„Unverschämt“: Stadt untersagt Frauen-EM-Party und irritiert mit Grund
Eine Stadt in Baden-Württemberg untersagt eine Party zur Frauen-EM. Das steckt dahinter.
Baden-Württemberg – Am Mittwochabend (23. Juli) kämpft die deutsche Frauennationalmannschaft um den Einzug ins Finale der Europameisterschaft in der Schweiz. Ein Ereignis, das Millionen von Deutschen im TV verfolgen werden. Doch mit einer EM-Party draußen, beim sogenannten Public Viewing, wird es zumindest im baden-württembergischen Tübingen nichts.
Tübingen erklärt Public-Viewing-Verbot
Die Stadt hat solche Veranstaltungen nach Anfrage eines Betriebs untersagt, was den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga verärgert. Der Kreisvorsitzende, Herbert Rösch, nennt das Verbot gegenüber dem SWR eine „Unverschämtheit“. Denn seiner Meinung nach bestehe das nötige große Interesse, wie die Zahlen beweisen: Das Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich verfolgten am Samstag (19. Juli) zehn Millionen Menschen.
Doch auch die Stadt Tübingen argumentiert neben möglicher Ruhestörung, weil die Partie erst um 21 Uhr angepfiffen wird, ebenfalls mit Zahlen. Dass bei der Männer-EM vor zwei Jahren Public Viewing erlaubt war, begründet die Pressesprecherin der Stadt laut dem SWR nämlich mit dem damals hohen öffentlichen Interesse und der großen Präsenz der Spiele in der Stadt. Das Turnier der Frauen finde dagegen nicht in Deutschland statt, weshalb es in der Öffentlichkeit weniger sichtbar sei. Die Gesamtsituation sei also eine andere.
Kino überträgt das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Spanien
Immerhin: Im Innenraum bleibt Public Viewing erlaubt. So überträgt zum Beispiel das Tübinger Kino Blaue Brücke die Frauen-EM. Wegen des großen Andrangs wurde die Übertragung sogar in den großen Saal verlegt, in dem 300 Menschen Platz finden. Zum Vergleich: Das EM-Viertelfinale der Männer im vergangenen Jahr, Deutschland gegen Spanien, sahen 26 Millionen Menschen.

Doch nach Jahren der Vernachlässigung weckt der Frauenfußball in Deutschland immer größeres Interesse. Mit den 10,7 Millionen Zuschauern im Viertelfinal-Krimi gegen Frankreich wurde eine Quoten-Schallmauer durchbrochen. Der Marktanteil lag bei sensationellen 52,2 Prozent, sprich jeder zweite TV-Zuschauer verfolgte das spannende Match, das Deutschland im Elfmeterschießen mit 7:6 gewann.