Neue Details zu Yacht-Unglück in Italien: Ermittler verfolgen konkretes Szenario – Kapitän verweigert Aussage

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Warum sank die „Bayesian“? Nach dem Yacht-Unglück ermitteln jetzt die Behörden in Sizilien. Und gehen ersten konkreten Verdachtsmomenten nach.

Palermo – Die Untersuchungen zum Yacht-Unglück vor der Küste Siziliens nehmen Fahrt auf. Drei Personen, die möglicherweise für den Untergang der „Bayesian“ verantwortlich sein könnten, stehen im Fokus der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Termini Imerese. Die Anschuldigungen sind gravierend, fahrlässige Tötung und Totschlag in sieben Fällen.

Drei Verdächtige nach Yacht-Unglück in Italien: Kapitän, Ingenieur und Matrose im Visier der Ermittler

Die Hauptverdächtigen sind Kapitän James Cutfield, der Ingenieursoffizier Tim Parker Eaton und der britische Matrose Matthew Griffins, der in der Nacht des Unglücks auf der Brücke Wache hielt. Für alle drei Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.

Der stellvertretende Staatsanwalt Raffaele Camarrano, der Oberstaatsanwalt von Termini Imerese, Ambrogio Cartosio und der Kommandant der Hafenbehörde in Palermo, Raffaele Macauda (v.l.n.r.) sprachen am Wochenende bei einer Pressekonferenz zum Unglück der Yacht „Bayesian“. © ZUMA Press/Imago/Perini Navi

Wieso sank die „Bayesian“ vor Sizilien? Staatsanwaltschaft prüft Untergangs-Szenario

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet, dass die Staatsanwaltschaft ein spezifisches Szenario verfolgt. Die Ermittler meinen, Kapitän Cutfield könnte die „Bayesian“ nicht ausreichend auf das schwere Unwetter vor Palermo vorbereitet haben.

Der Vorwurf lautet, dass wichtige Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt wurden. Insbesondere soll Ingenieur Eaton die Verschlusssysteme der Schiffsluken nicht aktiviert haben, was dazu führte, dass große Mengen Wasser in den Maschinenraum der Luxusyacht eindrangen. Die Konsequenzen waren verheerend: Zuerst fiel der Strom aus, dann sank das Schiff innerhalb weniger Minuten.

Durchaus möglich, dass ein Boot in so schneller Zeit sinkt. Etwa, wenn eine große Welle über das Schiff schlägt, oder Türen geöffnet sind“, erklärte der Tiefsee-Experte Philippe Epelbaum bereits bei IPPEN.MEDIA. Wenn zu viel Wasser in das Innere eines Schiffes gelangt, ist die Situation kaum noch zu retten. „Dann gibt es kein Zurück mehr.“

Yacht-Passagiere um Milliardär Lynch zu spät gewarnt? „Bayesian“-Opfer wurden in Kabinen gefunden

Matthew Griffins, der auf der Brücke Wache hielt, wird vorgeworfen, die „Bayesian“-Passagiere nicht rechtzeitig vor dem herannahenden Sturm gewarnt zu haben. Sechs der sieben Todesopfer wurden im Inneren der Yacht gefunden, offenbar gefangen in ihren Kabinen. 15 Menschen überlebten das Unglück, indem sie ins Meer sprangen und von einem deutschen Kapitän einer anderen Yacht aus dem Wasser gezogen wurden.

Am Mittwoch (28. August) lehnte Kapitän Cutfield es ab, vor der Staatsanwaltschaft auszusagen. Er erschien auf Krücken zum Verhör, berichtet Ansa. Öffentlich äußerte er sich zum Unglück bislang in der Zeitung La Repubblica nur mit den Worten: „Wir haben es nicht kommen sehen.“

Yacht bei Unwetter in Hafen vor Sizilien: Kommandant der Küstenwache verteidigt „Bayesian“-Entscheidung

„Der Meereswetterbericht der italienischen Luftwaffe sah um Mitternacht vor dem Unglück für die folgenden zwölf Stunden in der fraglichen Zone zwar vereinzelte Gewitter vor, aber – abgesehen von möglichen lokalen Extremwetterereignissen – keinen Sturm“, erklärte Raffaele Macauda, der Kommandant der Küstenwache von Palermo, auf einer Pressekonferenz am Wochenende. Gegen vier Uhr morgens wurde das Schiff dann von einem schweren Unwetter mit Starkregen getroffen.

Zeugen berichten jedoch, dass das Gewitter sich deutlich abgezeichnet habe. Ein Fischer, der über Nacht im Hafen war, bemerkte: „Man hat gut gesehen, dass sich da etwas zusammenbraut.“ Ob die „Bayesian“ tatsächlich fahrlässig in das Unwetter geraten ist, will die Staatsanwaltschaft klären. Die Autopsieberichte der sieben Todesopfer, darunter der Milliardär Mike Lynch, werden laut Ansa am Freitag (30. August) erwartet. (moe)

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