Maro-Pleite: Landespolitiker fürchtet „Zitterpartie“ für rund 700 Mieter

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Der Landtagsabgeordnete Florian Streibl (re.) erläuterte auf Einladung der Bürgervereinigung Wolfratshausen im Wirtshaus Flößerei Hintergründe der Maro-Insolvenz. © Hans Lippert

Wie konnte die insolvente Maro-Genossenschaft in finanzielle Schieflage geraten? Der Landtagsabgeordnete Florian Streibl spricht in Wolfratshausen von einem „Strickfehler“.

Wolfratshausen – Schon wenige Tage nachdem Ende März die Nachricht die Runde machte, dass die Maro-Genossenschaft zahlungsunfähig ist, appellierte Florian Streibl, Fraktionschef der Freien Wähler (FW) im Bayerischen Landtag, an Finanzminister Albert Füracker (CSU) und Bauminister Christian Bernreiter (CSU), eine zeitnahe Rettung der Maro „in die Wege zu leiten“. In der Monatsversammlung der Bürgervereinigung Wolfratshausen (BVW) im Wirtshaus Flößerei betonte der Oberammergauer am Mittwochabend, dass die Bayerische Landesbodenkreditanstalt (Bayern Labo) „zu ihren Krediten steht“. Nun gelte es, bei weiteren Banken dafür zu werben, dass auch diese der Maro Vertrauen schenken.

Maro: Erhebliche Mietsteigerungen nicht ausgeschlossen

Die Maro hat Insolvenz angemeldet. Rund 700 Mietern, darunter die, die im Mehrgenerationenhaus der Genossenschaft in Wolfratshausen leben, droht der Totalverlust ihrer eingezahlten Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile. Je nach Größe der Wohnung im Mehrgenerationenhaus sind das mehr als 40 000 Euro. Geld, das zum Eigenkapital der Maro zählt, mit dem zumindest ein Teil der Handwerkerrechnungen bezahlt und Kredite beglichen würden. Noch steht nicht fest, was passiert, wenn der Insolvenzverwalter die Maro-Liegenschaften veräußern muss. In den Verträgen mit der Bayern Labo sei zwar grundsätzlich geregelt, dass einem Käufer „auferlegt“ werde, dass er weiterhin nur einkommensgeförderte Miete verlangen dürfe, so die Maro-Verantwortlichen. Doch ob diese Klausel im Insolvenzfall gilt, sei fraglich, räumt die Genossenschaft ein. Bei einem Eigentümerwechsel „kann es im ungünstigsten Fall zu erheblichen Mietsteigerungen kommen“.

Maro-Pleite: Landtagsabgeordneter Streibl fürchtet „Zitterpartie“ für rund 700 Mieter

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Warum geriet die Maro in Schieflage? Während Bauträger für jedes Projekt eine eigene Gesellschaft gründen, ist die Ohlstädter Genossenschaft ein Gesamtkonstrukt, erläuterte Streibl. Dies habe sich rückblickend als „Strickfehler“ erwiesen. Ein „Dominostein“ sei umgefallen – eine Bank hatte die Zusage für die Anschlussfinanzierung für ein Bauprojekt im Landkreis Ebersberg zurückgezogen –, das habe eine fatale Kettenreaktion ausgelöst. Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt verfolgt nun nach eigenen Worten das Ziel, den Immobilienbestand der Genossenschaft „vollständig“ zu erhalten. Bis Januar 2025, das schätzt Streibl, stehe der Insolvenzplan, den Willrodt und sein Team erarbeiten. Der Landtagsabgeordnete machte kein Hehl aus der Tatsache, dass es eine „Zitterpartie“ werde, ob bis Ende des Jahres vier, besser fünf Millionen Euro zusammenkommen, die zur Fortführung des Maro-Betriebs nötig sind. Derzeit liegen dem Insolvenzverwalter Absichtserklärungen in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro vor.

Wenn BayernHeim übernimmt, wird die Genossenschaft aufgelöst.

Im Worst-Case, im schlimmsten Fall müsste der Insolvenzverwalter einzelne Objekte veräußern. Dann könnte – Streibl unterstrich den Konjunktiv – die BayernHeim GmbH, ein Unternehmen des Freistaats, auf den Plan treten. Diese Forderung hatte Florian von Brunn, Fraktionschef der SPD im Maximilianeum, erhoben (wir berichteten). Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wies in diesem Kontext darauf hin: „Wenn BayernHeim übernimmt, wird die Genossenschaft aufgelöst.“ Er frage sich, ob das den „Genossen“ der SPD bewusst sei. „Die BayernHeim ist auch nicht der Rückversicherer für alles“, ergänzte Streibl. Michael Schrodi, SPD-Bundestagsabgeordneter für die Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck, hatte nach Hilferufen von Maro-Mietern aus seinem Wahlkreis zu bedenken gegeben: Eine Wohnungsbaugenossenschaft wie die Maro „ist grundsätzlich eine privatrechtliche Rechtsform, deren Risiken nicht zu 100 Prozent von der öffentlichen Hand abgedeckt werden können“.

Die Ohlstädter Genossenschaft hätte sich schlichtweg „verkalkuliert“, bilanzierte Streibl. Nun sei wichtig, „dass alle an einem Strang ziehen“. Fünf Banken hätten schon ihre Unterstützung zugesagt, „es müssen aber noch mehr werden“. Die „Superidee“ eines sozialen Miteinanders in einem bezahlbaren Wohnumfeld „darf nicht scheitern“. (cce)

Maro-Mieter danken für Solidarität

Im Namen der Bewohner des neuen Mehrgenerationenhauses in Wolfratshausen dankte Olaf Radziejewski denen, die sich unter dem Eindruck der Insolvenz mit der Maro solidarisieren. Radziejewski lobte den Genossenschaftsgedanken und das „tolle Gemeinschaftsleben“ im Mehrgenerationenhaus, in dem ältere Semester und Familien mit insgesamt 16 Kindern („bald sind es 18“) leben. Er betonte, dass 70 Prozent der Wohnungen einkommensgefördert, das heißt die Mieten bezahlbar seien. Dass den Bewohnern der Totalverlust ihrer Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile drohe, sei eine Hiobsbotschaft gewesen. Radziejewski weiß, dass einige seiner Nachbarn Kredite aufgenommen haben, um den Wohnungspflichtanteil – je nach Wohnungsgröße mehr als 40 000 Euro – an die Maro überweisen zu können. „Denen geht‘s jetzt nass rein.“

Rathauschef Klaus Heilinglechner betonte, dass die Mieter „in ihrer Wohnung sicher sind“. Trotz des laufenden Insolvenzverfahrens blieben die Mietverträge unangetastet. Das Grundstück hat die Kommune der Maro wie berichtet in Erbpacht überlassen. Tritt der sogenannte Heimfall ein, müsste die Stadt das Areal mit Gebäuden von der Ohlstädter Genossenschaft, konkret vom Insolvenzverwalter, zum aktuellen Verkehrswert zurückkaufen. Er hoffe zum einen, so der Bürgermeister, dass „die Genossenschaft erhalten bleibt“. Gelinge das nicht, „hoffe ich, dass die Stadt am Tag X das Geld noch hat“, um Grundstück und Immobilien zu bezahlen. (cce)

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