„Fühlen uns veräppelt“: Baumfällungen sorgen für Verdruss

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Auf dem Grundstück an der Königsdorfer Straße 17 in Wolfratshausen entstehen zwei psychiatrische Tageskliniken. Nun hat die Bauherrin, die Kliniken des Bezirks Oberbayern, die Fällung von zwei Bäumen beantragt. Die aber müssten laut Bebauungsplan erhalten bleiben. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Kliniken des Bezirks Oberbayern bauen in Wolfratshausen zwei psychiatrische Tageskliniken. Nun will die Bauherrin erneut Bäume auf dem Grundstück fällen.

Wolfratshausen – Auf dem Grundstück an der Königsdorfer Straße 17, auf dem das staatliche Forstamt stand, bauen die Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) wie berichtet zwei psychiatrische Tageskliniken. Das Projekt löste in den politischen Gremien der Stadt schon des Öfteren kontroverse Diskussionen aus. Einmal mehr in der Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats am Mittwochabend. Der Grund: Die Bauherrin will zwei Bäume fällen lassen, die laut Bebauungsplan unangetastet bleiben müssen. CSU-Stadträtin Renate Tilke sprach von einer „Tragödie“, der Umweltreferent des Stadtrats, Dr. Hans Schmidt (Grüne), geißelte, dass auf dem Grundstück „scheibchenweise“ alle Bäume verschwinden würden.

Wurzeln werden voraussichtlich bei Erdarbeiten „beeinträchtigt“

Der Bebauungsplan für das gut 2100 Quadratmeter große Areal setzt unter anderem zu erhaltende und zu pflanzende Bäume fest. Die kbo begründet die beantragten Fällungen unter anderem damit, dass vor geplanten Abgrabungen im Zuge des Versetzens einer Stützmauer auf die neue Grundstücksgrenze ein großer Teil der Baumwurzeln abgetrennt werden müsse. Der Einbau eines zusätzlich erforderlichen Schachts für den Schmutzwasserkanal zwischen dem Neubau und den Bestandsbäumen bedinge zudem, dass das Erdreich an dieser Stelle bis auf eine Tiefe von etwa 3,50 Metern aufgegraben werden müsse. Die Folge: Der Wurzelbereich der Bäume würde erheblich „beeinträchtigt“. Es bestehe die Gefahr, dass die kaum noch standfesten Bäume bei Unwetter auf den Gehweg und die angrenzende Bundesstraße fallen. 

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Aus Sicht der Verwaltung könne dem Antrag zugestimmt werden, bilanzierte Sebastian Sens, Mitarbeiter im Rathaus-Referat Planen und Umwelt. Vor allem angesichts des Gefahrenpotentials. Zudem die kbo zu Ersatzpflanzungen verpflichtet sei, konkret seien von der Antragstellerin „drei Ersatzpflanzungen mit entsprechend hoher Qualität vorgesehen“. Laut Bebauungsplan wären nur zwei Ersatzpflanzungen vorgeschrieben.

Auch wir sind sehr verärgert. Wir haben den Planern klargemacht, dass wir uns veräppelt fühlen. 

„Die Nutzung passt nicht zum Gelände“, stellte Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) zum wiederholten Mal fest. Er hatte dem Bauvorhaben stets seine Zustimmung verweigert – und lehnte auch die beantragten Baumfällungen ab. „Die haben vorher gewusst, was sie da hinbauen“, schimpfte Kugler. Umweltreferent Schmidt stellte fest, dass auf dem Grundstück „ein kleines Wäldchen“ gestanden habe, das inzwischen von der Bauherrin „abrasiert“ worden sei. Tatsächlich fielen dem Klinikbau bis dato bereits mehr als 30 kleine und große Bäume zum Opfer.

Für Stadträtin Tilke ist das Geschehen „eine Tragödie“

„Auch wir sind sehr verärgert“, sagte Rathaus-Mitarbeiter Sens. „Wir haben den Planern klargemacht, dass wir uns veräppelt fühlen.“ Doch sollten die besagten Bäume im Sturm umstürzen und es zu Sach- oder Personenschäden kommen, werde die kbo in Sachen Haftung in Erinnerung rufen, dass sie die Stadt auf die Gefahrenquelle hingewiesen habe. „Wir sind damit nicht glücklich“, lautete Sens‘ Fazit. Man müsse sich damit trösten, dass die Pflanzung dreier gesunder Bäume sinnvoller sei, als auf dem Erhalt von zwei Bäumen zu bestehen, die die Bauarbeiten mutmaßlich nicht überleben würden.

„Es ist eine Tragödie“, meinte CSU Stadträtin Renate Tilke. „Doch wir müssen zustimmen, weil eine Gefährdung vorliegt.“ Das taten mit Tilke sieben Mandatsträger– Kugler, Schmidt und dessen Parteifreund Hans-Georg Anders lehnten die beantragte Baumfällung ab.

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