News zum Ukraine-Krieg - Ukraines Botschafter: Wagenknecht „will Ukraine der Gewalt ausliefern“
Ukrainer jagen Tonnen von russischer Munition bei Mariupol in die Luft
19:48 Uhr: Das ukrainische Militär hat nach eigener Darstellung mehrere Nachschubdepots der russischen Streitkräfte in den besetzten ukrainischen Gebieten zerstört. Wie die Marineführung in Kiew mitteilte, hatten Aufklärer die Lager in der Umgebung der Hafenstadt Mariupol entdeckt. Diese seien schließlich mit Raketen angegriffen und zerstört worden. Dabei seien Tonnen von Munition zerstört worden, hieß es. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Die ukrainischen Truppen haben schon desöfteren russische Depots und Befehlsstellen hinter der Front angegriffen und den Besatzern dabei schwere Verluste zugefügt. Russland führt seit über zweieinhalb Jahren Krieg gegen die Ukraine und hat inzwischen knapp ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt.
Stromausfälle nach russischen Drohnenangriffen in Sumy
Dienstag, 17. September, 9.10 Uhr: Im nordostukrainischen Gebiet Sumy ist es nach russischen Drohnenangriffen zu Stromausfällen gekommen. Betroffen sei unter anderem die Gebietshauptstadt Sumy, teilte der örtliche Stromversorger bei Telegram mit. Trotz laufender Reparaturarbeiten waren am Morgen noch über 280 000 Haushalte ohne Elektroenergie.
Objekte der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäuser und Wasserwerke werden nach Behördenangaben über Reserveleitungen mit Strom versorgt. Über dem Gebiet Sumy sind den Angaben zufolge 16 russische Kampfdrohnen abgeschossen worden. Das Gebiet grenzt an die umkämpfte russische Region Kursk, in die ukrainische Truppen Anfang August eingedrungen sind.
Insgesamt hat das russische Militär nach ukrainischen Angaben mindestens 51 Kampfdrohnen in der Nacht gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt. 34 davon will die ukrainische Flugabwehr abgeschossen haben. Zwölf weitere russische Drohnen seien mit elektronischen Mitteln vom Kurs abgebracht und zum Absturz gebracht worden. Es habe dabei keine Informationen über Schäden oder Opfer gegeben. Zudem sollen zwei Drohnen wieder in den russischen Luftraum zurückgekehrt sein. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Ukraine wehrt seit über zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab. Russland und die Ukraine setzen regelmäßig Kampfdrohnen ein.
Russische Truppen setzen Sturmangriffe in Ostukraine fort
18.54 Uhr: Russische Truppen haben im Osten der Ukraine ihre Sturmangriffe fortgesetzt. „Schwerpunkt des Tages“ war die Umgebung von Kurachowe am Rande des Donbass, wie der ukrainische Generalstab am Abend in seinem Lagebericht mitteilte. Von den ukrainischen Verteidigern seien im Tagesverlauf insgesamt 26 russische Angriffe abgeschlagen worden.
Ähnlich schwere Gefechte wurden auch aus der Umgebung des seit Wochen umkämpften Pokrowsk gemeldet. Dort hätten russische Einheiten 24 Versuche unternommen, die ukrainischen Verteidigungslinien auszuhebeln. Auch diese Angriffe seien abgewehrt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Auch in der westrussischen Region Kursk, in die ukrainische Einheiten Anfang August in einem Überraschungsangriff eingedrungen waren, lieferten sich russische und ukrainische Einheiten erbitterte Kämpfe. Ukrainische Luftlandetruppen veröffentlichten auf Facebook ein Video, auf dem die Zerstörung eines russischen Panzers in einem namentlich nicht genannten Dorf in der Region gezeigt wird. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Selenskyj erbittet freie Hand für militärische Gegenangriffe
05.10 Uhr: Die ukrainische Staatsführung hat nach dem jüngsten russischen Luftangriff auf die östliche Großstadt Charkiw mit einem Todesopfer und 42 Verletzten erneut um freie Hand bei möglichen Gegenschlägen gebeten. „Dieser Terror kann nur durch eine systemische Lösung bekämpft werden, dies wäre eine Lösung mit langer Reichweite„, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache - damit meint er die Erlaubnis zum Einsatz von Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele tief auf russischem Staatsgebiet.
Russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind, sei eine “naheliegende, logische Lösung“, sagte Selenskyj. Den Partnern seines Landes sei bereits mehrfach erklärt worden, warum die ukrainischen Streitkräfte eine ausreichende Reichweite ihrer Waffen benötigten.
