Der Countdown fürs Hotel-Projekt Almdorf in Tegernsee läuft
In Sachen Almdorf ist die Geduld des Tegernseer Stadtrats nach 13 Jahren erschöpft. Die klare Botschaft an den Projektentwickler lautet: jetzt oder nie. Rainer Leidecker gibt die Pläne nicht verloren und kämpft ums Baurecht. Aber die Zeit ist knapp: Am 25. August läuft die Frist ab.
Tegernsee – Der Tegernseer Stadtrat hat genug von den Versprechungen in Sachen Almdorf. Seit dem Jahr 2012 ist von einem Hotel der besonderen Art die Rede, von Investoren, die an der Neureuthstraße ein Schmuckstück der Hotellerie formen. Zuletzt wurde eine Investitionssumme von 30 Millionen Euro genannt. Doch statt großer Baumaschinen kamen immer neue Tekturen, also Planänderungen, insgesamt vier an der Zahl. 2019 wurde das Gasthaus Bergschwalbe abgerissen, um den Neubauten Platz zu machen.
Baufeld ist verwahrlost
Inzwischen ist das Baufeld verwahrlost, die klapprigen Bauzäune am Grundstück fallen öfter mal um. „Damit haben wir immer wieder zu tun“, berichtet Bürgermeister Johannes Hagn (CSU), den „der Saustall“ auf dem 4700 Quadratmeter großen Grundstück am Wanderparkplatz an der ganzen Sache am meisten ärgert. Als am 10. Juni der Antrag der Ernst Tengelmann Projekt GmbH, die Baugenehmigung ein zweites Mal zu verlängern, im Rathaus eintraf, zeigte der Stadtrat Zähne. Nach ausführlicher Beratung durch einen Fachanwalt und Diskussionen in nicht öffentlicher Sitzung verweigerte der Stadtrat bei seiner öffentlichen Sitzung im Juli geschlossen die Verlängerung. Das Gremium entschied, den Bebauungsplan aufzuheben und eine Veränderungssperre zu erlassen (wir berichteten).
Baugenehmigung läuft am 25. August aus
Seitdem tickt die Uhr. Am 25. August läuft die geltende Baugenehmigung aus. Bis dahin habe Projektentwickler Leidecker noch Zeit, eine sogenannte Baubeginnsanzeige einzureichen, erklärt Hagn. Ansonsten erlösche das Baurecht. Dabei, macht er klar, sei die Mehrheit des Stadtrats bisher hinter dem Projekt Almdorf gestanden. Die Planung sieht ein nobles Hoteldorf mit zehn Almgebäuden vor, eine solche Anlage könnte gut ins touristische Angebot passen. Aber das Ganze dauere einfach zu lange, meint Hagn: „Es gibt einen gewissen Abnutzungseffekt.“ Die Stadt sei kein Erfüllungsgehilfe für Investoren, betont der Bürgermeister, sondern setze Positionen auch durch. In diesem Fall heißt das: Entweder wird das Projekt Almdorf jetzt realisiert oder beendet. Dieses Vorgehen, so Hagn, sei auch ein Signal an andere. Laut Durchführungsvertrag hätte das Almdorf spätestens am 4. Oktober 2023 bezugsfertig sein müssen, merkt der Bürgermeister an. Rechtlich habe die Stadt ihre Position gut abgesichert: „Wir wollen ja nicht schadensersatzpflichtig werden.“
Mit den im Juli gefassten Beschlüssen hat der Stadtrat dem Projektentwickler die Pistole auf die Brust gesetzt. Im Beschluss hieß es, ein ernsthafter Baubeginn werde in Ermangelung eines Investors als nicht wahrscheinlich erachtet.
Projektentwickler gibt Pläne nicht verloren
Doch auch wenn der Countdown läuft: Leidecker gibt das Projekt, in dem schon sehr viel Geld und Arbeit stecken, nicht verloren. „Ich kann das Objekt doch nicht sterben lassen“, sagt er, ohne Details zu nennen. Nur so viel: In den vergangenen drei Wochen habe er Gespräche mit Vertretern der Stadt und des Landratsamts geführt: „Wir sind da in einem guten Einvernehmen.“ Mehr könne er wegen des extremen Spannungsfelds, in dem sich das Projekt befinde, nicht preisgeben. Begraben wolle er es aber keinesfalls. Die Gespräche führe er gemeinsam mit einem Architekten.
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Dass ein Investor fürs Almdorf in Sicht ist, hatte Leidecker im März dieses Jahres anklingen lassen, als er dem Stadtrat den vierten Änderungsplan präsentierte. Er habe nicht ins Blaue geplant, ließ er wissen. Das Gremium befürwortete den Entwurf, der 64 Luxusklasse-Betten im Bergidyll vorsieht. Die Genehmigung zu erteilen, ist allerdings Sache des Landratsamtes. Das hat den Antrag in Anbetracht der Lage auf Eis gelegt. „Bevor nicht eindeutig klar ist, was mit dem Bebauungsplan passiert, kann seitens des Bauamts vorerst nicht über die Tektur entschieden werden“, heißt es aus der Pressestelle.
Baugrundstück soll wieder grüne Wiese werden
Den Beschluss der Stadt, den Bebauungsplan aufzuheben, wenn kein Baurecht mehr besteht, und das Gebiet wieder dem unbebauten Außenbereich zuzuschlagen, sieht man im Landratsamt positiv: „Das kann von der Unteren Naturschutzbehörde nur begrüßt werden.“ Im Zuge des gerade laufenden Verfahrens zur Neuausweisung des Landschaftsschutzgebietes „Tegernsee und Umgebung“, teilt die Behörde mit, werde man dieses Thema aufgreifen und den Geltungsbereich der Verordnung dann entsprechend anpassen.