„Es war wie ein Wink des Schicksals“: Neue Leiterin des Gymnasiums Tegernsee im Interview
Das Gymnasium Tegernsee hat nach der Ära Oberholzner eine neue Schulleiterin: Claudia Hefele (54) hat den Chefposten übernommen. Im Interview stand sie unserer Zeitung Rede und Antwort.
Tegernsee - Mit dem neuen Schuljahr hat am Tegernseer Gymnasium auch eine neue Schulleiterin ihren Dienst angetreten: Claudia Hefele folgte Werner Oberholzner, der sich nach 21 Jahren als Direktor in den Ruhestand verabschiedete. Die 54-jährige Hefele, die bisher an Gymnasien in Ottobrunn und in München tätig war, hatte sich in einer zweiten Bewerbungsrunde um den Chefposten in Tegernsee beworben. Welche Rolle ihr 25-jähriges Dienstjubiläum dabei gespielt hat, was sie an ihrer neuen Schule besonders schätzt und warum sie der anstehenden Generalsanierung gelassen entgegensieht, erklärt die neue Direktorin im Interview.
Frau Hefele, von München an den Tegernsee: Sind Sie gut angekommen in Ihrem neuen Amt?
Ich bin von allen Mitgliedern der Schulfamilie wirklich wunderbar und sehr herzlich empfangen worden. Vom Elternbeirat habe ich sogar Blumen bekommen.
Wie sahen Ihre ersten Amtshandlungen an der neuen Schule aus?
Die allerschönste Amtshandlung gleich zu Beginn war die Begrüßung unserer neuen Fünftklässler. Das ist auch für uns Lehrer immer ein ganz besonderer Tag. Denn wir wissen: In neun Jahren werden diese Kinder ihr Abizeugnis in Händen halten. Und der Barocksaal bietet natürlich einen unglaublich feierlichen Rahmen für so ein Ereignis. Überhaupt ist das ganze Schulgebäude ein echtes Juwel.
Das historische Ambiente wurde zuletzt bei der 75-Jahr-Feier des Gymnasiums immer wieder als Alleinstellungsmerkmal gewürdigt. Auch Sie wissen es also zu schätzen?
Ja. Ein solches Umfeld hat Auswirkungen auf alle, die hier arbeiten und lernen. Wir werden quasi täglich an unsere Wurzeln und geschichtlichen Aufs und Abs erinnert – die Vergangenheit ist hier lebendig. Das ist ein wunderbarer Raum zum Lernen.
In naher Zukunft ist allerdings eine Generalsanierung des historischen Gemäuers geplant. Hat Sie das bei Ihrer Bewerbung um die Stelle der Schulleiterin nicht zögern lassen?
Nein. Ich sehe der Sanierung absolut positiv entgegen und bin sicher, dass sie gut zu bewerkstelligen sein wird. Ich habe bereits eine Führung vom Keller bis zum Speicher erhalten. Da ich zwei Trimester Kunstgeschichte studiert habe, war das für mich superspannend. Auch habe ich schon die maßgeblichen Leute vom Landratsamt kennenlernen dürfen. Ich habe bereits an meinen früheren Schulen in verantwortungsvoller Position Renovierungs-Arbeiten miterlebt – bisher habe ich da ausschließlich positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit gemacht.
Sie waren zuletzt ständige Stellvertreterin des Schulleiters am Pestalozzi-Gymnasium in München. Was hat Sie letztlich bewogen, sich um den Chefposten in Tegernsee zu bemühen?
Ich habe im Schuljahr 2023/24 mein 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert. So ein Vierteljahrhundert gibt vermutlich nicht nur mir Anlass, die berufliche Zukunft zu überdenken. Da war die freie Stelle am Gymnasium Tegernsee wie ein Wink des Schicksals. Mit Unterstützung meiner Familie habe ich dann den letzten Schritt gewagt und mich beworben. Nachdem die Schule so ein gutes Renommee hat, war die Freude doppelt so groß, als es geklappt hat.
Sie sind eine gebürtige Münchnerin und waren bisher an Gymnasien in Ottobrunn und in München tätig. Wie geht es Ihnen mit dem Wechsel „aufs Land“?
Ich empfinde es als absolutes Privileg, dass Tegernsee eine vergleichsweise kleine Schule ist. Dadurch ist der Kontakt zwischen den Schülern, Eltern und Lehrkräften viel intensiver, und es kann viel mehr bewegt werden.
Wo möchten Sie persönlich Ihre Akzente als Schulleiterin setzen?
Das Zusatzangebot abseits des regulären Unterrichts ist am Gymnasium Tegernsee bereits unglaublich groß. Wir haben Chor und Orchester, eine Tanzgruppe, verschiedene Sportangebote und Austauschprogramme. Die Q12 hat mir auch schon vom Bunten Abend berichtet, den die Schüler jedes Jahr selbstständig organisieren. Ich selbst könnte mir vorstellen, dass ich im Zuge des gesellschaftlichen Wandels vor allem zwei Themen anpacken werde: die Förderung der Nachhaltigkeit an unserer Schule und die Digitalisierung. Wir sind bereits für das Programm „Digitale Schule der Zukunft“ angemeldet. Die zehnte Jahrgangsstufe wird künftig I-Pads für den Unterricht nutzen.
Und auch die Turnhalle des Gymnasiums soll ja nach dem Auszug der Geflüchteten bald wieder für den Schulsport zur Verfügung stehen.
Das ist richtig. Dafür bin ich dem Landrat sehr dankbar. Und ich rechne es Bürgermeister Johannes Hagn und den Schulleitern der Grundschule Tegernsee, der Grund- und Mittelschule Rottach-Egern und der Realschule in Gmund sehr hoch an, dass sie uns Zeitfenster in ihren Hallen zur Verfügung gestellt haben. Ansonsten hätten wir in den vergangenen Jahren keinen Sport anbieten können. Und immerhin fließen die Sportleistungen ja bei allen Schülern in die Abiturnote mit ein.
Eine Herausforderung, mit der alle Schulen zu kämpfen haben, ist der Lehrermangel. Wie ist die aktuelle Situation am Gymnasium Tegernsee?
Wir haben im aktuellen Schuljahr das große Glück, genügend Lehrer zu haben und alle Stunden abdecken zu können. Trotzdem sind wir im Gespräch mit weiteren interessierten Lehrkräften und versuchen schon jetzt, sie für unsere Schule anzuwerben. Das Thema Lehrermangel ist für uns ein ständiger Begleiter.
Sie haben Anglistik und Romanistik studiert. Werden Sie in Tegernsee auch selbst unterrichten?
Ja, ich unterrichte eine siebte Klasse fünf Stunden im Fach Englisch.
Die pädagogische Betreuung der Kinder und Jugendlichen wird ja in Zeiten der intensiven Nutzung moderner Medien nicht leichter.
Ich denke, wir haben an unserer Schule genügend Zeit für Diskussionen in der Gruppe und für den persönlichen Austausch. Dazu lädt auch der Lehrplan ein. Ich bin der Meinung: Der Mensch sollte immer im Mittelpunkt stehen – und ich denke, das tut er bei uns. Die Kollegen stehen im direkten Austausch mit den Elternhäusern.
Es schwingt viel Begeisterung und Zuversicht mit, wenn Sie über Ihren neuen Job als Direktorin sprechen.
Oh ja. Wie sagt man so schön: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Und ich werde von meiner Seite mein Möglichstes tun, damit dieser Zauber lange anhält.
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