Schließung in Bad Tölz: Edeka erhebt Vorwürfe gegen Vermieter – „Fehlende Bereitschaft zur Modernisierung“
Trotz 2500 Unterschriften für den Erhalt: Für den Edeka in der Tölzer Marktstraße gibt es wohl keine Hoffnung mehr. Hauseigentümer und Einzelhandelskonzern sehen die Verantwortung beim jeweils anderen.
Bad Tölz – Der vielfachen öffentlichen Empörung zum Trotz: Für den Edeka an der Tölzer Marktstraße gibt es offenbar keine Rettung mehr. Die Tölzerin Edith Langreiner, die rund 2500 Unterschriften für den Erhalt gesammelt hatte, erntete für ihre Aktion und ihren eindringlichen Brief an die Verantwortlichen zwar Anerkennung und freundliche Worte. An der Tatsache, dass Vermieter und Mieter an der Marktstraße 53 nicht mehr zueinander finden, ändert das aber nichts.
Edeka freut sich über Unterschriftensammlung in Bad Tölz
„Die Reaktionen der Bad Tölzer Bürgerinnen und Bürger, verbunden mit dem Interesse am Weiterbetrieb unseres Marktes freut uns sehr“: So beginnt die Stellungnahme aus der Edeka-Zentrale zur Unterschriftensammlung. Pressesprecher Christian Strauß schreibt weiter: „Die Reaktionen zeigen, dass die tägliche Arbeit unseres Teams vor Ort und unser vielfältiges Edeka-Sortiment auf dieser Kleinfläche sehr geschätzt wird.“
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Auch Edeka bedaure es, den Betrieb in Bad Tölz einstellen zu müssen, aber: „Der Standort entspricht nicht mehr den Anforderungen, die wir an einen zukunftsfähigen Markt stellen.“ Aus Strauß’ Statement geht recht klar hervor, wo Edeka die Ursache hierfür sieht. „Hinsichtlich des Investitionsbedarfs standen wir mit dem Vermieter im mehrfachen Austausch“, so der Pressesprecher. „Die fehlende Bereitschaft zur Modernisierung beziehungsweise Renovierung zwingt uns zu diesem Schritt.“
Edeka in Bad Tölz: Vermieter weist Vorwurf zurück
In diesem Punkt widerspricht der Hauseigentümer Hermann Elmering vehement. „Das ist eine Schutzbehauptung, und ich weise dies zurück“, erklärt er auf Anfrage unserer Zeitung. Es sei in den Räumlichkeiten durchaus renoviert und repariert worden.
„Unstrittig ist, dass das Ladengeschäft von der Größe her keine Zukunft hat“, räumt Elmering in Bezug auf die Begründung von Edeka ein. Das Geschäft hat im Erdgeschoß eine Verkaufsfläche von etwa 360 Quadratmetern. Hermann Elmering ergänzt dazu aber: „Man kann doch nicht von Zukunftsfähigkeit sprechen, wenn ich ohnehin nur noch für drei Jahre einen Mietvertrag habe.“
Sprich: Elmering ist der Meinung, dass Edeka bis zum Auslaufen des Mietvertrags am 31. Dezember 2026 das Geschäft durchaus hätte weiterbetreiben können. „Der Laden hätte die Bedingungen für einige Jahre problemlos erfüllt“, sagt er. Ungefähr bis dahin, so schreibt er in einem Antwortbrief an Edith Langreiner, könnte theoretisch ein neuer Supermarkt auf dem ehemaligen Postareal fertig sein. Dieses Areal hat Elmering wie berichtet heuer an die Immobiliengesellschaft Aureus verkauft. In Bezug auf die Marktstraße 53 hätte sich Elmering gewünscht, „dass ein Jahrzehnte alter Mietvertrag mit Stil zu Ende gebracht wird“.
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Bürgermeister von Bad Tölz übt Kritik an Edeka
Voll des Lobs ist Elmering unterdessen für die Initiatorin der Unterschriftenliste, Edith Langreiner. Ihr schickte er umgehend einen Antwortbrief mit den Worten: „Ich bin mit Ihrer Aktion voll einverstanden.“ Und er betont: „Ich denke wie Sie und wie alle, die eine Unterschrift geleistet haben.“
Der Edeka-Konzern war auch das Hauptziel der Kritik von Bürgermeister Ingo Mehner, der die Supermarkt-Schließung in seinem Jahresrückblick im Stadtrat zur Sprache brachte. Auch gegenüber dem Tölzer Kurier sagt der Rathauschef, dass er versucht habe, Mieter und Vermieter zu einem Gespräch an einen Tisch zu bringen. Edeka sei dazu jedoch nicht bereit gewesen. Er habe es als ärgerlich empfunden, dass der Konzern auf die Einladung eines Bürgermeisters überhaupt nicht eingegangen sei. Ob ein persönliches Zusammentreffen etwas gebracht hätte, kann Mehner freilich nicht sagen. Darüber hinaus habe die Stadt aber keine andere Möglichkeit, auf ein privates Mietverhältnis Einfluss zu nehmen.
Letzter Appell zur Rettung des Edeka in Bad Tölz
Edith Langreiner versucht, in einem weiteren Brief den Hauseigentümer in die Pflicht zu nehmen. „Sehr geehrter Herr Dr. Elmering: Sie sind jetzt die einzige mögliche veranlassende Kraft für die Wende dieser örtlichen Haus- und Geschäftsmisere“, schreibt die 76-Jährige, nachdem sie auch von Edeka eine Antwort bekommen hat.
Die Tölzerin berichtet, die Edeka-Direktion in Gaimersheim habe ihr geschrieben, dass der Markt in der Fußgängerzone von den Kunden gut angenommen werde. Er lasse sich aber im jetzigen baulichen Zustand nicht weiterbetreiben. Langreiner appelliert daher an Elmering zu investieren: „Das Geld ist bei einem Tölzer Marktstraßenhaus immer gut angelegt. Edeka würde zum Beispiel sofort mit neuen Kühlungen nachziehen, wenn die elektrischen Anlagen wieder topfit sind.“ (ast)
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