Assad meldet sich erstmals aus Moskau und gibt Syrien nicht auf
Der syrische Ex-Diktator Baschar al-Assad bestätigt seine Flucht nach Russland. Doch eine Kapitulation oder Eingeständnis klingt anders.
Moskau/Damaskus – Baschar al-Assad meldet sich erstmals nach seiner Flucht zu Wort. Der ehemalige syrische Diktator musste Hals über Kopf Anfang Dezember aus seinem Land fliehen, nachdem die Rebellen der Haiʾat Tahrir asch-Scham (kurz HTS) eine Stadt nach der anderen in Syrien einnehmen konnten. Dank seines Verbündeten in Russland fand der Despot in Moskau Zuflucht. Die Rebellen-Offensive sieht Assad als einen Akt des Terrors – die von den Medien lediglich als Befreiung Syriens inszeniert worden sei, wie sich der Diktator am Montag (16. Dezember) auf Telegram äußerte.
„Als sich der Terrorismus in Syrien ausbreitete und schließlich am Abend des 7. Dezembers 2024 Damaskus erreichte, kamen Fragen über das Schicksal und den Verbleib des Präsidenten auf“, beginnt Assad sein Statement. Kurz danach, in den Morgenstunden des 8. Dezembers, floh der Herrscher aus dem Bürgerkrieg in Syrien vom internationalen Flughafen in Damaskus nach Moskau. Laut Darstellung Assads habe Russland seine Flucht koordiniert und er sei zunächst in die russische Militärbasis Hmeimim nahe der syrischen Stadt Latakia geflohen. Von der Militärbasis aus sei er dann nach Russland evakuiert worden, sagt Assad weiter.
Assads Flucht nach Moskau: „Abreise aus Syrien“ nicht geplant laut Assad
Die Angaben zu seiner Flucht decken sich auch mit den bisherigen Berichten über seinen Fluchtweg. Dabei betont Assad in seinem Statement immer wieder, er habe die Flucht nie im Voraus geplant: „Erstens war meine Abreise aus Syrien weder geplant noch fand sie in den letzten Stunden der Kämpfe statt, wie einige behauptet haben.“ Laut Informationen, die Bloomberg vorliegen, sei Assad vor allem von seinem Verbündeten Wladimir Putin gedrängt worden, aus Syrien zu fliehen, als es absehbar war, dass die Rebellen die Truppen Assads besiegen würden.
Zu Beginn der Offensive in Syrien bombardierte die russische Luftwaffe noch Stellungen der Rebellen, um die Assad-Truppen zu unterstützen. Doch nachdem die Stadt Hama nur wenige Tage nach Aleppo gefallen war, realisierten die Russen schnell, dass das Assad-Regime sich nicht länger halten kann. Warum genau die Regierungstruppen so schnell von den Rebellen unter der Führung von Abu Mohammed al-Dscholani überwältigt wurden, verriet Assad in seinem Statement nicht.
Assad wollte nach eigenen Aussagen nie aus Syrien fliehen
Er betont aber: „Während dieser Ereignisse habe ich zu keinem Zeitpunkt erwogen, zurückzutreten oder Zuflucht zu suchen, noch wurde ein solcher Vorschlag von irgendeiner Person oder Partei gemacht. Die einzige Möglichkeit bestand darin, den Kampf gegen den terroristischen Ansturm fortzusetzen.“ Assad hatte das Land während seiner Herrschaft mit eiserner Faust geführt. Unter ihm tobte ein brutaler Bürgerkrieg in Syrien, der mit dem arabischen Frühling 2011 seinen Anfang hatte und seit über 12 Jahren das Land verwüstete.
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Anführer der HTS-Rebellen, Abu Muhammad al-Dscholani gab sich nach dem Sieg über Baschar al-Assad bewusst moderat. Denn die HTS-Miliz selbst ist von der UN als Terrororganisation eingestuft. Dscholani war bis 2016 Mitglied von al-Qaida, bis er die Organisation verließ und die HTS gründete. Mit der Eroberung Damaskus versprach Dscholani er wolle die religiösen und ethnischen Minderheiten im Land schützen. Wie es nun mit dem Land weitergeht, ist jedoch ungewiss. Nur eines steht fest: Die Schreckensherrschaft der Assad-Familie hat ein Ende. (sischr)