US-Wahl und Krieg in Nahost: Eine Gruppe könnte Harris um den Sieg in entscheidendem Swing State bringen

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

In Michigan könnte sich die US-Wahl entscheiden. Biden siegte dort auch wegen der arabischstämmigen Bevölkerung. Diese läuft zu Trump über.

Detroit – Michigan ist einer der Swing States und bringt 15 Wahlleute bei der US-Wahl 2024. 2016 gewann dort Donald Trump, 2020 dann Joe Biden. Bei Bidens Sieg spielten die Wähler arabischer Herkunft eine bedeutende Rolle – seine Vizepräsidentin Kamala Harris steht nun vor der Aufgabe, diese trotz der massiven US-Unterstützung für Israel im Krieg in Nahost erneut zu überzeugen. Gerade diese Gruppe könnte in dem wichtigen Staat den Ausschlag geben – aktuell vermutlich aber gegen Harris.

„Noch nie so enttäuscht“: Arabischsstämmige Amerikaner vor US-Wahl verzweifelt

Laut dem Arab American Institute leben in Michigan fast 400.000 arabischstämmige Amerikaner. Wie das Institut informiert, zeichnet sich zwischen Harris und Trump bei arabisch-amerikanischen Wählern ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Schon das bedeutet einen dramatischen Einbruch für die Demokraten, die noch 59 Prozent der arabischstämmigen Stimmen auf sich vereinen konnten.

„Gebt Völkermord auf“ und „Gebt Harris auf“ steht auf Schildern bei einer Wahlveranstlatunng in Dearborn, Michigan.
„Gebt Völkermord auf“ und „Gebt Harris 24 auf“ steht auf Schildern bei einer Wahlveranstlatunng in Dearborn, Michigan. © IMAGO/Dominic Gwinn

„Ich liebe dieses Land, aber ich sage Ihnen, wir waren noch nie so enttäuscht von diesem Land wie jetzt“, sagte Nabih H. Ayad, Vorsitzender der Arab American Civil Rights League, laut der Presseagentur AP. „Wir wollten der Demokratischen Partei die Möglichkeit geben, etwas zu tun, aber sie haben es nicht getan.“ Weiter äußerte er: „Die einzige Grenze, die wir nicht überschreiten dürfen“, sagte Ayad, „ist Völkermord.“ Er spielt damit auf Israels Vorgehen gegen Menschen im Gazastreifen an. Der Bürgermeister der mehrheitlich muslimischen Industriestadt Hamtrag, Amer Ghalib, unterstützt offen Trump: „Harris tut nichts, außer ein paar nette Zeilen in Reden zu sprechen“, sagte er.

Harris und Trump versuchen in Michigan, letzte unentschlossene Wähler zu mobilisieren

Harris hat bei den arabischstämmigen Wählern einen schweren Stand. Führer der „uncommitted“ Bewegung (auf Deutsch unentschieden), die aus der demokratischen Opposition gegen Präsident Bidens Politik gegenüber Israel und Gaza hervorging, haben erklärt, sie würden Harris nicht als Präsidentschaftskandidatin unterstützen, forderten ihre Anhänger jedoch auf, „gegen“ Trump zu stimmen. Harris‘ Kundgebungen werden oft von Demonstranten unterbrochen, die über den Krieg in Gaza verärgert sind. „Israel bombardiert, Kamala zahlt, wie viele Kinder habt ihr heute getötet?“, riefen die Protestanten etwa bei einer Rede in Ann Arbor.

Trump und Harris reisten am Freitag kreuz und quer durch die Swing States Michigan und Wisconsin. Am Vorabend des letzten Wochenendes des Präsidentschaftswahlkampfs machte Trump einen kurzen Zwischenstopp in der stark arabisch-amerikanischen Stadt Dearborn, Michigan, wo er zu einem Ende des Konflikts im Nahen Osten aufrief. Wie er dies zu erreichen gedenke, verriet Trump aber nicht.

Trump dämonisierte einst Araber – nun baut er auf ihre Unterstützung

Trump besuchte laut eines Berichts von npr auch das Café The Great Commoner in Dearborn. Auch diesen Auftritt nutzte er, um Wähler anzusprechen, die wütend über das Handeln der Biden-Regierung im Krieg Israels in Gaza und im Libanon sind. Trump: „Wir haben ein großartiges Gefühl für den Libanon und ich kenne so viele Menschen aus dem Libanon, Libanesen und die muslimische Bevölkerung, die mich mögen und ein gutes Verhältnis zu mir haben.“ Er „denke, wir werden ihre Stimmen bekommen.“

Dass ausgerechnet Trump nun die arabischen Wähler hinter sich bringen will, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Trump hat ein angespanntes Verhältnis zu arabischen und muslimischen Wählern, er hat gar einen Großteil des letzten Jahrzehnts damit verbracht, sie zu dämonisieren. In seinen ersten Tagen im Amt als Präsident unterzeichnete er eine Durchführungsverordnung, die Reisen aus mehrheitlich muslimischen Ländern verbot und hat seine Unterstützung für ein ähnliches Verbot im Falle seiner Wiederwahl zum Ausdruck gebracht. (cgsc)

.

Auch interessant

Kommentare