Die Verbündeten der Ukraine verweigern Kiew bisher die Erlaubnis, von ihnen gelieferte schwere Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele in Russland einzusetzen. Stattdessen setzt die Ukraine Drohnen aus eigener Produktion ein, die jedoch nur geringe Sprengkraft haben. Moskau hat zuletzt gedroht, es werde einen solchen Einsatz schwerer Waffen als Beteiligung der Nato am Krieg gegen Russland betrachten.
Ukraines Botschafter Makeiev: Wagenknecht „will Ukraine der Gewalt ausliefern“
Montag, 16. September, 00.45 Uhr: Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hat den Vorschlag von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zur Einrichtung einer internationalen Kontaktgruppe für eine Ukraine-Friedensinitiative scharf zurückgewiesen. „Um einem echten Frieden näher zu kommen, brauchen wir keine ‚Kontaktgruppen‘, sondern die nächste Friedenskonferenz, die alle Länder der Welt einlädt, um an einem gerechten Frieden zu arbeiten“, sagte Makeiev dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Um Frieden zurück zu erkämpfen und Russland diplomatisch zum Frieden zu zwingen, brauchen wir keine Vermittler, sondern Verbündete.“ Der einzige Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden sei der Zehn-Punkte-Plan, den der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vorgelegt habe.
Ausdrücklich kritisierte der Botschafter den SPD-Bundestagsabgeordneten und früheren Partei-Vizechef Ralf Stegner, der eine Teilnahme an einer Friedensdemonstration angekündigt hat, auf der auch die namensgebende Vorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auftreten soll. „Dass sich ein Demokrat nach einem Besuch in der Ukraine Wagenknechts Gruselkabinett anschließt, erfordert wohl besondere Geistesgymnastik.“ Die für den 3. Oktober geplante Demonstration bezeichnete Stegner als „Scheinfriedensdemonstration“.
Makeiev kritisierte, es gebe in der deutschen Debatte „jene selbsternannten Friedensstifter, die vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine keinen blassen Schimmer haben“. Dazu zähle Wagenknecht. „Seit 2022 fordert sie unter dem Deckmantel des „Friedens“ nichts anderes als die Legitimierung der russischen Besatzung“, sagte Makeiev. „Doch Besatzung ist kein Frieden.“ Er warf Wagenknecht vor, die Ukraine und ihre Bewohnerinnen und Bewohner ausliefern zu wollen: „Wagenknecht will ein Haus verkaufen, das ihr nicht gehört, und seine Bewohner der Gewalt ausliefern. Mit ihrer Maklertätigkeit für Moskau schadet sie letztlich dem gesamten Haus Europa. Sie will die europäische Sicherheitsarchitektur nach Kreml-Vorgaben zerreißen. Gäbe es einen Diktatfriedensnobelpreis, hätte sie ihn längst gewonnen“, sagte Makeiev. Es sei beschämend, dass deren Rhetorik nun auch bei anderen Parteien Widerhall fände.
Ex-Generalinspekteur warnt vor weiteren Waffenlieferungen: „Punkt ohne Umkehr“
Sonntag, 15. September, 7.43 Uhr: Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General a.D Harald Kujat, hat vor der Lieferung weitreichender westlicher Waffen an die Ukraine und einer Freigabe für den Einsatz gegen militärische Stellungen im russischen Kernland gewarnt. Im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) sagte Kujat: „Wenn jetzt weitreichende Waffen geliefert werden, dann werden die Möglichkeiten der Ukraine, solche Ziele anzugreifen, die für Russland eine existenzielle Bedeutung haben, steigen - und damit auch das Risiko, dass dieser Krieg ausgeweitet wird. Deshalb kann man nur warnen davor“. Der Ukraine warf Kujat vor, zu versuchen, „auch den Westen mit in diesen Krieg hinein zu ziehen“.
Ukrainische Angriffe auf Militär-Infrastruktur im russischen Kernland stellten ein „enormes Risiko“ dar, da das angegriffene russische Frühwarnsystem Teil des „nuklear-strategischen Gleichgewichts der beiden nuklearen Supermächte“ Russland und USA sei, sagte Kujat der NOZ. Der Westen müsse aufpassen, nicht andauernd „neue rote Linien“ zu überschreiten und schließlich an einen „Point of no return“ (zu Deutsch: „Punkt ohne Umkehr“, Anm. d. Red.) zu kommen.
Wechselnde Erfolge bei Kämpfen um Kursk
19.32 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrem Vorstoß in die westrussische Region Kursk neue Gebietsgewinne erzielt, aber auch Gebiete bei russischen Gegenangriffen verloren. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State berichtete, eroberten die ukrainischen Einheiten drei weitere Siedlungen.
Russische Gegenangriffe wiederum drängten demnach die ukrainischen Truppen in der Umgebung der Ortschaft Snagost zurück. Auf einer bei Deep State veröffentlichten Karte ist ein tiefer Einbruch in die ukrainischen Verteidigungslinien zu erkennen. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.
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