S7-Verlängerung nach Geretsried: NKU-Ergebnis bis „Mitte des Jahres“

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Eine neue Nutzen-Kosten-Untersuchung entscheidet über die Wirtschaftlichkeit der S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried. „Mitte des Jahres“ sollen Ergebnisse vorliegen.

Wolfratshausen – Das Jahr 2024 sollte ein sehr wichtiges für die geplante S-Bahn-Verlängerung von Wolfratshausen nach Geretsried werden. Schließlich sollte heuer der Spatenstich für die Baumaßnahme erfolgen. Stattdessen heißt es weiter sich in Geduld üben.

2024: Diese Zahl wurde viele Jahre als Baubeginn genannt – bis sie Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter Mitte 2022 einkassierte und den Start der für die Region wichtigsten Infrastrukturmaßnahme auf unbestimmte Zeit verschob. Bei einem Ortstermin 2023 in Wolfratshausen stellte der Verkehrsminister klar, dass die Staatsregierung weiterhin zum S-Bahn-Bau steht. Aber der Landespolitiker räumte ein: „Mir dauert das auch alles zu lange.“ Wo steht das Projekt derzeit? Auf diese Frage gibt es Antworten – auch wenn sie nicht sehr befriedigend sind.

Von NKU hängt auch Förderung ab

13 Jahre ist es mittlerweile her, dass erstmals ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet wurde – ein Meilenstein. Es folgten viele Umplanungen wie beispielsweise die Tieferlegung des Wolfratshauser Bahnhofs und 2020 ein zweites Planfeststellungsverfahren. Dann kam die Corona-Pandemie, die das Leben weltweit durcheinander brachte und sich auch auf das Verfahren auswirkte. Das Anhörungsverfahren musste grundlegend anderes gestaltet werden. Das führte zu weiteren Verzögerungen. Gleichzeitig explodierten die Kosten für das Prestigeprojekt zweite Stammstrecke in München. Nicht zu vergessen die Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), die in einer aktualisierten Form vorgelegt werden muss. Die erste NKU wurde vor mehr als zehn Jahren erstellt. In der Analyse werden dem Nutzen des Projekts die Kosten gegenübergestellt. Fällt die NKU unter den Faktor 1, gilt die Infrastrukturmaßnahme als unwirtschaftlich. Bei der ersten Untersuchung lag der Faktor knapp über 1.

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In diesem Punkt könnte es in diesem Jahr tatsächlich spannend werden: Heuer soll es endlich neue Zahlen geben. Das kündigt das Verkehrsministerium auf Nachfrage unserer Zeitung an. „Mit Ergebnissen kann Mitte 2024 gerechnet werden“, teilt eine Sprecherin mit. Näher eingrenzen lasse sich der Zeitraum nicht. Vom Ergebnis der NKU hängt auch ab, ob das Projekt mit öffentlichen Mitteln gefördert wird.

Diese Ergebnisse sind mehr als überfällig. Denn Minister Bernreiter hatte die neue Berechnung bereits vor zwei Jahren für Ende 2022 angekündigt. Und ebenfalls überfällig ist eine Neuberechnung der Kosten. Die aktuellste Rechnung stammt aus dem Jahr 2009. Damals war von 167 Millionen Euro die Rede für gut neun Kilometer Gleis, vier neue Bahnhöfe inklusive dem tiefergelegten in Wolfratshausen sowie acht Eisenbahnbrücken und drei Straßenbrücken und einer Abstell- und Wendeanlage in Geretsried-Süd. Von einer erheblichen Teuerung kann mittlerweile aber ausgegangen werden. Das gilt mit Sicherheit auch für die Mehrkosten in Höhe von damals geschätzt 44 Millionen Euro für den tiefergelegten Bahnhof samt Trogbauwerk, die sich der Freistaat, der Landkreis sowie die Städte Wolfratshausen und Geretsried teilen wollen.

Deutsche Bahn gibt sich zugeknöpft

Nicht nur die NKU spielt eine große Rolle. Auch der Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamts ist laut Verkehrsministerium von zentraler Bedeutung für die S7-Verlängerung nach Geretsried. „Den Beschluss erwarten wir für 2024“, heißt es dazu von Seiten des Ministeriums. „Um keine Zeit zu verlieren, verhandelt der Freistaat bereits parallel mit der Deutschen Bahn als Vorhabenträgerin den Bau- und Finanzierungsvertrag.“ Das ist keine Neuigkeit. In ähnlicher Form war diese Aussage schon öfter in unserer Zeitung zu lesen. Die Pressesprecherin konkretisiert: „Der Vertrag kann erst dann unterzeichnet werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss bestandskräftig ist und der Bund seine Mitfinanzierung zugesagt hat.“

Wir als Freistaat wollen die S-Bahnverlängerung nach Geretsried, damit die größte Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen endlich den dringend notwendigen Schienenanschluss bekommt.

Die Deutsche Bahn (DB) bestätigt, dass man in Sachen Realisierungs- und Finanzierungsvertrag mit dem Freistaat Bayern in Verhandlungen stehe. Ansonsten gibt sich die DB sehr zugeknöpft. Ein Sprecher teilt auf unsere Nachfrage außerdem mit: „Das Baurecht für die Verlängerung der S7 wurde beantragt.“ Eine Aussage über die Dauer des Verfahrens könne nicht getroffen werden, weil die DB nicht Verfahrensführerin ist.

Verkehrsminister ist optimistisch

Verkehrsminister Bernreiter versucht, trotz der jahrelangen Hängepartie Optimismus zu verbreiten. „Wir als Freistaat wollen die S-Bahnverlängerung nach Geretsried, damit die größte Stadt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen endlich den dringend notwendigen Schienenanschluss bekommt“, wird der Christsoziale in der Meldung zitiert. „Hierzu braucht es rechtskräftiges Baurecht und eine entsprechende Förderung durch den Bund.“ Der Minister verbindet das mit einer Forderung: „Der Bund muss hier seinen im Grundgesetz geregelten Aufgaben gerecht werden.“

Wenn die S-Bahn einst nach Geretsried fährt, bekommt Wolfratshausen eine komplett neue Station. 
Wenn die S-Bahn nach Geretsried fährt, bekommt Wolfratshausen einen komplett neuen Bahnhof.  © Foto: MM-Archiv

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