Star-Architekt entwirft Sportgymnasium: Er plante World Trade Center und das größte Wohnhaus Europas

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Daniel Libeskind hat diesen Entwurf gezeichnet. Der Architekt des neuen World Trade Centers soll das Sportgymnasium Geretsried entwerfen. © Studio Libeskind/Merkur-Archiv

Es gibt Streit um den Standort: 20.000 Quadratmeter Wald müssten für das Sportgymnasium fallen. Tausende haben dagegen unterschrieben. Jetzt wurden weitere Pläne bekannt.

Für die Sportgymnasiums-Befürworter sind es gerade ungemütliche Zeiten. Wie berichtet haben sich 4500 Geretsrieder mit ihrer Unterschrift gegen den Standort im Stadtwald ausgesprochen. Jetzt ist der Projektgesellschaft aber ein großer Coup gelungen. Prokuristin Ute Hennekes stellte am Donnerstagabend im Bauausschuss recht überraschend die erste Entwurfskizze eines Gebäudes im Stadtwald vor. Das Besondere daran: Der Plan stammt aus der Feder eines Star-Architekten. Daniel Libeskind hat ein besonderes Bauwerk entworfen, mit einer Kieselstein-Anordnung der Bauteile, mit Atrium und Dachgärten, Holz-Optik und nachhaltiger Bauweise. Das Ziel laut Hennekes: Die Architektur füge sich ziemlich nahtlos in die natürliche Umgebung des geplanten Gymnasiums ein – der Standort im Stadtwald ist wie berichtet hochumstritten.

Eigentlich ging es im Ausschuss um ganz andere Themen als das Sportgymnasium. Ganz kurzfristig habe die Projektgesellschaft aber die Entwürfe an die Stadt gegeben. Bürgermeister Michael Müller entschied, einen Info-Block am Ende der Sitzung einzubauen. „Was Sie jetzt erfahren, ist noch ofenwarm“, sagte er. Und nötig: „Es brennt ja. Das Informationsbedürfnis ist da“, sagte Müller und spielte auf das Bürgerbegehren gegen die Rodung der 20000 Quadratmeter großen Fläche im Stadtwald an. Dieses wird momentan geprüft. Hennekes sah ebenfalls ein großes Informationsbedürfnis für Räte und vor allem für die Geretsrieder.

„Ein absoluter Glücksfall“: Weltberühmter Architekt plant die Schule in Geretsried

Dass Libeskind zufällig den Leiter der Projektgesellschaft traf und die beiden über die Schule und die Idee plauderten, habe für das junge Unternehmen viel verändert. „Ein absoluter Glücksfall“ sei das spätere Angebot Libeskinds gewesen, die Schule zu gestalten. Der weltberühmte Architekt, der zwischen Berlin und New York pendelt, hat das neue World Trade Center, das Jüdische Museum in Berlin, das höchste Wohnhaus in der Europäischen Union – das 192 Meter hohe „Zlota 44“ in Warschau – und den Libeskind-Tower in Mailand entworfen.

Hennekes zeigte dem Gremium verschiedene Ansichten der Libeskind-Pläne. Um die Sporthalle herum, das Herzstück des Gebäudes, sollen sogenannte „Lernhäuser“ entstehen. Die rundlich bis ovalen Anbauten seien den Kieselsteinen an der Isar nachempfunden. „Die haben ihn beeindruckt“, erklärte Hennekes. Der 78-Jährige habe sich persönlich ein Bild von der Stadt Geretsried und der Fläche an der Adalbert-Stifter-Straße gemacht. Sein Entwurf sei inspiriert von der Umgebung des Neubaus. Das zeige sich an der Holzbauweise, den großen Gründächern und Natur-Elementen des Baus. Das Holzdach der Sporthalle erinnert an die Konstruktion über dem Münchner Olympiastadion.

„Ikonische Architektur“: Sportgymnasium in Geretsried geplant

Die Prokuristin sprach von einer „ikonischen Architektur“, die das Bauwerk zu einem „Leuchtturm“ für Geretsried und die ganze Region machen werde. Nicht nur als Schulstandort, sondern auch als Konzertsaal, Event-Location, Vereins-Trainingsfläche, öffentlicher Park und frei zugängliche Dach-Terrasse mitten im Grünen. Hennekes betonte mehrmals, dass Gebäude und Umfeld nicht ausschließlich für die Schüler, sondern für alle zur Verfügung stehen sollte.

Trotz der geplanten Nachwuchsförderung sei die Schule kein elitärer Zirkel: „Kinder aus Geretsried und der Region sollen vorrangig Plätze bekommen“, sagte Hennekes. Die Jungsportler könnten das Gymnasium verlassen ohne eine Abiturprüfung machen zu müssen: „Man kann auch die Mittlere Reife machen.“ Das Gymnasium sei eine staatlich genehmigte, gemeinnützige Einrichtung. Die Eltern sollen ein einkommensabhängiges Schulgeld bezahlen.

Nach Meinung der Befürworter schließt das geplante Gymnasium mehrere Lücken: In Geretsried fehlen erwiesenermaßen Sportflächen, außerdem soll im Landkreis perspektivisch ohnehin ein neues, viertes Gymnasium entstehen.

4500 Unterschriften gegen das Sportgymnasium im Stadtwald: Initiatoren in Gesprächen

4500 Geretsrieder haben sich an einem Bürgerbegehren gegen den Standort im Wald beteiligt: Die IG Wald will die Rodung des Teilstücks im Stadtwald verhindern. Hennekes betonte, dass die Sportschul-GmbH auch mit Vertretern der Interessensgemeinschaft in Gesprächen sei.

Der Stadtrat hat wie berichtet die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans beschlossen. Für den nächsten Schritt sollen noch im September – zur Stadtratssitzung am 24. – sämtliche Gutachten vorliegen. Etwa zum Emissionsschutz, zu Umweltaspekten, Altlasten im Untergrund und dem Verkehr werden Untersuchungsergebnisse vorgestellt. Dann wird eine Entscheidung von den Stadträten erwartet, ob die Planung auf dem Grundstück, das vom Gremium als am geeignetsten bewertet wurde, weitergehen soll. Zuletzt war eine deutliche Mehrheit des Rats dafür.

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