagerl Einzug halten wird. Das Museum mit seinen Kutschen und Exponaten des bäuerlichen Lebens auf der einen, die Trachtenmode und das Handwerk der Wiesners auf der anderen Seite – „das passt gut zusammen“, findet Köck.
Damenschneiderei und Damenmode zieht in freie Räumlichkeiten
Susanne Wiesner, vielen bekannt auch durch ihre Sendungen im Bayerischen Fernsehen, zeigt sich auf Nachfrage ähnlich begeistert. „Für uns ist es eine glückliche Fügung, dass die Räumlichkeiten frei werden und der Gemeinderat so toll hinter uns steht und unser Vorhaben unterstützt“, sagt sie. Das Familienunternehmen wird mit der Damenschneiderei und der Damenabteilung, also den selbst hergestellten Dirndln und der Trachtenmode, in das Gäuwagerl ziehen. Insgesamt acht Schneiderinnen arbeiten mittlerweile für die Wiesners. „Unser Plan ist, dass wir im Dezember nur mit der Schneiderei umziehen, im Frühjahr nach ein paar Umbauten dann auch mit dem Damengeschäft“, berichtet Susanne Wiesner. Sie blickt mit viel Freude in die Zukunft: „Wir sind einfach sehr froh, dass wir am Voitlhof mit der Familie Bogner so eine schöne Symbiose mit Wirtschaft, Café, Hutmacherei und Trachten, Spielplatz und Minigolf eingehen können.“
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Der gemeindliche Minigolf-Platz wird weiterhin von der Familie Bogner betrieben. Was das Museum im Gsotthaberhof betrifft, das bislang durch das Gäuwagerl-Team mitbetreut wurde, gibt es ebenfalls schon eine Lösung. „Wir werden künftig auf die Eintrittsgelder verzichten“, erläutert Köck. Für das „Kutschenmuseum“, wie es von vielen Einheimischen immer noch genannt wird, werde es einen eigenen Zugang ohne Sperre geben, sodass es für Besucher jederzeit zugänglich sei und kein Geld mehr kassiert werden müsse. Köck zeigt sich froh darüber, dass der Gemeinderat den Wiesners das Vertrauen geschenkt und ihnen damit die Möglichkeit gegeben habe, ihren Betrieb weiterzuentwickeln. „Der Gemeinderat betrachtet das als Bereicherung.“
Neue Siebenhütten-Alm wird gut angenommen

Seit Ende Juli ist die Konzession da. Seitdem ist die Siebenhütten-Alm in Kreuth wieder Anziehungspunkt für Ausflügler. An sonnigen Tagen brummt der Betrieb von Josef Wolfgang (Seppi) Bogner. Nach den Bauarbeiten für einen neuen Gastrobereich freuen sich viele Gäste über die Alm mit zivilen Preisen. Geboten wird bei Selbstbedienung Almtypisches. Ein belegtes Brot kostet nicht elf Euro wie anderswo, sondern bestenfalls 4,90 Euro. Zwei Weißwürste mit Brezen sind für 7,90 Euro zu haben. „Siebenhütten wird wirklich gut angenommen“, sagt Bogner. Auch die anfänglichen Personalsorgen scheinen behoben. Das denkmalgeschützte Alm-Ensemble der herzoglichen Familiengesellschaft entstand nach historischem Vorbild. Da es keine „Event-Location“ ist, muss sich Bogner nach dem Wetter richten. Geöffnet ist noch bis Kirchweih.