Nato-General verkündet „strategische Niederlage“ Russlands - doch Ukrainer widersprechen
Jens Stoltenberg erklärt, der russische Autokrat Wladimir Putin habe die Ukraine für immer verloren. Just die Ukrainer selbst haben an dieser These aber was auszusetzen.
Brüssel - Russland wird die Ukraine niemals einnehmen. Von dieser These ist Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg überzeugt. Der Norweger verweist unter anderem auf die Beitrittsverhandlungen Kiews mit der Europäischen Union (EU). Moskau-Autokrat Wladimir Putin sei dagegen mit seinen völkerrechtswidrigen Zielen im Nachbarland gescheitert.
Stoltenberg sieht „strategische Niederlage“ Putins und Russlands - Ukrainer warnen jedoch
„Putin will ein Europa, in dem Russland seine Nachbarn dominieren kann. Die Ukraine ist jetzt aber näher an der Nato und der EU als je zuvor. Das ist eine große strategische Niederlage für Russland. Präsident Putin hat die Ukraine für immer verloren“, sagte Stoltenberg rund um Weihnachten im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Zudem hätten die russischen Streitkräfte „Hunderte von Flugzeugen, Tausende von Panzern verloren, 300.000 Soldaten wurden getötet oder verwundet. Auch ist Russland politisch isolierter und die Wirtschaft ist schwächer. Die Inflation steigt, der Lebensstandard sinkt“, meinte Stoltenberg. Aber: Laut Kyiv Post würden dagegen ukrainische Beamte davor warnen, dass es zu früh sei, über eine strategische Niederlage Putins bei seinen „maximalistischen Zielen“ im Ukraine-Krieg zu diskutieren.

Beamte in Kiew mahnten demnach „zur Vorsicht bei solch mutigen Erklärungen“, heißt es in dem Bericht. Putin habe zwar seine Ziele in den bisher 22 Monaten der russischen Invasion in der Ukraine nicht erreicht, dies bedeute aber nicht, dass er aufgegeben habe, schreibt die Kyiv Post mit Verweis auf ukrainische Offizielle. Der Sprecher der Hauptdirektion für Geheimdienste (HUR), Vadym Skibitsky, erklärte am Freitag (22. Dezember) etwa, dass Putin seine Ziele „einfach auf das nächste Jahr“ übertrage.
Ukraine-Krieg: ISW - Wladimir Putin hält an „maximalistischen Zielen“ fest
Am selben Tag schrieb das viel zitierte Institute for the Study of War (ISW): „Skibitskys Aussage steht im Einklang mit der Einschätzung des ISW, dass Russland weiterhin Putins maximalistische Ziele in der Ukraine verfolgt und dass das derzeitige Scheitern der russischen Operationen in der Ukraine kein dauerhafter Zustand ist.“
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Das ist eine große strategische Niederlage für Russland. Präsident Putin hat die Ukraine für immer verloren.
Stoltenberg forderte zur gleichen Zeit wieder mehr Unterstützung des Westens für die Ukrainer. „Der Hauptgrund, warum die Ukraine in der Lage war, die Russen zurückzudrängen, ist der Mut, die Entschlossenheit und die Fähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte. Natürlich sind sie aber auf unsere Unterstützung angewiesen“, sagte der Skandinavier der dpa: „Wenn wir wollen, dass die Ukraine siegt, dann ist der Weg dazu die militärische Unterstützung. Wir müssen sicherstellen, dass wir diese Unterstützung aufrechterhalten.“
Waffen für die Ukraine: Nato-Generalsekretär Stoltenberg fordert größeres Bemühen
Eine Möglichkeit sei, dass die Verbündeten „prüfen, ob sie nicht Vereinbarungen über den Export an Drittländer ändern können, um mehr Unterstützung für die Ukraine zu ermöglichen“, erklärte er mit Blick auf die europäische Rüstungsindustrie: „Insgesamt müssen wir unsere Produktion hochfahren, um der Ukraine besser zu helfen und uns besser zu schützen.“

Zuletzt hatten insbesondere Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und ein niederländischer Politiker nachdrücklich vor Putins Regime und möglichen Angriffen der Russen auf andere europäische Länder gewarnt, während die russische Armee derzeit wohl den finalen Schlag gegen Awdijiwka im Donbass plant.
„Unsere gesamte Sicherheitsstabilität wird jetzt auf die Probe gestellt. Das war also ein starkes Gefühl, warum wir Russland aufhalten müssen“, erklärte Geoffrey van Leeuwen, Minister für Außenhandel und Entwicklung der Niederlande, The Kyiv Independent: „Denn, wenn man sie jetzt in der Ukraine nicht aufhält, werden sie noch weitergehen. Es geht nicht nur um die Ukraine.“ (pm)