Maßgeschneidert auf die Interimslösung

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Der Aufbau hat begonnen: Im Tegernseer Kurgarten entsteht das beheizbare Theaterzelt. Es wird mit moderner Bühnentechnik ausgestattet. © THOMAS PLETTENBERG

Im Tegernseer Kurgarten entsteht dieser Tage ein Theaterzelt: eine Bühne für die Vorstellungen des Tegernseer Volkstheaters. Dessen Chef Andreas Kern hat der Interimsunterkunft ein eigenes Stück maßgeschneidert: „Kaisersuite, 1. Stock“ feiert am Samstag zur Tegernseer Woche Premiere.

Tegernsee - Eine Spezialität von Theaterleiter und Bühnenautor Andreas Kern vom Tegernseer Volkstheater sind passgenau auf Zeit, Ort und aktuelle Gegebenheiten geschriebene Komödien. Der Umstand, dass die Tegernseer Schauspieltruppe bis auf Weiteres wegen Sanierungsarbeiten auf ihr Stammhaus, den Ludwig-Thoma-Saal, verzichten muss und ins Kulturzelt umziehen darf (wir berichteten), hat Kern zu einem außergewöhnlichen Stück inspiriert: einem Fünfakter, in dem quasi der Spielort und damit das Bühnenbild – die Kaisersuite im Jagdschloss Falkenlust derer von Ehrenfried zur Treulos – eine Hauptrolle spielen. Die Idee: Nachdem der Kulissenumbau in einem Theaterzelt eher schwierig ist, bleibt das Setting bis auf ein paar wenige Requisiten, die auf wechselnde Epochen verweisen, bestehen.

In „Kaisersuite, 1. Stock“ erzählt Kern in fünf abgeschlossenen Szenen die Familiengeschichte des mehr oder weniger ehrenwerten Adelsgeschlechts, wie jede Generation auf die Herausforderungen ihrer Zeit reagiert und wie ein Ort das Denken und Handeln seiner Bewohner prägt. Es wäre kein Kern, würde es da im Jagdschlösschen Falkenlust nicht tüchtig menscheln.

Die Proben laufen in Rohrdorf: die Schauspieler (v.l.) Stephan Leitmeier, Andreas Kern und Nicola Pendelin.
Die Proben laufen in Rohrdorf: die Schauspieler (v.l.) Stephan Leitmeier, Andreas Kern und Nicola Pendelin. © privat

Im ersten Bild, das im Revolutionsjahr 1918 spielt, landet ein Fürst bei den von Treulos zur Ehrenfrieds, weil ihm auf seiner Flucht in die Schweiz das Benzin ausgeht. Dabei wirft er folgenreich ein Auge auf ein bezauberndes Kammerzoferl. Im zweiten Bild – am Schwarzen Freitag im Jahr 1929 – soll die Kaisersuite als Filmkulisse für den Streifen „Maria Theresias geheime Liebe“ dienen, und Fürstin Caroline Auguste soll die Liebesszene mit ihrem Stallknecht proben, was gründlich in die Hose geht – ebenso wie die Vision, das Jagdschloss durch Aktiengewinne zur Filmstadt umzufunktionieren. In der Rock’n‘Roll-Ära 1956 will Investor und Metzger Charly McMiller nicht nur das Schloss zum Hotel umbauen, auch soll seine Tochter durch Einheirat in das verarmte Adelsgeschlecht Fürstin werden, was zu hanebüchenen Situationen führt. So auch im vierten Bild zur Flowerpowerzeit, als die Kaisersuite des mittlerweile bekannten Hotels versehentlich doppelt vermietet wird an zwei Gäste, die nicht gegensätzlicher sein könnten: eine Anti-Atomkraft-Aktivistin und einen konservativen Spießer. In Bild fünf, in der Jetztzeit, findet in der geschichtsträchtigen Kaisersuite die Testamentseröffnung des verstorbenen Hotelbesitzers statt. Ob der homosexuelle Neffe oder die schöne Influencerin, die nur gerne Fürstin werden möchte, berücksichtigt wird und alles erbt, wird in rasanten Dialogen geklärt.

Tegernseer Volkstheater: Geprobt wird noch in Rohrdorf

Es geht um Sein und Schein, um Stolz und Vorurteil, um das Zusammenwirken unterschiedlicher sozialer Schichten. Für die drei Schauspieler Nicola Pendelin, Stephan Leitmeier und Andreas Kern, die alle Rollen übernehmen, bedeutet der stete Wechsel eine spielerische Herausforderung. Auch die Kostümwechsel haben es in sich. Damit das alles gut klappt, hat das dreiköpfige Ensemble seit Wochen geprobt – in Ermangelung der Tegernseer Spielstätte in der Montessori-Schule in Rohrdorf, wo Kern seit 13 Jahren als Theaterlehrer tätig ist.

Das Kulturzelt wird dieser Tage aufgestellt. Das beheizbare Profizelt wird ausgestattet mit moderner Bühnentechnik, Holzboden, 192 Polstersesseln in Reihenbestuhlung sowie einer Theke, wo sich die Gäste mit Getränken versorgen können. Nach der Premiere am Samstag, 28. September, um 19.30 Uhr sind weitere Aufführungen am 5., 12. und 26. Oktober geplant. Tickets (21 bis 23 Euro) gibt es vorab über München-Ticket sowie beim Tegernseer Volkstheater (www.tegernseer-volkstheater. de, Tel. 0 80 36/ 71 43).

ak

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