WHO aktualisiert Liste der gefährlichsten Erreger – gleich mehrere neue Viren mit Pandemie-Potenzial

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Die WHO warnt vor über 30 gefährlichen Viren und Bakterien, die das Potenzial haben, eine neue Pandemie auszulösen. Klimawandel und Urbanisierung verstärken die Risiken.

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat kürzlich eine aktualisierte Liste der gefährlichsten Krankheitserreger veröffentlicht. Diese Liste umfasst nun über 30 Viren und Bakterien, die laut WHO das Potenzial haben, die nächste Pandemie auszulösen. Diese werden aufgrund ihrer hohen Übertragbarkeit, Virulenz und dem Mangel an verfügbaren Impfstoffen und Behandlungen als besonders bedrohlich eingestuft. Die WHO betont in ihrem Schreiben die Notwendigkeit, weltweit intensiv in Forschung und Entwicklung zu investieren, um besser auf zukünftige Gesundheitskrisen vorbereitet zu sein.

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Zu den auf der Liste neu hinzugefügten Erregern zählen unter anderem das Influenza-A-Virus, das Denguevirus und das Affenpockenvirus. Diese Erreger haben in der jüngeren Vergangenheit bereits kleinere Epidemien verursacht und gelten nun als potenzielle Auslöser der nächsten globalen Gesundheitskrise. Besonders besorgniserregend ist die Aufnahme ganzer Virusfamilien in die Liste, wie der Sarbecoviren, zu denen auch das für die COVID-19-Pandemie verantwortliche SARS-CoV-2 gehört. Durch die Einbeziehung ganzer Familien anstelle einzelner Viren, wird die Komplexität und die potenziellen Risiken deutlich, die von diesen Viren ausgehen.

Die Liste, die zuletzt 2017 und 2018 aktualisiert wurde, enthält nun deutlich mehr Erreger als zuvor. Dies ist nicht nur auf die kontinuierlich wachsende wissenschaftliche Erkenntnis zurückzuführen, sondern laut WHO auch auf globale Veränderungen wie den Klimawandel, die zunehmende Urbanisierung und den Anstieg internationaler Reisen. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich Viren und Bakterien leichter und schneller verbreiten können, was das Risiko globaler Ausbrüche erhöht.

Pandemien der Zukunft: Die WHO sieht die wissenschaftliche und internationale Zusammenarbeit als Schlüssel zur Prävention © IMAGO / VectorFusionArt/ Panthermedia

Von der Epidemie zur Pandemie: Klimawandel und Urbanisierung als Risikofaktoren

So können zum Beispiel durch den Klimawandel neue Lebensräume für Krankheitsüberträger wie Mücken entstehen, die Viren wie das Dengue- oder Zikavirus übertragen. Die Urbanisierung führt zu einem engeren Kontakt zwischen Menschen und Tieren, was das Risiko von Zoonosen – also Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden – steigert.

Ein Beispiel hierfür ist das Nipah-Virus, das von Fledermäusen auf Menschen übertragen werden kann und derzeit in bestimmten Regionen Asiens zirkuliert, wie Deutschlandfunk berichtet. Es ist besonders gefährlich, da es eine hohe Sterblichkeitsrate aufweist und bislang kein wirksames Gegenmittel existiert. Ähnliche Gefahren gehen von zwei neu identifizierten Nagetier-Viren aus, die ebenfalls das Potenzial besitzen, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden.

Der unsichtbare Feind: „Pathogen X“

Neben den bekannten Erregern warnt die WHO auch vor dem sogenannten „Pathogen X“. Dieser Begriff steht für einen bisher unbekannten oder unvorhergesehenen Erreger, der das Potenzial hat, eine globale Gesundheitskrise auszulösen. Die Idee dahinter ist, dass die nächste Pandemie nicht unbedingt durch einen bereits bekannten Erreger verursacht wird, sondern auch durch einen völlig neuen, der bislang außerhalb der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit lag.

Die WHO fordert in ihrem Bericht, Forschung und Entwicklung nicht nur auf bekannte Erreger zu konzentrieren, sondern auch auf potenzielle „Prototypen“-Pathogene, die als Modell für zukünftige Ausbrüche dienen könnten. Dies soll helfen, schneller auf neue Bedrohungen reagieren zu können und die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten zu beschleunigen.

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Ein zentrales Element der WHO-Strategie ist dabei die internationale Zusammenarbeit. Über 200 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus mehr als 50 Ländern haben an der Erstellung der aktuellen Liste mitgewirkt. Die WHO betont, dass globale Gesundheitskrisen nur durch ein koordiniertes internationales Vorgehen effektiv bekämpft werden können. Insbesondere bei der Entwicklung und dem Zugang zu medizinischen Gegenmaßnahmen (MCMs) wie Impfstoffen und antiviralen Medikamenten sei die internationale Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung.

Die kontinuierliche Überarbeitung der aktuellen Prioritätenliste ermöglicht es, auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen in der globalen Gesundheitslandschaft zu reagieren. Ziel ist es, die Welt auf zukünftige Ausbrüche besser vorzubereiten und die Risiken, die von neuen oder wiederkehrenden Krankheitserregern ausgehen, zu minimieren. (ls)

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