„Man gerät in Vergessenheit“: Tölzer Baustellen belasten Geschäfte

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Beklagen Umsatzeinbußen: Marcel Reckling mit seiner Frau Hà Vân von „Real Saigon Kitchen“. © arp

Tölz gleicht in diesem Jahr einer einzigen Baustelle. Darunter haben immer wieder Geschäftsleute zu leiden  – selbst nachdem sie, wie zum Beispiel in der Badstraße, eigentlich wieder anfahrbar sind.

Bad Tölz - Es wird weiterhin viel gebaut in Bad Tölz. Die Nockhergasse kann immer noch nicht durchfahren werden. Die Bad㈠straße kann zwar wieder gut erreicht werden, durch die Sperrung der Arzbacher Straße fehlt aber der Durchgangsverkehr.

Unter der schlechten Erreichbarkeit von Februar bis April haben die Geschäfte in der Badstraße gelitten. Ein Betroffener ist Marcel Reckling, der mit seiner Frau zusammen die „Real Saigon Kitchen“ mit authentischer vietnamesischer Küche seit rund einem Jahr betreibt. „Anfangs ist es echt gut gelaufen“, berichtet er. Sowohl mittags als auch abends kamen zahlreiche Gäste. „An mindestens drei Abenden waren wir ausgebucht.“

Umsatzeinbrücke in der „Saigon Kitchen“

Doch als die Baustelle begann, versiegte das Mittagsgeschäft. Es fehlten die Gäste, die im Vorbeifahren oder Vorbeigehen auf das Restaurant aufmerksam werden und sich zu einem Stopp entschließen. Nach ein paar Wochen beschlossen Reckling und Hà Vân, während der Zeit der Sperrung am Montag- und Dienstagmittag nicht mehr aufzumachen. Das Hauptproblem seien die fehlenden Parkplätze gewesen. Die Umsatzeinbrüche waren deutlich – nicht leicht für ein relativ junges Unternehmen. „Zum Glück haben die Bauarbeiter Gas gegeben und waren schneller fertig als geplant. Dafür waren wir sehr dankbar“, so Reckling.

Der Abschnitt zwischen Tourist-Info a und der Einmündung der Angerstraße ist gesperrt.
Die Badstraße war im Frühjahr zwei Monate lang gesperrt. Inzwischen kann sie wieder befahren werden. © arp

Und trotzdem: Auch jetzt läuft es noch nicht wieder wie vorher. Denn die Badstraße kann zwar wieder befahren werden, die Sperrung der Arzbacher Straße wirke sich aber negativ aus. „Wir haben schon einige Stammgäste. Aber wenn man mal zwei Monate lang nicht gut erreichbar ist, gerät man in Vergessenheit“, bedauert Reckling. Es dauere auch stets, bis sich herumspreche, dass man wieder vor dem Lokal parken könne.

Dies ist nun problemlos wieder möglich, auch geöffnet ist wieder wie zu Zeiten vor der Baustelle. Er hofft, dass es wieder besser wird. „Denn wir wollen in Tölz bleiben, weil wir hier tolle Gäste haben und wir sehr glücklich sind.“

Eisdiele Karlotti litt unter Baustelle in der Nachbarschaft

Auch im „Karlotti“ nebenan war die Baustelle spürbar. Doch nicht nur die. „Wir hatten zwei Jahre lang direkt in der Nachbarschaft eine Baustelle“, sagt der Betreiber der Eisdiele, Karl-Otto Volkland. Denn die Bau㈠ruine direkt nebenan wurde aufwändig saniert und in ein Wohnhaus verwandelt. Dazu waren auch Teile des Gehwegs und der Terrasse des Eiscafés abgesperrt. „Wir waren von oben praktisch nicht sichtbar.“ Die Straßenbaustelle sei schon auch spürbar gewesen. Doch da die Kundschaft meist zu Fuß komme, wirkten sich zumindest die fehlenden Parkplätze nicht extrem aus. Dazu kam, dass es noch nicht wirklich Hauptsaison war. „Es war nicht toll, aber wir haben viele Stammgäste, die trotzdem kommen.“

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Auch der Supermarkt „Damaskus“ spürte die Einschränkungen der Baustelle. „Wir hatten etwa 40 Prozent weniger Umsatz“, berichtet Mohammed Haskilo auf Anfrage. Die Leute würden einfach gerne direkt in der Nähe parken, um ihre Einkäufe nicht zu weit tragen zu müssen. „Viele wussten auch einfach nicht, dass man trotzdem bis zu uns fahren kann.“ Inzwischen laufe der Betrieb aber wieder normal, so Haskilo.

