Angriff auf deutschen Nachbarn? Ukraine-Analyst äußert alarmierende Putin-Theorie

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Greift Wladimir Putins Russland nach der Ukraine auch die Nato an? Die Einschätzung eines ukrainischen Bloggers hat es in sich. Auch für Deutschland.

Warschau – Genügt dem russischen Machthaber Wladimir Putin der blutige Ukraine-Krieg? Oder will der Kreml-Chef mehr? Zum Beispiel eine befürchtete Attacke au einen Nato-Staat?

Putin-Attacke auf Nato-Gebiet: Ukraine-Analyst stellt brisante These auf

Beobachter und Militärexperten äußern entsprechende Bedenken, seit Russland im Februar 2022 völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert ist. Dass Putin US-Präsident Donald Trump zuletzt Ukraine-Gespräche offeriert haben soll, entkräftet diese Sorgen nicht. Stattdessen häufen sich Warnungen vor einem möglichen russischen Angriff auf die Verteidigungsallianz.

Ein aktuelles Beispiel: Eine Einschätzung, die der ukrainische Wirtschaftswissenschaftler und Blogger Roman Sheremeta im Sozialen Netzwerk Facebook und dem Kurznachrichtendienst X geteilt hat. Seine These: Polen ist für das Moskau-Regime militärisch interessanter als das Baltikum, das oft als mögliches Angriffsziel genannt wird.

Wird Wladimir Putin (li.) zur konkreten Gefahr für Polen? Kämpferinnen und Kämpfer der polnischen Territorialverteidigung bereiten sich auf den Ernstfall vor. © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / NurPhoto / ZUMA Press

Ukraine-Blogger sieht Polen als mögliches Angriffsziel Wladimir Putins

Sheremeta verweist seinerseits auf eine Analyse des ukrainischen Aktivisten Valeriy Oleksandrovych Pekar und schreibt: „Russland wird nicht warten, bis Europa sich auf einen möglichen Angriff vorbereitet. Die europäische Vorstellung, Russland könnte um 2030 angreifen und so Zeit zur Aufrüstung gewinnen, ist falsch.“ Seiner Ansicht nach sei ein möglicher Angriff auf das Militärbündnis in 2025 nicht ausgeschlossen - also bald. Der Ukrainer arbeitet nicht mehr in seiner Heimat, er unterrichtet an der „Case Western Reserve University“ in Cleveland (Bundesstaat Ohio) in den USA. Bei X folgen ihm mehr als 81.7000 Nutzer.

Darunter sind der bekannte deutsche Militär-Experte Nico Lange (Münchner Sicherheitskonferenz) und der US-ThinkTank Institute for the Study of War (ISW) aus Washington. Die baltischen Länder würden „oft als die leichtesten, ersten Ziele angesehen – sie sind klein, und eine US-Intervention ist sehr unwahrscheinlich. Doch damit würde Russlands Hauptziel, Europa zu neutralisieren, nicht erreicht“, analysiert er: „Dies kann durch einen Angriff auf Polen erreicht werden. Allerdings nicht, wie erwartet, über den Suwalki-Korridor.“

Die europäische Vorstellung, Russland könnte um 2030 angreifen und so Zeit zur Aufrüstung gewinnen, ist falsch.

Angriff von Wladimir Putins Russland? Suwalki-Lücke gilt als Achillesferse der Nato

Die Suwalki-Lücke gilt als Achillesferse der Nato. Sie verläuft unweit der polnischen Kleinstadt Suwalken über 104 Kilometer Länge zwischen Belarus, Russlands Verbündetem, sowie der russischen Exklave Kaliningrad an der Ostsee. Die Nato übte bereits die Verteidigung des brisanten Suwalki-Korridors, auch die Bundeswehr war dabei. Heikel: Die Vereinigten Staaten haben weder in Estland noch in Lettland oder in Litauen Truppen. In Polen stehen dagegen geschätzt 10.000 US-Soldaten. Ihre mögliche Rolle bei einem russischen Angriff erwähnt Sheremata in seinen Ausführungen nicht.

Die vielen Panzer, die Polen seit Frühjahr 2022 kauft, würden „nicht einmal die Hangars verlassen“ meint er dagegen. Das Moskauer Regime könnte dagegen „unterschwellige Angriffe nutzen, um das Ziel zu verwirren und unsicher zu machen, ob und wie es reagieren soll. Bis eine Entscheidung getroffen wird, ist es bereits zu spät“. Angriffsszenarien seien vielmehr „massive Raketen- und Drohnenangriffe auf Energie-Infrastruktur und Logistik“ sowie „Cyberangriffe auf Regierung und Infrastruktur, groß angelegte elektronische Kriegsführung“ und „Sabotage durch terroristische Gruppen“, schreibt er. Die Folgen: „Soziales Chaos“ und ein „Zusammenbruch der (polnischen, d. Red.) Regierung“.

Kampfpanzer M1A1 der polnischen Armee bei einer Militärparade in Warschau.
Kampfpanzer M1A1 der polnischen Armee bei einer Militärparade in Warschau. © IMAGO / NurPhoto

„Dominoeffekt“ für Deutschland? Ukraine-Analyst warnt wegen Wladimir Putin

In einem nächsten Schritt bekäme Deutschland als Polens Nachbar wegen eines „Dominoeffekts“ die Auswirkungen zu spüren, meint er, und dann die Europäische Union (EU) als Gesamtes. Sheremeta zeichnet ein Szenario: „Bis zu zehn Millionen polnische Flüchtlinge fliehen nach Deutschland, was dort zu einem weiteren Zusammenbruch der Regierung führt und einen Dominoeffekt auslöst, der Brüssel erreicht.“ Immer wieder betont Warschau, dass es sich für einen möglichen militärischen Konflikt mit den Russen wappnet.

Wie der Osteuropa-Historiker und Polen-Experte Jens Boysen von der Civitas University in Warschau kürzlich bei Merkur.de von Ippen.Media erklärte, soll wegen der russischen Bedrohung die Personalstärke der polnischen Armee bis Ende des Jahres von anfangs 206.000 auf dann 230.000 Soldaten gesteigert werden. (pm)

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