Auf der anderen Straßenseite, im „Biodelikat“, habe man ebenfalls „deutlich gespürt“, dass die Parkplätze fehlen, berichtet Michael Maurer, einer der Geschäftsführer. „Leute, die Groß- oder Wocheneinkäufe machen, brechen dann weg.“ Der Kundenrückgang sei spürbar gewesen. Dass es nicht ganz so schlimm kam, lag daran, dass kurz zuvor der „Edeka“ in der Marktstraße geschlossen hatte und dadurch mehr Kunden in den Bioladen gekommen seien. „Das hat es etwas abgefedert, es war nicht so schlimm wie befürchtet, gemerkt haben wir es trotzdem.“ Nun habe sich alles wieder normalisiert.

In der Tölzer Nockhergasse fehlt die Laufkundschaft

Wie laufend berichtet, ist die Nockhergasse derzeit aufgrund einer Baustelle der Stadtwerke nicht durchfahrbar. Die Geschäfte hatten bereits kurz nach der Sperrung berichtet, dass die Kundenzahl deutlich zurückgegangen sei. Denn viele wussten nicht, dass der Parkplatz Kolbergarten trotz der Sperrung angefahren werden kann, hatte Apothekerin Ulrike Diegmann von der Stadtapotheke gegenüber unserer Zeitung gesagt. Auch jetzt ist der Rückgang an Kunden spürbar für die Läden.

Die Nockhergasse in Bad Tölz ist aktuell eine Sackgasse.
Die Sperrung der Nockhergasse soll Ende Juni zu Ende sein, eine Durchfahrt ist dann wieder möglich. © Andreas Steppan

„Die Laufkundschaft fehlt“, sagt Friseur-Meister Ahmed Abo Swaid vom „Moody’s“. Dennoch ist er zufrieden, wie sein Geschäft angelaufen ist, das nun seit sieben Monaten besteht. Inzwischen arbeiten neben ihm noch zwei weitere Friseur-Meister in dem Salon, Termine seien sehr nachgefragt.

„Man merkt schon, dass es weniger Kunden sind“, sagt auch Barbara Amberger vom Pralinenladen. „Es fehlen die, die schnell hier vor der Türe geparkt haben, um sich ihre Pralinen oder ihren Kaffee zu holen.“ Für diese Kunden gebe es auch nicht die Alternative, ins Parkhaus oder auf den Kolbergarten-Parkplatz zu fahren. Als der Wochenmarkt zwischenzeitlich auf den Vichyplatz verlegt wurde, habe sie ebenfalls einen Rückgang gespürt. „Viele verbinden den Besuch des Wochenmarkts in der Marktstraße mit einem Abstecher in die Nockhergasse, um Pralinen einzukaufen“, hat sie bemerkt. Da komme einiges zusammen, was das Geschäft erschwere – und nun im Sommer sei sowieso weniger los.

Ende der Bauarbeiten in der Nockhergasse in Sicht

Im Gegensatz zur Baustelle von vor fünf Jahren habe er noch Glück, sagt Murat Budak vom Imbiss „Mocca“ am Nockherplatz. „Die Leute können hier noch vor dem Laden parken und etwas abholen.“ Dennoch merke er einen Umsatzeinbruch von 15 bis 20 Prozent, da der Durchfahrtverkehr fehle, berichtet er. „Normalerweise fahren hier viele vorbei, halten kurz an bei uns und fahren dann die Nockhergasse weiter durch. Das fehlt uns jetzt auf jeden Fall.“

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Ende Juni soll die Baumaßnahme der Stadtwerke abgeschlossen und die Durchfahrt durch die Nockhergasse wieder möglich sein. Was für viele Tölzer eine Erleichterung sein wird. (mel)

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